Kreuzfahrt ins Blaue, Kreuzfahrt unter Freunden, Kreuzfahrt zu den Wiener Sängerknaben – alle habe ich mitgemacht. Nie habe ich mir eine dieser Höhepunkte entgehen lassen. Doch diesmal musste ich eine gefühlte Ewigkeit warten bis es endlich heißt: „Herzlichen Willkommen zur Kreuzfahrt unter Freunden – willkommen auf unserer Reise zum König von Schweden.“ Eigentlich sollte diese tolle Reise mit der World Voyager ja bereits im Sommer 2020, dann 2021 stattfinden. Doch in beiden Jahren war eine solche Reise nicht zu denken. Die Corona Pandemie wütete noch in weiten Teilen unserer Welt. Doch nun verliert sie langsam ihre Schrecken. Also kann die Kreuzfahrt unter Freunden endlich stattfinden – König von Schweden, wir kommen!
Wir schreiben Samstag den 27. August – der Sommer war eine einzige Hitzeplage. Wochenlang kein Regen, kein kühles Lüftchen, Bäume und Rasen wie in einer Steppe. Ja, ja wir merken die Klimakatastrophe auch bei uns deutlich. Gut, dass sich so viele Menschen engagieren und etwas dagegen unternehmen. Schumann Reisen zum Beispiel – wollen Jahr für Jahr Emissionen einsparen und den dann noch vorhandenen Rest komplett über klimafreundliche Projekte und Zertifikate kompensieren. „Unser Ziel ist es zukünftig möglichst klimaneutrale Reisen anzubieten. Sie sollen auf Reisen mit uns einen weniger klimaschädlichen Fußabdruck hinterlassen als würden Sie zu Hause bleiben. Reisen aber nachhaltig - das ist unser Ziel“ höre ich Thomas Schumann immer wieder sagen. Natürlich wundere ich mich da nicht, dass der Chauffeur der uns heute abholt mit einem vollelektrischen Mercedes vorfährt. Zubringer ohne Abgase, ist das nicht toll? Vielleicht gibt es solche Lösungen ja auch bald bei den großen Reisebussen. Thomas Schumann würde das sofort umsetzen, das weiß ich genau.
In unserem also noch dieselbetriebenen Reisebus fahren wir gen Norden. Hannover, unser erstes Ziel. Spaziergang mit einem echten Experten durch die Herrenhäuser Gärten. „Die Herrenhäuser Gärten gehören europaweit zu den bedeutendsten und besterhaltenen Barockgärten – ein bemerkenswertes Beispiel europäischer Gartenkunst. Der Große Garten gilt als das Herzstück. Die mehr als 50 Hektar große Gartenfläche ist in ihrer Grundstruktur heute so gut wie unverändert. Neben der beeindruckenden Gartenkunst begeistern auch die verschiedenen Skulpturen, die zu einzelnen Veranstaltungen illuminiert werden sowie die große Fontäne mit ihrer 70 Meter hohen Wassersäule.“ erklärt uns unser Gästeführer. Echt schön, beeindruckend sind auch die Wasserspiele, klar, dass wir diese nicht verpassen. Im noblen „Luisenhof“ beziehen wir unser Quartier für eine Nacht. Echt prima. Zum Abendessen spazieren wir ein Stück durch Hannovers Innenstadt. Im Restaurant Al Dar erwartet uns das Willkommensabendessen. "Eine Reise durch den Orient" – Spezialitäten für Reisefreunde. Auch wenn es eine etwas lange Reise ist, kulinarisch ein Traum. Glücklich und sehr, sehr schläfrig bette ich mein müdes Haupt in die kuschelweichen Kissen. Gute Nacht, morgen gehen wir an Bord.
Zunächst Hamburg – der Hafen gilt als einer der wichtigsten der Welt. Gemessen am Güterumschlag belegt Hamburgs Hafen Platz 1 in Deutschland, den 3. Platz innerhalb Europas und weltweit gehört er zu den TOP 20. Vom Bus aus können wir die Größe nur erahnen. Gegen Mittag erreichen wir den Nord – Ostsee – Kanal. Der Kiel Kanal, wie er auch genannt wird, ist die meist befahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Welt. Er verbindet die Nordsee mit der Ostsee. In seiner Bedeutung ist der Nord-Ostsee-Kanal nicht nur wichtiger Teil der regionalen Wirtschaftsstruktur, sondern auch wesentlicher Baustein des transeuropäischen Verkehrsnetzes. Durch seine Weg- und Zeitvorteile stellt die Bundeswasserstraße Nord-Ostsee-Kanal für die internationale Schifffahrt einen großen wirtschaftlichen Vorteil dar. Direkt an dieser eindrucksvollen Wasserstraße feiern wir unseren sonnigen Sonntag. Im Margaretental erwarten uns leckere regionale Köstlichkeiten und mitreisende Musik. Und dies vor der spannenden Kulisse vorbeifahrender Ozeanriesen. Dann endlich zum Schiff. World Voyager liegt ganz versteckt im Ostuferhafen. Umständlicher geht´s kaum, die Schumänner hatten sich das Boarding wirklich anders vorgestellt.
