Tage in Burma - auf dem Fluss durch Myanmar

Mein Name ist Thagyamin – nein ich bin nicht der 5. Buddha.

Ich bin der Obernat, der, der die anderen 36 Hauptnats Myanmars befehligt. Ja – Sie wissen ja Nats sind wichtig für die Bamanen und Shan, Karen und Mon. Und auch für Besucher Burmas. Nats , sind unberechenbar und manchmal boshaft, ihnen muss geopfert werden und sie werden durch Geschenke gnädig gestimmt. Erlebt der Burmese Harmonie in der familiären und dörflichen Umwelt und ist er mit sich im Reinen, dann weiß er, kein Geist will ihm Böses. Nats sind somit Geister, die von den Menschen verehrt werden. Nats können schützen, aber auch Unglück bringen, da sie übermächtig sind. Neben uns 37 Hauptnats gibt es noch unzählige Hausnats, Dorfnats und Nats, die für ganze Regionen verantwortlich sind. Ich, Thagyamin, bin also der Obernat all dieser Schutzgeister. Ich erzähle Ihnen jetzt eine Geschichte, wie sie sich wirklich zugetragen hat. Eine Geschichte, die vielleicht sogar versteinert wird, so wie Buddhas Geschichte in Mandalay – Sie wissen schon das größte Buch der Welt…doch das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls erhielt ich Kenntnis, mittels Teilerleuchtung, dass eine große, verrückte Gruppe langnasiger und weißhäutiger Nichtbuddhisten auf dem Weg in mein Heimatland Myanmar seien. Mehr als 30 sollten es sein. Was wollen die in Burma? So viele auf einmal. Also, so dachte ich mir, das musst du beobachten. Vielleicht brauchen sie deine Hilfe oder ich kann ihnen den einen oder anderen Streich spielen. Vielleicht stimmen sie mich auch mit Geschenken gnädig. Diese Gelegenheit sollte ich mir also nicht entgehen lassen. Also auf nach Yangon - dort wo die großen Eisenvögel landen. Vielleicht kommen meine Schützlinge aus einem solchen Vogel gestiegen. Und tatsächlich – nach einigen Jahren, die ich an diesem Platz zubrachte, spuckt ein Vogel 31 Langnasen aus, die irgendwie zusammengehören. Das könnten sie sein. Eine Art Anführer geht vornweg, hin und wieder gestikuliert er wild mit Händen und Füssen. Er scheint zu versuchen, etwas zu erklären. In einer sehr unverständlichen Sprache. Und er sieht, im Gegensatz zu den anderen 30, sehr wild um die Haare aus. Vielleicht ein Kollege von mir, ein europäischer Nat, auch eine Art Schutzgeist. Ich werde immer neugieriger. Das muss ich mir anschauen.

Die Schwedagon Pagode

In jedem Fall müssen das sehr wichtige Bleichgesichter sein. Eine ganze Mannschaft burmesicher, dienstbarer Geister erwartet die Gruppe. Die kümmern sich um alles. Riesige Taschen und Koffer werden verladen. Jeder Handgriff wird den Gästen abgenommen. Zu den 31 Bleichgesichtern gesellt sich auf einmal eine waschechte Burmesin. Und sie scheint sogar der seltsamen Sprache mächtig zu sein. Es ist Miss Ie. Ich kenne sie, sie wandelt zwischen den Welten. Lebt halb in Myanmar und halb in der eiskalten Ferne. Warum, na wegen der Liebe. Und ein klein bisschen vielleicht auch wegen des tollen Lebens da. Jedenfalls kümmert sie sich fortan gemeinsam mit dem struppigen Anführer und seiner Frau um die bleichgesichtigen Gäste. Übrigens, ich als Obernat kann in verschiedene Körper schlüpfen, verschiedene Gestalten annehmen. Mir erscheint es am zweckmäßigsten als Taube der Gruppe zu folgen. Denn davon haben wir viele in Myanmar. So falle ich nicht auf und habe immer besten Blick. Doch was nun, wo sind sie geblieben? Auf einmal sind alle weg. Ins sündhaft teure Strandhotel – was wollen die da? Doch nicht etwa übernachten? Nur Schauspieler und Wirtschaftsbosse, korrupte Politiker oder Diplomaten wohnen sonst da. Doch als wäre es das normalste der Welt, alle 31 Leute quartieren sich da ein. Nach einigen Stunden kommen sie wieder raus. Kreuz und quer – scheinbar völlig ohne Ziel – fahren Sie durch Yangoon. Zuerst zum Markt, da sehen sie noch ziemlich hilflos aus. Staunen über die vielen kunstvollen Sachen, die es hier gibt. Filmen und fotografieren einfach alles was vor die Linse kommt. Entweder Wirtschaftsspione oder Fotojournalisten. Selbst mich, zum Glück als Taube getarnt, haben manche gefilmt. Doch gekauft, normalerweise der Sinn eines Marktbesuches haben die nichts. Ich verstehe diese Langnasen nicht. Später sehe ich sie wieder vor unserem alten Rathaus. Am Park mit unserer Freiheitssäule. Und wieder das gleiche: alles wird fotografiert und gefilmt: Ob Mönch oder Mädchen, ob Liebespaar oder kleines Kind. Und auch hier ist es wieder der Struppige – vor dem wirklich kein Motiv sicher ist. Sogar ein Mikrofon hat der auf seine Kamera gebaut. Also werden neben Bildern auch Töne mitgenommen. Am Abend, als Taube darf ich ins Strand nicht hinein, verwandle ich mich besser in eine Kleidermotte. Das fällt auch kaum auf und ich komme überall hin. Was ich da zu sehen bekam, kann ich hier nicht alles erzählen. Nur so viel: Getafelt und Getrunken haben die Leute als ob sie seit Tagen nichts zu Essen bekamen. Und, das hatte ich so vorher noch nie gesehen, die können Trinken, Essen, Schwatzen gleichzeitig und…dabei sogar noch ein Nickerchen machen…. Am Morgen fliege ich, wieder als Taube, erstmal zu meiner geliebten Shwedagon. Bestimmt kommen sie auch. Ja, da sehe ich sie, betont lässig schlendern sie auf der Plattform entlang. Dabei staunen sie in Wirklichkeit Bauklötzer. Weil so was Tolles wie unsere Shwedagon haben die noch nie gesehen. Das weiß ich als Teilerleuchteter nun genau. Jedenfalls lassen sie sich das kaum anmerken. Unsere Teilzeitburmesin erklärt und informiert was das Zeug hält. Jedes Buddhabildnis, jedes Tempelchen möchte sie genau erläutern. Tja, das muss man ihr lassen, sie versteht ihr Handwerk wirklich gut.

