Zwischen Marrakech und der Sahara
Lange hatte ich geplant, Marokko wieder mit unseren Gästen zu bereisen. Doch wie immer, wenn wir eine neue Tour komponieren und einige Jahre nicht die Region bereisten, müssen wir selbst nochmals vor Ort recherchieren. Was hat sich verändert? Wie sehen die neuesten Hotels aus? Was kann man nicht mehr besuchen weil es sich nicht mehr lohnt? Wo trifft man heutzutage Land & Leute? Wo finden wir das authentische Marokko?
Also mache ich mich auf nach Marokko. Discover, die neue Ferienairline von Lufthansa, bringt mich schnell und direkt nach Marrakech. Hier war ich persönlich das letzte mal vor mehr als 10 Jahren. Um so gespannter bin ich: was hat sich verändert, ist es wirklich so überlaufen (Stichwort Overtourism)? Vom Flughafen direkt ins Stadtzentrum. Ich bin per Mietwagen unterwegs. Mir fällt sofort auf, dass alles viel sauberer und weniger chaotisch erscheint. Die Menschen schauen glücklich aus - scheinen vom Boom der letzten Jahrzehnte profitiert zu haben. Das bestätigen mir auch die meisten Marokkaner, mit denen ich in Marrakech ins Gespräch komme. Die Gäste aus aller Welt bringen also Wohlstand, der auch bei den Menschen ankommt. Erfreulich und nachhaltig. Dieser Wohlstand drückt sich in reger Bautätigkeit in Marrakechs Speckgürtel aus. Moderne Wohnungen entstehen auch für die Menschen, die vor knapp einem Jahr während des Erdbebens Ihr zu Hause verloren haben. Es tut sich was, so mein Gefühl. Dennoch finde ich auch noch die Märchenecken, das authentische Marokko, die Händler im Labyrinth des Souks. Auch auf dem Platz der Gaukler, dem legendären Djemaa el-Fna, herrscht spätestens mit einsetzender Dämmerung orientalisches Treiben. Wie seit Jahrhunderten schon. Obwohl manches hat sich auch hier verändert - die Obststände sind bunter, wirken fast als wären sie einem Designer entsprungen. Irgendwie nach europäischem Standard gefertigt. Es ist viel sauberer geworden, klar ein Vorteil. Die Schlangenbeschwörer, Märchenerzähler und Trommler, mobilen Zahnprothesenverkäufer und festlich geschmückten Wasserträger gibt es auch noch. Sie sind halt, wenn man ein persönliches Foto schießen will, auch teurer geworden. Mit ein paar Dirham kommt auch da nicht mehr weit. Nun auch Marokko ächzt und der Inflation. Dann mach ich mich auf in Marokkos Palmenhaine. Hier wohne ich im königlichen "Dar Ayniwen" - einem historischen Palast der einst einer orientalischen Prinzessin gehörte. Wunderbar - das wird das Schumann Reisen Refugium sein nehme ich mir vor.
Dann mach ich mich auf gen Süden. Ich will heute noch bis in die Dünen der Sahara. Schon bald passiere ich den legendären Tizi-n-Tichka-Pass im Hohen Atlas. Der Gebirgspass teilt Marokko in zwei Hälften – den grünen, modernen Norden und den abgeschiedenen, traditionellen, trockenen Süden. Entlang von majestätischen Zedern und Walnussbäumen fahre ich auf der gewundenen Straße bis auf 2260 Meter Höhe. Das Bergpanorama funkelt in der Morgensonne. An der Piste laden Terrassencafés zu einer Rast with a view ein. Am Fuße des Atlas empfängt mich die wohl bekannteste Ksar Marokkos: Aït Benhaddou. Die Lehmstadt schmiegt sich an einen Berghang am Ufer des Asif Mellah, dessen Flussbett im Sommer ausgetrocknet ist. Enge Gassen voller Teppich- und Keramikhändler führen durch den zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Ortskern hoch auf den Hügel, auf dem die Überreste einer stattlichen Kasbah thronen. Dann Ouarzazate, eine kleine Stadt am Rande Marokkos Wüste – und seit Jahrzehnten Kulisse für Blockbuster wie „Gladiator“, „James Bond“ oder Serien wie „Game of Thrones“. Hier lege ich eine kurze Rast. ein. Versorge mich mit Fladenbrot, Coca Cola und einem ganzen Kilo gerösteter Marokkanischer Nüsse. Richtige Wegzehrung als einsamer Autofahrer.