Wie auch immer, endlich bin auch ich an Bord. Ein wirklich wunderbares Schiff. Es gleicht eher einer großen Yacht denn einem Kreuzfahrtschiff. Also ich fühle mich sofort wie daheim. Majestätisch gleitet die World Voyager die Kieler Förde hinaus in die Ostsee hinein. Kulinarisch? Ein Traum, phantastische Küche an Bord. Bornholm: die Insel gehört zu Dänemark und wird unser erstes Exkursionsziel sein. Mit seinen kleinen Schwesterinseln, den Erbseninseln rund um Christiansø, bildet Bornholm den östlichsten Ausläufer Dänemarks. Landschaftlich zeigt sich die Insel mit feinen Sandstränden, steilen Klippen, Wald und Feldern sehr abwechslungsreich. Für das Bornholmer Kunstmuseum hätte sicher kein würdevollerer Platz gefunden werden können. Rund 6 Kilometer von Gudhjem entfernt, hoch oben auf den Helligdomsklippen thront das denkwürdige Gebäude. Die Architektur gilt nicht nur innerhalb Dänemarks als besonders modern und ausgeklügelt. Gezeigt werden auf 4000 m² neben moderner Kunst, auch ältere Werke sowie Handwerk. Das Museum gliedert sich in drei Ebenen. Der Standort wurde sicher mit Bedacht gewählt. In früheren Zeiten war die Region für eine heilige Quelle bekannt, zu der viele Pilger aufgrund ihrer heilenden Wirkung kamen. Die Quelle wurde in das Museumsgebäude einbezogen. Das heißt, sie verläuft nun unmittelbar durch das Bauwerk, um die geistige Entwicklung aber auch Erholung zu symbolisieren. Das alles und noch viel mehr erklärt uns die Sanne Prag in Ihrem Museum. Beeindruckend und überraschend. Dazu kommen, wie bei Schumann Reisen üblich, wieder regionale Leckerbissen und feine Tropfen im Glas. Kunst und Kulinarik im Einklang – so liebe ich das Reisen.
Dann heißt es Leinen Los – Kurs auf Gotland. Das Gala Dinner an Bord lässt keine Wünsche offen. Mittlerweile beruhigt sich auch die See. Denn für den Gotländer Hafen Visby darf die Ostsee nicht gar zu stürmisch sein. Sonst kann man das Schiff nicht sicher an die Kaimauer manövrieren. Bei uns geht glücklicherweise alles gut. Schon zur Frühstückszeit wird die World Voyager im Hafen von Visby vertäut. Unser Rundgang kann beginnen. Visby gilt als eine der am besten erhaltenen Hansestädte und ist deshalb seit dem Jahr 1995 auch UNESCO Weltkulturerbe. Mit ihren fünfzig Wachtürmen, Toren, Zugbrücken und Wällen gibt sich die mittelalterliche Stadt so trotzig, als müsse sie ihren Reichtum aus der Hansezeit auch heute noch vor Plünderern schützen. Innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer erstreckt sich die Altstadt von Visby in einem Labyrinth aus engen, im Sommer reichlich blühenden Gassen und schmalen Treppenstiegen. Alte Fachwerkbauten und Treppengiebelhäuser, noble Kaufmannsvillen, Kirchen und Klöster prägen das gepflegte Stadtbild Visbys. Die alten Kaufmannshäuser und der Hansehafen erinnern noch heute an Visbys wichtige Stellung in der Zeit der Hanse. Gotland hat sogar eine Eisenbahn. Die führt uns nach Roma. Tolle Geschichte(n) rund um die Insel, ihre Kirchen und Menschen. Gotland ist ganz klar ein Höhepunkt der Reise. Dann heißt es wieder Leinen Los – diesmal mit Kurs auf die Hauptstadt Schwedens, Stockholm. Doch vorher heißt es „Nachhilfeunterricht“ in Sachen Nachhaltigkeit. "Wo geht die Reise hin" – ein Blick voraus mit Prof. Dr. Harald Zeiss. Der durchaus sympathische jüngere Herr (er hat echt auch den Altersdurchschnitt etwas drücken können) gilt als die Koryphäe in Sachen nachhaltiger Tourismus und lehrt jungen Touristikern an der Hochschule Harz weshalb das so wichtig ist und wie man das macht. Diesmal war seine Aufgabe eine andere. Diesmal interessieren sich nicht nur die Reiseprofis für dieses Thema, vielmehr sind es die Gäste der Reise, die Platz nehmen und staunen. In kurzweiliger zuweilen humorvoller Art und Weise erfahren wir was gerade passiert mit unserem Planeten und hören auch von Lösungen und kleiner, sowie großen Schritten. Ich jedenfalls bin sehr angetan.