Novizen Prozession

Immerhin, auch unsere blassen Langnasen haben sich ihrer Schuhe und Socken (wozu haben die eigentlich Socken an – ist es nicht warm genug) entledigt. Aus Respekt vor unserem Glauben oder aus Angst vor unserer Religionspoliziei – das bleibt wohl ein Geheimnis. Und dann passiert wieder etwas völlig unverständliches. Sie wohnen im teuersten Hotel Myanmars und nun fahren sie mit der billigsten und unbequemsten Bahn der Stadt. Gemeinsam mit Hunderten Burmesen rund um Yangoon in der Circular Railway. Doch was ich dann sehe, schlägt doch der Pagode die Goldblättchen aus – wie man in Myanmar so zu sagen pflegt. Da gehen doch der Anführer und seine Frau durch den Zug und schenken hochprozentige Betäubungsmittel aus. Wie unsere Betelnusskauer. Nur ausspucken tun sie das Zeug nicht. Die schlucken es runter. Und manche nehmen sogar noch einen zweiten Becher… Herr HTWE und Frau OO, eine der letzten echten Puppenspieler unseres Landes, bespielen in Yangoons Innenstadt einen kleinen Theaterraum im ersten Stock eines alten Hauses. Gerade groß genug, um unsere Gruppe aus dem Abendland aufzunehmen. Zusätzlich hatte er den berühmten Thein Gi eingeladen. Er ist mit seinen knapp 80 Jahren Burmas Star der Marionetten. Jeder hier kennt ihn oder hat von ihm gehört. Wenn Thein Gi sogar für diese Gäste spielt, müssen die wirklich was ganz besonderes sein. Und sie haben Ahnung von unserer Kunst. Sie wissen die hohe Kunst des Marionetten Theaters durchaus zu würdigen. Bei normalen Touristen, die ja seit einigen Jahren auch unser Land besuchen, ist das höchst selten der Fall. So langsam gefallen mir diese Menschen. Das 999 Shan Noodle Haus hat auch noch nie vorher so viele verrückte Weiße gesehen. Und ganz sicher noch nie so viele Biertrinker auf einmal. An manchen Tisch wurden mehr als 10 Flaschen geschleppt. Und nun weiß ich: es gibt einen Zusammenhang zwischen Anzahl der getrunkenen Bierflaschen und Lautstärke der Gäste. Desto mehr Bier, desto mehr Geschnatter. Ich ahne schon, dass hier wohl des Öfteren noch das Bier ausgehen wird. Am Morgen verlassen die Gäste das Strand und zwar mit Koffern. Was nun, geht’s schon nach Hause denke ich mir. Denn die Fahrt geht wieder zum Platz der Eisenvögel. Einen solchen, wenngleich kleineren, besteigen die Leute. Und die schnatternde Miss Ie ist auch mit dabei. Na da will ich mal sehen, wohin die Reise geht. Der zuständige Nat der Eisenvögel kann mir Auskunft geben. Nach Heho, gen Inle See ins Shan Gebiet soll die Reise führen. Und ich habe auch erfahren, dass die „Edelreisenden“ wieder im besten und teuersten was unser Land zu bieten hat absteigen. Im Traumhotel Myanmar, im Aureum Inle See. Also auf zum Inle See. Kaum angekommen, ich sitze in einem der bunt blühenden Bäume, höre ich schon mehrere Boote ankommen. Hier am Inle See hört man diese lange bevor man sie sieht. Das liegt an den einzylindrigen 25PS Motoren aus China. Das geht ungefähr so: bubb bubb, bubbubbubb.