Schon aus der Ferne sticht die Wüstenstadt Tinghir hervor, wohl eine der schönsten Palmen-Oasen Marokkos. Oasen sind komplexe Gebilde und können dank intensiver Terrassenwirtschaft sehr ergiebig sein. Typisch für sie ist der dreiteilige Stockwerkbau: auf der untersten Ebene werden Getreide, Gemüse, Reis und Futterpflanzen angebaut, darüber niedrige Bäume, wie Feigen oder Granatäpfel. Außen bieten Dattelpalmen Schatten. Bis zu 1000 Jahre alt kann eine Palme werden. Datteln bilden dank ihres hohen Zucker- und Nährstoffgehalts die Grundlage der nomadischen Ernährung und sind begehrtes Handelsgut. Ein absoluter Höhepunkt: die Todra Schlucht. Mehr als 300m ragen die Felswände fast senkrecht empor. Der kleine Bergfluss bahnt sich gurgelnd seinen Weg. Immer weiter führt meine Etappe gen Süden. Geröll und Felslandschaft, dazwischen schimmern die ersten Sanddünen golden in der Sonne. Im späten Abendlicht erreiche ich die Sahara.
Mich empfängt Bari, einer der Wüstennomaden, die hier in Merzouga sesshaft geworden sind. "Viele Berberfamilien profitieren von den Gästen, die bis hierher in die Sahara kommen. Wir betreiben Wüstencamps, organisieren den Transport per Jeep und Dromedar und zeigen den Besuchern die Schönheit der Wüste." erzählt er mir. Wieder so ein Beispiel, wo Tourismus den Menschen unmittelbar vor Ort nützt und für Wohlstand sorgt.
Nun muss ich umsteigen auf ein Kamel, nein Dromedar, hat ja nur einen Höcker, mein Mietauto bleibt derweil am Familienhaus stehen. Auch hier kann man Zimmer mieten, wem der Weg in die Dünen zu beschwerlich erscheint. Ich entscheide mich für eine Nacht in den Dünen. Mein Ziel ist eines der Gastzelte der hier lebenden Berberfamilien. Hier wohne ich inmitten der Sanddünen. Jedes der Zelte ist mit Dusche und WC, richtigen Betten und feinem Teppich ausgestattet. Ein wunderbares Erlebnis. Mein Entschluss steht schon fest, das bieten wir auch unseren Gästen. Termin schon gebucht, Bari, mein "Berberfreund" ist begeistert. Unsere Gäste dann sicher auch.
Heute steht die längste Tagesetappe auf dem Programm. Rund 650km quer durchs Land. Vom äußersten Südwesten in den Osten an die Ufer des Atlantik. Eine spannende Tagesreise. Unterwegs stoppe ich mehrfach. Ich besuche einen Markt und probiere von den kulinarischen Genüssen der Straßenküchen. Am späten Nachmittag erreiche ich Agadir am kilometerlangen, feinen Sandstrand des Atlantik. Ich wohne direkt am Meer, im Sofitel Royal Bay Resort. Das großzügige Resort liegt am sicher schönsten Strandabschnitt von Agadir. Und es ist gar nicht so viel los. Also überlaufen ist es nicht. Ein Bad im Meer im Licht der untergehenden Sonne beschließt für mich diesen Tag. Danach gönne ich mir frischen Fisch im Promenaden Restaurant. Am nächsten Morgen geht´s wieder heim - mit Discover ab Marrakech.
Fazit meiner Reise: Ja Marokko hat sich verändert. Den Menschen geht es besser, so mein Eindruck, der nur ein kleiner Ausschnitt sein kann. Marokkos Bevölkerung profitiert von den Touristen direkt und mittelbar. Die Infrastruktur (Straßen, Hotels, Flughäfen und Restaurants) wurde in den letzten Jahrzehnten auf nahezu europäisches Niveau gehoben. Die Schattenseiten gibt es auch: das Leben für die Marokkaner wurde teurer. Manche Dörfer präsentieren sich heute weniger ursprünglich als vor 20-30 Jahren. Doch vieles Authentisches konnte bewahrt werden. In den Bergen und in der Wüste fühlt man sich noch immer zurückversetzt in die Zeiten, als große Karawanen von Timbuktu nach Marrakech zogen. Und auch in Marrakech, der beliebtesten Stadt Marokkos, kann man die authentischen Ecken finden, mit den Bewohnern im Souk plaudern und Menschen bei Ihrer täglichen Arbeit zuschauen.
Also - Marokko Schumann Reisen kehrt zurück.
Hier geht´s zum Reiseangebot:
Marokko - Märchen aus 1001 Nacht
MARRAKECH – SAHARA – GOLDENER STRAND