Stockholm, die Hauptstadt Schwedens, ist eine Perle. Gebaut auf vielen Inseln liegt sie zwischen Ostsee und dem See Mälaren. Daher ist sie vom Wasser geprägt. Unzählige Sehenswürdigkeiten, gemütliche Cafés und Museen erwarten dich in der schwedischen Hauptstadt, die einfach ein Traum ist. Ganz gewiss zählt Stockholm zu den schönsten Hauptstädten Europas. Schon die Einfahrt durch den Schärengarten ist ein fantastisches Erlebnis. Seit früh um 5 bin ich schon auf dem Sonnendeck. Mehr als 30.000 Inseln soll es hier vor Stockholm geben. Bei 100 habe ich aufgehört zu zählen. Dann machen wir fest nur wenige Minuten von Stockholms Wohnzimmer entfernt. Doch erstmal wandern wir ein Stück. Da steht eine doppelstöckige Bahn bereit. Wau – so etwas habe ich ja noch nie gesehen. Einfach klasse. Wir steigen ein und los geht’s auf Rundfahrt per Bahn. Am Königspalast steigen wir das erste Mal aus. Was für ein Prunk, was für eine Pracht. Und dennoch kein Museum, hier empfängt der König, Carl XVI. Gustaf, mit seiner Gemahlin Silvia gekrönte und ungekrönte Häupter. Hier findet das alljährliche Nobelpreis-Bankett statt, hier werden Jubiläen auch mal ausgelassen gefeiert. Wir schauen uns alles genau an. Dann zur Vasa, nein hier geht es nicht um Knäckebrot, sondern um ein weltberühmtes Schlachtschiff. Das Schiff Vasa sank 1628 vor Stockholm noch auf seiner Jungfernfahrt. Nach 333 Jahre am Meeresboden wurde das imposante Kriegsschiff geborgen, woraufhin es eine neue Reise antrat. Heute ist die Vasa das am besten erhaltene Schiff des 17. Jahrhunderts und in Stockholm in einem eigens dafür errichteten Museum zu bewundern. Dieser einzigartige Kulturschatz umfasst 98 Prozent der Originalteile, darunter Hunderte kunstvoll geschnitzter Holzskulpturen. Ich bin schwer beeindruckt. Nach so viel Prunk und Geschichte kommt mir die Einkehr bei Ulla Windblath gerade recht. Hier wird mal wieder getafelt. Feinste Heringshappen und frischer, fantastisch schmeckender Fisch – verfeinert mit edlen Tropfen im Glas. Nun noch Stockholm von oben. Aus der Vogelperspektive. Sage und schreibe 4 Helikopter stehen für uns bereit. Schärengarten, Häfen, Königspalast, Inseln und Kanäle – die ganze Stadt liegt uns zu Füßen. So habe ich Stockholm noch nie gesehen.
Den ganzen Vormittag fahren wir durch eine unwirkliche Schärenwelt. Wieder hunderte Inseln und Felskuppen. Stahlblaue Ostsee ringsherum. Die Sonne sorgt für funkelnde Lichtspiele. Wir erreichen eine geheimnisvolle Inselwelt. Åland – nicht so richtig schwedisch und auch nicht wirklich Finnland. Die Inselgruppe genießt weitgehende Autonomie, besitzt sogar eine eigene Flagge. Vor Mariahamn, hier legen wir an. Hier können wir auch die „Pommern“ eines der letzten erhaltenen Viermastbarken besichtigen. Was für ein riesiger Lastensegler. Schon aus Stahl gebaut befuhr die „Pommern“ fast 50 Jahre die Weltmeere bevor sie vor Mariahamn das letzte Mal festmachte. Jan Karlsgården fühlen wir uns einige Jahrhunderte zurückversetzt. Bauernhäuser und Windmühlen, Ställe und Bootshäuser aus längst vergangenen Zeiten. Daneben thront das alte Königsschloss Kastelholm. Åland ist wirklich eine wundervolle Insel. Am Abend wird es wieder spannend. „Was ich schon immer über das Klima wissen wollte“ – so die Überschrift des heutigen Expertenvortrags. Dr. König-Langlo ist ein erfahrener Klimawissenschaftler. Auf zahlreichen Expeditionen in die Polargebiete, einschließlich einer Überwinterung in der Antarktis, wurden von ihm Klimadaten erfasst. Seine in über 30 Jahren am Alfred-Wegener-Institut gewonnenen Messungen fasste er zu Langzeitbeobachtungen zusammen. Besonders wichtig war ihm dabei eine verständliche Aufbereitung und Veröffentlichung im Internet. Die Daten sind hochbegehrt und für Jedermann frei zugänglich. Seine Arbeiten zum Strahlungshaushalt der Erde – er war die letzten 10 Jahre Direktor des Welt-Strahlungs-Monitoring-Zentrums (WRMC) – brachten ihm internationalen Ruf ein. Dr. Gert König-Langlo stellt Beobachtungen und die absehbaren Änderungen des Klimas in den Mittelpunkt und stellt auch Lösungsansätze, ganz praktische Tipps für zu Hause vor. Anlass für zahlreiche Diskussionen an Bord.