Auf dem Inle
Willkommen im Traumhotel

In 8 langen Booten reisen sie an. Mit 8-fachem Geknatter. Und auch diesmal wird denen jede Mühe erspart. Gepäck bringen dienstbare Geister und verteilen es auf die Zimmer. Nein Zimmer ist das falsche Wort, die langnasigen Urlauber wohnen in riesigen Teakholzvillen. Größer als manch einem seine Wohnung. Fast wie zu Kolonialzeiten. Naja, zum Glück sind es ja keine Engländer. Am Morgen, so gegen 9 erneutes Geknatter. Die Flotte rückt an. Und da schwärmen sie aus. Im Weberdorf Inpawkhone sorgt das Klacken der hölzernen Weberschiffchen für eine einzigartige Melodie. Seit Hunderten Jahren schon. An fuß- und handbetriebenen hölzernen Webstühlen sitzen die Frauen und weben. Stoffe aus Baumwolle, Seide und sogar aus den Fäden der Lotusblumen. Die Holzhäuser stehen auf Pfählen im See. Pittoreske Bilder – klar, dass die Besucher aus dem fernen Deutschland (da kommen die her, hat mir der zuständige Reiseverkehrsnat erzählt) nun gar nicht mehr von ihren Kameras lassen. Wie verrückt bannen sie alles was sich bewegt oder still sitzt, auf ihren Kamerachip. Fest verwachsen scheinen die Finger mit dem Objektiv. Und wieder am schlimmsten der kleine dickliche mit den struppigen Haaren und dem Mikrofon auf dem Apparat. Anschließend sehe ich die Gäste ausführlich tafeln. Überhaupt scheinen Essen, trinken und fotografieren die Haupttätigkeiten der Menschen da zu sein. Meditieren sah ich sie bislang nicht ein einziges mal. Geschweige denn fasten. So wie unsere Mönche jeden Tag. Also im Inle Heritage wird wieder mächtig aufgetragen. Vorspeisen, Fisch und leckere Desserts- und klar auch Bier wird die Kehlen hinunter gegossen. Am Abend – ich traue meinen Augen kaum – Esspause – also doch ein paar Stunden fasten. Die meisten zumindest halten sich daran. Klar, die Suppentante der Gruppe, die Frau des Struppigen lässt auch an diesem Abend ihr Süppchen nicht aus. Tag 6 der Reise, so erzählt der Anführer, bringt uns ganz in den Süden des Sees. Mehr als 1000 Pagoden stehen dort. Teils verfallen, teils brandneu – ein chaotisches und doch irgendwie auch harmonisches Bild. Der Weg dorthin führt über lustige Wasserstufen. Statt Schleusen, künstliche Stromschnellen per Boot zu durchfahren. Aus manchen der verfallenen Pagoden wachsen Bäume, andere glänzen golden in der Sonne. Ganz andere Bilder zaubern die schwimmenden Gärten. Aus Wasserlilien und Stroh, aus Seeschlamm und Sand. Tomaten und Kürbisse, Gurken und Blumen wachsen hier auf dem See. Derweil sitze ich wieder in meinem Baum am See. Gerade bin ich eingenickt, da höre ich wieder Tellergeklapper. Ich dachte abends wird gefastet? Nun das scheint eine Ausnahme gewesen zu sein. Am Pool richten die Hotelgeister (mit uns Schutzgeistern nicht verwandt und nicht verschwägert) ein riesiges Grillbuffett. Das würde bei uns für ein ganzes Kloster reichen. Naja der Vergleich hinkt. 1. Essen unsere Mönche nach 12 Uhr mittags nichts mehr und 2. Vertilgen Sie zum Mittag auch riesige Portionen. Wie auch immer, meine Lieblingsgäste (ja ich habe die schon richtig lieb gewonnen) kosten alles was auf den Grill kommt. Hammel und Rindfleisch, kleine Vögel und große Garnelen, Fische vom See und frisches Gemüse. Ein genüsslicher Abend wie mir scheint. Ich hab mich dann am übrig gebliebenen gelabt. Als die Langnasen in die Villen verschwanden. Und es war wirklich lecker.

Früh am Morgen wecken mich die Geräusche eines der großen Busse. Die klingen ganz anders als die knatternden Boote. Es ist kaum hell, steigen die Langnasen ein. Wieder ohne Gepäck. Das wird im kleinen Laster gefahren. Ich wundere mich, nach weniger als einer Stunde steigen alle wieder aus. Raus aus dem Bus, rein in den Zug. Wieso das, frag ich mich. Vielleicht hat ein Nat den Bus lahm gelegt? Nun gut, ich fahre mal mit, mit der Gruppe im Zug. Ich werde die Bleichgesichter ein wenig ärgern. Ich lasse die Wagen tanzen, nach rechts, nach links und immer im Takt. Doch die finden das lustig - und, das hab ich in diesem Zug überhaupt noch nie gesehen, trinken schon wieder hochprozentige Destillate. Whiskey heißt das eine und Kräuterlikör das andere. Und es macht wohl lustig. Denn das Geschnatter wird immer lauter. Also heißt die Formel auch, je mehr Destillate umso höher der Geräuschpegel. Nun – ich lasse die Waggons nochmal so richtig schaukeln und tanzen – bis kurz vor der Entgleisung. Dann ist der Bahnhof in Kalaw erreicht. Und da steht doch tatsächlich schon der Bus wieder bereit. Über Berg und Tal, durch kleine Dörfer geht’s gen Bagan. Der Bus wird zum Schlafwagen und so gibt es hier wenig zu berichten. Zwischendurch fallen die Deutschen noch im Golden Land in Yinmarbin ein – wie Heuschrecken in einer Plantage. Nudeln und Reis, Bier und Melonen – der Vorrat wird gen Null dezimiert. Traumhotel Bagan, hier im Aureum betten die Gäste ihr müdes Haupt. Wieder das feinste und Beste vom Besten. Doch die Nacht währt nicht lang. Es ist noch dunkel, ich schlafe fest auf meinem Baum, da fahren alte Busse vor. Meine Schützlinge werden auf ein großes Feld gebracht. Doch da sind sie nicht allein. Es scheint ein Langnasenversammlungsplatz zu sein. 100 vielleicht 200 Vertreter dieser menschlichen Spezies verweilen da. Dann, langsam zaubert die aufgehende Sonne die ersten rosa Schimmer an den Himmel, erfüllt ein ohrenbetäubender Lärm die stille, klare Luft. Riesige Ventilatoren blasen Luft in riesige Stoffsäcke. So lange, dass diese prall gefüllt überdimensionierten Birnen gleichen. Dann wird’s heiß – vor jedem dieser Stoffsäcke steht eine Oberlangnase und betätigt ein Feuerspeigerät. Die Luft im Sack wird warm, der Stoffsack steigt nach oben. Ballon nennen die das – Balloons over Bagan steht da geschrieben. Umso mehr Feuer die Oberlangnasen mit dem Feuerspeigerät erzeugen umso praller füllt sich der Ballon. Nun steigen die ersten dieser Stoffsäcke gen Himmel. Und unten hängen Körbe dran, da steigen die verrückten Bleichgesichter ein. Und zwar alle – nach und nach. Nur die schlauen Burmesen bleiben am Boden und räumen alles weg. Nun gut, denke ich, bist ja ein Obernat. Kannst dich ja verwandeln. Also begleite ich einen dieser Ballons als gemeine burmesische Landkrähe. Davon gibt es viele, so falle ich nicht auf. Nun erschließt sich mir auch der Name: Balloons over Bagan. Mit dem Ballon über den Pagodenwald von Bagan schweben. Das beeindruckt selbst mich, den Obernat. So habe ich die Stuppas und Tempel, Klöster und Pagodas Bagans noch nie gesehen. Einfach großartig. Kaum, dass die Körbe die Erde berühren, haben meine Schützlinge schon wieder ein Glas in der Hand. Naja, wundern kann ich mich da nicht mehr drüber. Prickelndes aus Frankreich – Champagner nennen die das. Ein solches Getränk am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.