Wieder kreuzen wir in den Schären. Die World Voyager ankert vor Sandhamn, der heimlichen Hauptinsel des äußeren Stockholmer Schärengartens. Hauptstadt des Segelsports, doch das wollen wir heute genauer wissen. Zunächst erwandern wir die Insel. Immer wieder kleine Strände und Felskuppen, die wir als Aussichtspunkte nutzen. Die Terrasse des Seglarhotell nutzen wir als bewirtschafteten Aussichtspunkt. Hier feiern wir eine richtig schöne Inselparty. So mit Bier und Wein, feinen Häppchen und mitreisenden Liedern. Charlotte Cavelle sorgt mit Ihrer wunderbaren Stimme immer wieder für großartige Stimmung und Ohrenschmaus. Dann endlich kann auch ich auf Segeltörn gehen. Zwei Yachten hat Schumann Reisen für uns gemietet. Mittels Windkraft um die Inseln. Ach wie wunderbar ist dieser kleine Segeltörn. Das war schon ein kleines vorgezogenes Abschiedsfest. Denn so langsam neigt sich unsere Kreuzfahrt unter Freunden dem Ende zu. Doch eine Insel hat uns Thomas Schumann noch versprochen, für eine Stippvisite. Öland, der Königsfamilie Urlaubsinsel. In Borgholm, ganz in der Nähe des Sommerschlosses Soliden, gehen wir an Land. Die königlichen Gärten am Sommerschloss des Königshauses stellt uns der königliche Hofgärtner höchst selbst vor. „Man spricht zwar von Solliden als Schloss, weil es sich im Besitz der Königsfamilie befindet, aber nüchtern betrachtet handelt es sich hier eher um eine schlossähnliche und sehr große Villa. Das dreigeschossige Gebäude wurde unübersehbar im italienischen Stil errichtet und hebt sich mit seiner strahlend weißen Fassade deutlich vom Grün des umgebenden Parks ab. Der Park besteht aus unterschiedlichen Themengärten, die jeder für sich genommen ihren ganz eigenen Reiz haben. Unmittelbar hinter dem Schloss liegt der im mediterranen Stil angelegte italienische Garten – mit Kieswegen, Lebensbäumen, in Form geschnittenen Buchsbaumhecken und Blumenbeeten. Südlich davon befindet sich der englische Park, mit ausgedehnten Rasenflächen und Magnolien, Zypressen oder Platanen. Westlich liegt der sogenannte holländische Garten, mit verschiedenen Rosenzüchtungen und Staudengewächsen bepflanzt. Dieser Garten war ein Geschenk der Niederländischen Königin Wilhelmina an ihre Freundin Königin Victoria, der Bauherrin von Schloss Solliden.“ Hier könnte ich noch stundenlang verweilen. Doch es wird zum Aufbruch gerufen – der Kapitän hat schon angerufen. Wir müssen zurück an Bord. Der letzte Tender bringt uns zur World Voyager. Kaum angekommen heißt es Anker Auf – World Voyager nimmt Kurs auf Kiel.
Nun beginnt das Abschied nehmen. Musikalischer Abschied aus Schweden mit Charlotte Cavelle. Eindrucksvoll stellt Sie Abba in den Mittelpunkt Ihrer Show. Auf Wiedersehen World Voyager - der Kapitän sagt Tschüss und kulinarisch gibt es ebenfalls einen sehr schmackhaften Abschied. Am Morgen machen wir in Kiel fest, diesmal inmitten der Stadt. Unsere Reisebusse stehen bereit: Fahrt nach Hamburg - Finkenwerder ins Restaurant Elbblick. Hier verabschieden wir uns bei Scholle und co. endgültig voneinander. Die Kreuzfahrt unter Freunden geht zu Ende. Ich war dabei – es war wundervoll. Übrigens im Januar fahren Schumanns mit dem größeren Schwesterschiff, der Vasco da Gama, von den Kanaren zu den Kapverden und nach Dakar. Ich bin dabei, das steht fest. Sie auch wieder?