Ballonfahren über Bagan

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Traumhotel steigen alle wieder in einen Bus ein. Der bringt sie zum Hafen von Bagan. Naja ein richtiger Hafen ist es ja nicht. Doch Schiffe und Boote liegen reichlich am Ufer. Ayeyarwady heißt der Fluß. Lebensader des Landes, schlängelt er sich von den steilen Abhängen des Schneegebirges bis ins Delta hinter Yangon, bevor er sich in die Andamansee ergießt. Auf eben diesem Fluß liegt ein ganz besonderes Schiff. Es hat einen Namen: Paukan 1947. Ein Überbleibsel der Kolonialzeit, ein fahrendes Hotel aus Teakholz und Stahl. Das scheint nun meinen deutschen Gästen zu gehören. Allesamt, einschließlich der schnatternden Burmesin, ziehen sie hier ein. Von den rund 20 Burmesen an Bord werden Sie empfangen wie Fürsten. Also doch wie vermutet überaus wichtige Gäste. Und … kaum an Bord, was soll ich sagen, wird getafelt an Bord, Futter auf dem Kutter – dazu noch vom Feinsten. Am Nachmittag schwärmen alle wieder aus. Per Bus, klimatisiert natürlich. Dem Schweben über den Wald der Pagoden folgen nun Besuche im Inneren derselben. Die größte, die älteste und die schönste wählen sie aus. Und na klar, das heißt Schuhe aus, Barfuss hupfen und Füße putzen - den ganzen Nachmittag lang. Unsere schwatzende Burmesin, Ms. Iee, berichtet von Buddhafiguren die erst lächeln und dann ernste Miene machen, wenn man näher kommt. Sie erzählt Geschichten vom Königshaus Bagans und auch von mir und meinen Kollegen, den 36 Hauptnats. Wir sind ja fast alle hier zu Hause, nein - nicht in Bagan. Auf dem Mount Popa natürlich. Den haben die Gäste nicht besucht, ich glaube, ich weiß auch warum. Miss Iee und der zottlige Anführer wissen nicht so recht was sie von uns Schutzgeistern halten sollen. Am Abend erklimmen sie eine der für Touristen erkletterbaren Pagodenterrassen. Nein – nicht um Buddha zu verehren oder was noch viel wichtiger wäre uns NATS zu huldigen. Nein, nein, diese Hoffnung war vergebens. Es ging mal wieder um Farbenspiele. Licht und Schatten, die der untergehende Sonnenball über die Pagodenspitzen zaubert. Und, die Mühe lohnt sich, sie werden nicht enttäuscht. Der Ballonfahrt über den Pagodenwald beim Licht der aufgehenden Sonne folgt der Sonnenuntergang vom Dach der Pagode. Ein einzigartiger Tag geht zu Ende. Erstmals betten die Gäste ihr müdes Haupt in ihrem Schiff zur Ruh. Ab heute, für die nächsten 10 Nächte, in einer kleinen niedlichen Kabine. Doch das scheint sie keinesweg zu stören. Gut gelaunt treffe ich die Reisenden am Morgen schon. Sie stürmen bester Laune die Shwezigon Pagode. Unsere Baganer Goldelse. Hier erzählt die kluge Frau Iee von uns Nats und von Buddhas Geschichte, sie zeigt die Wunschbäume am Fuße der Stupa und berichtet vom Baustil der Baganer Pagoden. Und na klar, auch der Markt wird besucht und unsere beste Lackfabrik. Echte Kunstwerke entstehen hier. Zum Bewundern oder zum Mitnehmen – ganz wie ein jeder es mag. Mittlerweile, so hat mir der Kalendernut bestätigt, ist bei den Gästen Tag 9 der Reise angebrochen. Nach dem Mittagessen heißt es Leinen Los Paukan 1947. Stromaufwärts geht die Reise. Das Dorf heißt SHWE PYI THAR. Es wird die erste Station der Kreuzfahrt sein. Da endlich bekommen die Deutschen mal Kontakt zu unserem ländlichen Myanmar. Sie sehen wie unsere Menschen leben und arbeiten. Können sogar eine Schule besuchen und mit den Kindern singen. Sogar ich, Thagyamin Obernat, war gerührt

Bagans schönster Tempel

Yandabo, Dorf der Töpfer und eines Friedensvertrages. Hier geht Ms Iee mit den Weißen auch auf Dorfspaziergang. Töpfe über Töpfe, wohin das Auge schaut. Aus dem Lehm vom Fluß, Sand und Asche entstehen kleine Kunstwerke aus der Hand der Töpfer. Gedreht und mit dem Musterholz gehämmert. Zum guten Schluss werden Tausende übereinander geschichtet. Mehr als 3 Tage dauert die Brenn - Prozedur. Danach finden die Töpfe ihren Absatz im ganzen Lande. Ostersonntag, Tag 11 für die Reisenden, hält besondere Erlebnisse bereit. Awe, einst eine unserer Königsstädte, ist heut ein verschlafenes Dorf. Doch sobald weißhäutige Menschen auftauchen entwickeln die Burmesen auch hier eine seltene Betriebsamkeit. „Kaufen, echte Münzen oder Postcards billig, billig. Später bei mir und nicht nur guggen. Ein Gong vielleicht oder Ketten echt Jade. Kaufen kaufen, macht mich happy“. Ich hatte mich für Awe in ein Pferd verwandelt. Das dass dumm war, merk ich zu spät. Schon bin ich angespannt an einer Kutsche. Muss traben mit 16 Kollegen durchs Dorf. Zum Teakholzkloster und Glockenturm, zur verfallenen Pagode und zum Bananenacker. Manche der Langnasen haben sich mit Mundschutz verkleidet. Nun sehen Sie aus wie ängstliche Chinesen beim Kantoner Citylauf. Ich als Nat jedenfalls habe trotz Pferdepflichten meinen Spaß. Hier in Awe sind einige meiner Kollegen in die Haut von Kindern geschlüpft. Sie verfolgen die Gäste in jeden Winkel, über die Felder und bis zum Boot zurück. „Willst Du nicht kaufen, macht mich nicht happy. Doch noch eine Kette oder ein schone Bild? Nicht teuer, kaufen- kaufen? Das nimmt kein Ende. Die NATS haben es geschafft, mancher Gast ist genervt. Die Straße nach Mandalay – hier endet sie. Die letzte Königsstadt Burmas ist erreicht. Das größte Buch der Welt, die weltweit längste Teakholzbrücke, das Gold des Mshamuni Buddhas – Myanmars heiligstem. Superlative der Millionenstadt. Aber auch eine Metropole des Geldes und des Handwerks, des ungebremsten Wachstums und sozialer Konflikte. Ich bin gespannt, was meine Langnasen hier wohl machen werden. Also gehe ich mit ihnen von Bord. Kuthodaw Paya – hier steht das größte Buch der Welt. In 729 Marmortafeln verschrifteten Hunderte Handwerker mittels Hammer und Meißel den Pali Kanon, die Heilige Schrift der Buddhisten. Jede Tafel wird von einer eigenen Pagode geschützt. In der Mitte erhebt sich ein goldener Stupa. Interessiert lauschen die Gäste den Erläuterungen der deutschen Burmesin oder ist Ms Iee eine burmesische Deutsche? Na egal, jedenfalls kennt sie sich gut aus mit der Geschichte unseres Landes, dem Buddhismus und den Geschichten von uns Nats. Nun ich lasse die Sonnen heute so richtig brennen, die Langnasen hüpfen über die aufgeheizten Marmorplatten – denn, na klar - auch heute heißt es Schuhe aus und barfuß durch das Heiligtum. Nur lesen und verstehen kann die Schrift auf den Tafeln wohl keiner. Seit hunderten Jahren wird in Mandalay Blattgold geschlagen. Von Hand mit einem schweren Hammer und auf Spezialpapier. Schwer ist diese Arbeit und karg der Lohn. Deshalb gibt es bei den Goldschlägern Nachwuchssorgen. Absatzsorgen natürlich nicht, denn das hauchdünne Blattgold wird gebraucht. Jedem gläubigen Buddhisten ist es Ehre und Bedürfnis zugleich Buddha Figuren mit Gold zu bekleben. Wir Nats müssen uns meist mit weniger edlen Gaben zufriedengeben. Doch das ist wieder eine andere Geschichte. Also, die Gäste besuchen die Goldschläger und staunen. Ms. Iee erläutert fachkundig den Arbeitsprozess.

Mit Paukan 1947 unterwegs

Amarapura: die Stadt der Unsterblichen. Einst selbst Königsstadt hat sie diesen Titel schlussendlich an Mandalay verloren. König Pagan selbst gab 1847 den Auftrag zum Bau einer Brücke über den Taungthaman – See. Um Palast und Kloster zu verbinden. U- Bein, seinerzeit Bürgermeister der Stadt, ließ den Bau ausführen. Aus Teakholz des Palastes von Innwa wurde eine mehr als 1200 m lange Brücke errichtet. Und da fahren meine deutschen Schützlinge nun hin. Der struppige Anführer und die Chefs vom Schiff hatten 8 kleine Boote gemietet. Fischer rudern die Gäste über den See. Zu den besten Aussichtspunkten. Zum Sonnenuntergang präsentieren sich Brücke, Menschen und See in einem märchenhaften und stetig wechselnden Farbenspiel. „Wie wandelnde Scherenschnitte“ meint eine der Langnasen zum Struppigen. Naja, tatsächlich, so sehen die Bilder Myanmars aus. Tja, es wäre keine Schumann Reise, gäbe es nicht auch noch während dieses fantastischen Erlebnisses, hochprozentiges im Glas. Sundowner von der schwimmenden Bar. Ich als Obernat habe mich mit dieser Langnasenkultur längst abgefunden. Also sorge ich mit einem tollen Sonnenuntergang ohne Dunst und Wolken für die entsprechende Atmosphäre. Man muss ja hilfsbereit sein. Schließlich hat der Zottlige mir schon Opfergaben gebracht. Doch das darf ich eigentlich hier nicht verraten. Vom Sonntag zum Montag bleibt Paukan 1947 vor Mandalay liegen. Es ist der 12. Tag, an dem die Gäste bereits unterwegs sind. Vielleicht reisen sie heute wieder ab, denke ich so? Da kommen Sie auch schon die Treppe hinauf gekraxelt. Aber ohne Gepäck, nur leicht gekleidet. Das sieht eher wieder nach einem Ausflug aus. Also hinterher. Zuerst begeben sie sich zum Maramunda Buddah. Unserem heiligsten Buddha Bildnis überhaupt. Das sieht man schon daran, dass er immer dicker wird. 15cm Goldumfang nahm er in den Jahrzenten zu. Eifrig kleben Gläubige ihre Goldblättchen an den Dicken. Unsere Langnasen wiederum wissen gar nicht wo sie zuerst hinschauen, hinknippsen und hinfilmen sollen. Die Hälfte der Gruppe nimmt glatt den falschen Ausgang. So geblendet sind sie vom Gold des Tempels. Mehr als 1000 Mönche leben im Mahagandhayon Kloster. Es gehört zu den größten des Landes. Daher fallen auch die Essensspenden gewaltiger aus. Rund 3.000 Dollar muss man schon investieren, will man die bis zu 1300 Mönche hier satt bekommen. Doch an Spendern mangelt es nicht. In riesigen Kochtöpfen wird Reis gekocht und zur Essensausgabe gebracht. In 2er Reihe stehen die Mönche bereits. Einer endlosen Prozession gleich schreiten sie anmutig und völlig geordnet zu Ihrer Mahlzeit. Für die Spender ist die Ehre groß, den Mönchen ihre Speise zu reichen. Es wird für besonders gutes Kharma sorgen. Ein kleiner Teil davon täglich wäre als Spende für mich als Obernat genug. Nun ja, die Mönche sind für unser Myanmar eben auch wichtig. Nicht nur Buddha und wir Schutzgeister. Der Mönchsspeisung folgt ein Besuch auf Mandalay Hill. „Wenn man alt werden will, also richtig alt, muss man einmal auf dem Mandalay Hill gewesen sein.“ So heißt es bei uns in Burma. Nun alle 1700 Stufen müssen meine deutschen Schützlinge nicht nach oben steigen. Einen Teil übernehmen kleine Personenbuslastkraftwagen. Aber ein Vergnügen sind die auch nicht. Doch es verkürzt den Weg hinauf erheblich. Oben angekommen zeigt die schnatternde Ms. Iee erstmal was in ihr steckt. Schimpftiraden gießt sie über die Eintrittspreiseinsammler aus. Schließlich habe sie ja schon bezahlt. Nun soll nochmal bezahlt werden. Eine Unmöglichkeit für Ms Ie. Und recht hat sie. Übrigens auf Mandalay Hill sind auch einige meiner Schutzgeisterkollegen zu Hause. Wir NATS werden hier oben verehrt und oft üppig beschenkt. Auch recht so.

U-Beinbrücke

Amarapura: die Stadt der Unsterblichen. Einst selbst Königsstadt hat sie diesen Titel schlussendlich an Mandalay verloren. König Pagan selbst gab 1847 den Auftrag zum Bau einer Brücke über den Taungthaman – See. Um Palast und Kloster zu verbinden. U- Bein, seinerzeit Bürgermeister der Stadt, ließ den Bau ausführen. Aus Teakholz des Palastes von Innwa wurde eine mehr als 1200 m lange Brücke errichtet. Und da fahren meine deutschen Schützlinge nun hin. Der struppige Anführer und die Chefs vom Schiff hatten 8 kleine Boote gemietet. Fischer rudern die Gäste über den See. Zu den besten Aussichtspunkten. Zum Sonnenuntergang präsentieren sich Brücke, Menschen und See in einem märchenhaften und stetig wechselnden Farbenspiel. „Wie wandelnde Scherenschnitte“ meint eine der Langnasen zum Struppigen. Naja, tatsächlich, so sehen die Bilder Myanmars aus. Tja, es wäre keine Schumann Reise, gäbe es nicht auch noch während dieses fantastischen Erlebnisses, hochprozentiges im Glas. Sundowner von der schwimmenden Bar. Ich als Obernat habe mich mit dieser Langnasenkultur längst abgefunden. Also sorge ich mit einem tollen Sonnenuntergang ohne Dunst und Wolken für die entsprechende Atmosphäre. Man muss ja hilfsbereit sein. Schließlich hat der Zottlige mir schon Opfergaben gebracht. Doch das darf ich eigentlich hier nicht verraten.Amarapura: die Stadt der Unsterblichen. Einst selbst Königsstadt hat sie diesen Titel schlussendlich an Mandalay verloren. König Pagan selbst gab 1847 den Auftrag zum Bau einer Brücke über den Taungthaman – See. Um Palast und Kloster zu verbinden. U- Bein, seinerzeit Bürgermeister der Stadt, ließ den Bau ausführen. Aus Teakholz des Palastes von Innwa wurde eine mehr als 1200 m lange Brücke errichtet. Und da fahren meine deutschen Schützlinge nun hin. Der struppige Anführer und die Chefs vom Schiff hatten 8 kleine Boote gemietet. Fischer rudern die Gäste über den See. Zu den besten Aussichtspunkten. Zum Sonnenuntergang präsentieren sich Brücke, Menschen und See in einem märchenhaften und stetig wechselnden Farbenspiel. „Wie wandelnde Scherenschnitte“ meint eine der Langnasen zum Struppigen. Naja, tatsächlich, so sehen die Bilder Myanmars aus. Tja, es wäre keine Schumann Reise, gäbe es nicht auch noch während dieses fantastischen Erlebnisses, hochprozentiges im Glas. Sundowner von der schwimmenden Bar. Ich als Obernat habe mich mit dieser Langnasenkultur längst abgefunden. Also sorge ich mit einem tollen Sonnenuntergang ohne Dunst und Wolken für die entsprechende Atmosphäre. Man muss ja hilfsbereit sein. Schließlich hat der Zottlige mir schon Opfergaben gebracht. Doch das darf ich eigentlich hier nicht verraten.
Vom Sonntag zum Montag bleibt Paukan 1947 vor Mandalay liegen. Es ist der 12. Tag, an dem die Gäste bereits unterwegs sind. Vielleicht reisen sie heute wieder ab, denke ich so? Da kommen Sie auch schon die Treppe hinauf gekraxelt. Aber ohne Gepäck, nur leicht gekleidet. Das sieht eher wieder nach einem Ausflug aus. Also hinterher. Zuerst begeben sie sich zum Maramunda Buddah. Unserem heiligsten Buddha Bildnis überhaupt. Das sieht man schon daran, dass er immer dicker wird. 15cm Goldumfang nahm er in den Jahrzenten zu. Eifrig kleben Gläubige ihre Goldblättchen an den Dicken. Unsere Langnasen wiederum wissen gar nicht wo sie zuerst hinschauen, hinknippsen und hinfilmen sollen. Die Hälfte der Gruppe nimmt glatt den falschen Ausgang. So geblendet sind sie vom Gold des Tempels.
Mehr als 1000 Mönche leben im Mahagandhayon Kloster. Es gehört zu den größten des Landes. Daher fallen auch die Essensspenden gewaltiger aus. Rund 3.000 Dollar muss man schon investieren, will man die bis zu 1300 Mönche hier satt bekommen. Doch an Spendern mangelt es nicht. In riesigen Kochtöpfen wird Reis gekocht und zur Essensausgabe gebracht. In 2er Reihe stehen die Mönche bereits. Einer endlosen Prozession gleich schreiten sie anmutig und völlig geordnet zu Ihrer Mahlzeit. Für die Spender ist die Ehre groß, den Mönchen ihre Speise zu reichen. Es wird für besonders gutes Kharma sorgen. Ein kleiner Teil davon täglich wäre als Spende für mich als Obernat genug. Nun ja, die Mönche sind für unser Myanmar eben auch wichtig. Nicht nur Buddha und wir Schutzgeister. Der Mönchsspeisung folgt ein Besuch auf Mandalay Hill. „Wenn man alt werden will, also richtig alt, muss man einmal auf dem Mandalay Hill gewesen sein.“ So heißt es bei uns in Burma. Nun alle 1700 Stufen müssen meine deutschen Schützlinge nicht nach oben steigen. Einen Teil übernehmen kleine Personenbuslastkraftwagen. Aber ein Vergnügen sind die auch nicht. Doch es verkürzt den Weg hinauf erheblich. Oben angekommen zeigt die schnatternde Ms. Iee erstmal was in ihr steckt. Schimpftiraden gießt sie über die Eintrittspreiseinsammler aus. Schließlich habe sie ja schon bezahlt. Nun soll nochmal bezahlt werden. Eine Unmöglichkeit für Ms Ie. Und recht hat sie. Übrigens auf Mandalay Hill sind auch einige meiner Schutzgeisterkollegen zu Hause. Wir NATS werden hier oben verehrt und oft üppig beschenkt. Auch recht so. 

Dörfer am Strom

In seinen „Tagen Burmas“ beschreibt George Orwell mit harscher Kritik die unmenschlichen Seiten des englischen Imperialismus zu Beginn des 20. Jahrhundert. Er spart auch nicht mit beißender Satire ob der Anfälligkeit vieler Burmesen für kleine und große Geldgeschenke und Privilegien. Korruption würde man das heute nennen. Eine schlimme Krankheit, von der Myanmar noch geheilt werden muss. Jedenfalls finden Orwells Tage in Burma weitgehend in Katha statt. Einer Kleinstadt am Fluß – nur wenige Meilen vor der 2. Schlucht des Ayeyarwady. Auf dessen Spuren wandeln heute die Gäste. Spazieren durch den englischen Klub und zum Wohnhaus, besuchen den Markt und schauen sich den Bahnhof an. Unterwegs mit 30 Fahrradrikschas – ganz wie in früheren Zeiten. Doch einiges hat sich geändert seit Orwells Tagen. Mopeds knattern zu Hunderten durch die Stadt, hier und da wachsen Bankglaspaläste neben Hütten empor. Und manch reicher Burmese stellt seinen fetten Jeep zur Schau. Am Abend sehe ich den Struppigen in der Hafenkneipe sitzen. Bei Rum und Bier direkt aus dem Fass. Dabei die halbe Besatzung und ein Teil der Gäste. Es ist sehr selten, daß sich hierher Langnasen verirren. Was es zu feiern gibt, würde ich gern wissen. Eine Hochzeit oder ein Familien Jubiläum? Aber wahrscheinlich trinken Sie wie gewohnt…“Auf eine gute Reise.“ Heute ist der 1. April. Früh am Morgen schon gehen die bleichen Deutschen auf Exkursion. Zu den Elefanten im Wald soll es gehen. Wenn sich das mal nicht als Aprilscherz entpuppt. Doch nun geht’s erstmal los. Mit dem Bus über Stock und Stein und durch den Fluss sogar. Durch den Wald gewandert und schon sind sie da. Von weitem schon hören die Gäste das Trompeten der grauen Riesen. Die Elefanten, scheinen die Gäste bereits zu erwarten. Besonders die kleinen Babys erlangen die Gunst der Besucher. Obwohl klein…selbst die jüngsten unter den Elefantenkindern schaffen es spielend manche Langnase in Angst und Schrecken zu versetzen. Ein wunderbar verspielter Morgen für Mensch und Tier. Am Nachmittag, ich glaube es kaum, dürfen die Gäste an Bord, sogar hinter die Kulissen schauen. Brücke und Küche, Maschine und Crewdeck – alles nehmen meine Deutschen ins Visier. Und mancher wundert sich, zollt der Mannschaft Respekt, ob der Leistungen die man erbringt auf so kleinem Raum. „Es erwartet uns eine Stadt der Superlative – Mingun. Die größte Ansammlung von Ziegeln, größte unvollendete Pagode der Welt. Minguns Glocke klingt noch klar als schwerste weltweit.“ So stimmt der struppige Anführer seine Gäste auf diesen Tag ein. „Und dann gibt es noch eine ganz ungewöhnliche Pagode. Hsinbyume Pagoda – die weiße Pagode. Sie bildet den Weltberg Meru nach und die 7 Weltmeere. Wellen symbolisieren das Meer. Erbarmungslos brennt die Sonne, heute verlangen wir den Gästen nochmal alles ab. Der Struppige ist schlau, gemeinsam mit 2 der Langnasen nimmt er einen der Ochsenkarren und erspart sich so den kräftezehrenden Marsch. RV Paukan liegt vor einer Sandbank. Mittlerweile sind die Gäste den 17. Tag auf Tour und passen sich an. Schwimmen nun sogar in unserem Fluß. Also nicht alle, nur 3. Vor 2 Wochen noch hätte sich das keiner getraut. Auf der Sandbank wird derweil von der Crew der Abschiedsabend vorbereitet. Wie burmesische Könige kommen sich die Langnasen vor. Tanz und reichlich Rum und Whiskey – und ein Buffet vom Feinsten. Die langen Nasen wissen, wie man genießt.

Bis zur großen Schlucht
Elephantencamp

„Die Straße von Mandalay. Hier endet sie, eine weitere Etappe unserer Reise geht zu Ende. Eine neue liegt vor uns. Freuen wir uns auf den weissen Strand von Ngapali. Die letzten Tage wuchs uns unsere Ms. Iee, die Lachende so richtig ans Herz, wurde zur guten Freundin und tolle Landerklärerin. Sie haben einen tollen Job gemacht“ so bedankt sich der struppige Anführer bei Ms. Iee. Ich flattere als exotische Kleidermotte im Bus zum Flughafen mit, schaffe es sogar mich auf den Flug nach Thandwe zu schmuggeln. Naja bin ja schließlich auch ein Obernat. Dicht bewaldete Berghänge liegen unter uns (bin ja wie gesagt mit im Flieger), üppig grünes Land – Palmen wiegen sich sanft im Wind. Oh – nun erreichen die Bleichgesichter das Paradies. Türkisblaues, badewannenwarmes, kristallklares Meer. Die Wellen schwappen über den blendend weißen Sandstrand. Ich glaube, nun wollen die Gäste gar nicht mehr heim. Wieder wohnen Sie im besten der Häuser am Strand, wieder im Traumhotel. Aureum Palace ist das zu Hause der Gruppe. Das Willkommensessen hat Chefkoch Erik gekocht. Delikat, lecker und reichlich. Die Gäste langen zu, na das bin ich ja schon gewohnt. Für Morgen lädt der Struppige zum Fisch bei Min Thu ein. Besonders mundet der grüne Papaya Salat. Gurkensalat, Barrakuda und Tintenfisch, Riesengarnele und Oktopus. Ein Genuss das ist klar. Nun sind schon 20 Tage vergangen. Eine Schifffahrt ist angesagt. Ngapali Princess so heißt das Boot. Das Traumschiff Myanmars. Doch vorher müssen die Gäste das Schaukelboot überstehen. Schnorcheln, fischen, schwimmen – Besuch in Fischerdorf aus einer anderen Zeit. Ein eindrucksvoller Tag so der Langnasen Meinung. Den letzten Tag am Ngapali Beach. Die Langnasen genießen den Tag. Sie tummeln sich im Meer oder hüpfen über den heißen Sand. Sie trinken – wie kann es anders sein – Gin Tonic und Bier und naja die Gespielin des Struppigen futtert ihre tägliche Suppe. Kurz bevor die Sonne glutrot im Meer versinkt spazieren meine Lieben am Strand entlang. Wo geht’s denn hin frag ich mich, dann fällt es mir ein. Das Sonnenuntergangsinselchen wird wohl das Ziel ihrer Wanderung sein. Natürlich liege ich richtig. Genau dort treffen sie ein. Und wieder wird aufgetafelt. Garnelen und Barracudafilets, Hühnchenschnitzelchen und Thunfischcarpaccio, Frittierte Calamari und Avocadosalat: einfach von allen, was die Küche des Meeres und des Landes hier so zu bieten hat. Und reichlich burmesischer Wein floss durch die Kehlen. 15 Flaschen habe ich gezählt und Bier noch dazu. Nun, so dachte ich als Obernat, da ist ein Schabernack gefällig. Ich sag dem Meeres Nat Bescheid, möge er den Gästen eine außergewöhnlich hohe Flut bescheren. Mal sehen, wie die Langnasen da von der Insel kommen. Ich hatte jedoch nicht die Hilfsbereitschaft der Einheimischen bedacht. Als hätten sie mit einer solch hohen Flut gerechnet, haben sie fluchs einen Fährdienst eingerichtet. Umweltfreundlich und CO² neutral. Was für ein Spaß. Doch so ein bisschen nass werden alle.

Nun endet auch die Strandetappe der Tage in Burma. Per Eisenvogel zunächst nach Yangon. Abschied vom goldenen Myanmar – jeder auf seine Art und Weise. Zum zweiten Mal während dieser Reise geht’s es zu unserem größten Heiligtum. Ich muss sagen, die Langnasen haben sich zu richtigen Liebhabern meines Landes entwickelt. Denn man soll die Shwedagon Pagode immer 2x besuchen, wenn man in Myanmar ist. Die wenigsten Besucher wissen das. Ja, ja die Shwedagon – der Legende nach 2500 Jahre alt. Gebaut um 8 Haare vom Buddha Gautama zu verwahren. Immer weiter vergrößert und prachtvoll erweitert. Könige und Fürsten spendeten Tonnenweise Gold und Edelsteine. Nahezu 100m erhebt sich der goldene Stupa über dem Hügel. Tausende Diamanten, Rubine und Edelsteine, über 60 Tonnen pures Gold zieren den Stupa. In der Spitze funkelt ein sage und schreibe 76 karätiger Solitär in der Sonne. Unermessliche Schätze, einzigartig in der Welt. Meine Gäste genießen die Shwedagon, jeder auf seine eigene Weise. Der struppige Anführer soll sogar schon zum vierten Mal hier auf der Pagode sein. Danach geht’s wie erwartet wieder ins STRAND. Nun ich kenne ja meine Deutschen schon. Sie sind echte Genießer und Kenner – es darf eben immer nur das Beste sein. Dann bricht der 8.April auch schon. Der definitive Abschiedstag von meinem Land und mir, Thagyamin dem Obernat. Doch ich will sie auch an diesem letzten Tag im Lande nicht allein lassen und schauen was sie treiben. Sie Frühstücken wie der Holzfäller im STRAND Restaurant, eine ganze Familie könnte tagelang davon zehren. Dann geht’s nochmal auf den Markt, die letzten Kyat ausgeben und einkaufen für die Lieben daheim. Yangons beste Gourmet - Adresse ist seit Jahren das La Planteur. In einem prachtvollen Kolonialgebäude am Inya See unweit der Residenz von der Lady, Aung San Su Kyi, wollen meine Gäste Abschied feiern – Farewell Lunch sozusagen. Nochmal richtig tafeln. Süßwassergarnele und Thunfisch Tartar. Fois Gras und feines vom Lamm oder lieber Fisch. Ein Schokoladentraum zum Schluss verwöhnt selbst anspruchsvolle Gaumen. Und dann noch ein Glas auf eine Schöne Reise. Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Mit vollem Magen und beseelt vom Glück besteigen sie wieder einen dieser Eisenvögel. Diesmal gen Westen. Bangkok und Frankfurt ist das Ziel.

Ich winke zum Abschied, doch keiner kann mich sehen. Nur der Struppige scheint mir zu zublinzeln – als wollte er mir heimlich DANKE sagen.

Tjej-zu-bae, Thwa-lai-maeno. Danke Auf Wiedersehen!

Bleiben Sie schön Gesund, mögen die burmesischen Schutzgeister immer ein Auge auf sie werfen. Es verabschieden sich von Ihnen Kerstin und Thomas Schumann – sowie Thagyamin der Obernat

Ngapali Beach