Elsass
zwischen Weinstraße und Vogesen
Tag 1 – Regenfahrt ins Elsass
Am Wochenende noch Spätsommer mit fast 30 Grad – und nun, am Mittwoch, 24. September? Herbst pur. Dauerregen von Thüringen bis ins Elsass, 13 Grad, grauer Himmel. Um 7 Uhr morgens starteten wir in Oberpöllnitz, die Koffer voller Vorfreude und die Regenschirme griffbereit. Mehrere Staus kosteten uns unterwegs Geduld, aber zum Glück hatte ich ein kleines Trostpflaster dabei: selbstgebackene Pflaumenmuffins. Die schmeckten – nach einstimmigem Urteil – so gut, dass der Regen für eine Weile vergessen war. Gegen 17 Uhr erreichten wir unser Ziel: Riquewihr. Mitten im Herzen des zauberhaften Weinortes bezogen wir unsere Zimmer. Manche hausten fast wie Rapunzel in einem Turmhaus – alle aber gemütlich und mit Charme. Nach einem langen Tag im Bus tat es gut, die Beine auf dem kurzen Weg zum Abendessen zu vertreten. Auf den Tisch kam gleich eine erste elsässische Spezialität: Königinnenpastete. Zum Dessert gab’s ein raffiniertes Eis mit Grappa – so ungewöhnlich, dass man sich die Kombination am liebsten für daheim notiert hätte. Ein gelungener Abschluss für einen langen Anreisetag.
Tag 2 – Strasbourg mit Regentropfen
Auch der zweite Tag begann grau in grau. Um die Stimmung zu heben, ließ ich im Bus „Guten Morgen, Sonnenschein“ von Nana Mouskouri erklingen – und siehe da: der ganze Bus sang mit. Für ein paar Minuten hatten wir unsere eigene Sonne im Herzen. In Strasbourg beeindruckte uns das mächtige Münster mit seiner Schönheit, die selbst bei Regen überwältigt. Die astronomische Uhr zog uns in ihren Bann – welch geniales Wissen die alten Meister schon hatten, und sie funktioniert bis heute tadellos. Die Bootsfahrt durch die Kanäle wurde diesmal zur feuchten Angelegenheit: Regentropfen auf dem Wasser, beschlagene Scheiben – und doch spürte man die Mischung aus Fachwerk, Geschichte und Moderne. Auf dem Rückweg zum Bus öffnete Petrus alle Schleusen. Zeit also, die Lebensgeister zu wecken – wofür ich vorsorglich eine kleine Flasche Schnaps dabei hatte. Zum Abendessen kehrten wir in Zellenberg ein. Als Dessert stand Baba au Rhum auf dem Tisch. Unser Busfahrer verzichtete schweren Herzens wegen des Alkohols – bekam seinen Baba aber liebevoll eingepackt als Betthupferl. So ging auch er zufrieden ins Bett.
Tag 3 – Wein im Glas, Nebel auf der Burg
Der dritte Tag: wieder Regen, wieder Grau, wieder Nebel. Wir witzelten schon, dass uns langsam Kiemen wachsen. Doch spätestens um 10 Uhr ging die Sonne auf – im Glas: Im Weingut Adam warteten Crémant, Riesling und Gewürztraminer. Die Laune stieg mit jedem Schluck, und mancher meinte: „So könnte jeder Tag beginnen!“ Danach tuckerten wir mit der kleinen Bahn durch Ribeauvillé und die Weinberge, hörten von den zwei Burgherrenbrüdern, die sich angeblich mit Pfeil und Bogen ein gefährliches Spiel lieferten. Zurück im Ort lockten die Geschäfte: himmlischer Käse, ebenso himmlische Preise – doch beim ersten Bissen war jeder Gedanke an den Geldbeutel vergessen. Auch kleine Mitbringsel für die Lieben daheim fanden den Weg in die Taschen. Am Nachmittag dann ging es hoch hinauf zur Hochkönigsburg. Sie lag mystisch im Nebel. Eigentlich hätte sich die Rheinebene in voller Pracht ausbreiten sollen – doch diesmal blieb der Blick verborgen. Stattdessen gab es einen „phantastischen Ausblick ins Nichts“. Aber auch das hatte seinen Reiz: Der Rundgang durch die Burg wirkte fast romantisch, nur der kopflose Reiter fehlte, der über den Burghof galoppiert. Am Abend erwartete uns Ente à l’Orange. Leider ein Reinfall: zäh wie Leder. Erst nach einem erneuten Abstecher in die Küche und einem schärferen Messer wurde sie genießbar. Nicht jeder französische Klassiker ist eben ein Volltreffer. Wir nahmen’s mit Humor – und freuten uns dafür umso mehr auf das Frühstück am nächsten Morgen.
Tag 4 – Genuss bis zum Schluss
Der letzte Reisetag begann standesgemäß mit Croissants und Baguette – noch köstlicher als sonst, weil wir nach der gestrigen „Ente-Erfahrung“ hungrig waren. Dann führte uns die Route über den Vogesenhauptkamm – und endlich, endlich war er da: der Sonnenschein! Nach drei Regentagen tat er der Seele so gut, dass der Elsass im warmen Licht doppelt schön wirkte. Herrliche Ausblicke reihten sich aneinander, und bei einer kleinen Pause stießen wir mit Sekt auf unsere Reise an. Besser konnte man den letzten Tag nicht feiern. Zum Mittagessen erwartete uns ein typisches Melkeressen inmitten der Vogesen: deftig, einfach, köstlich. Münsterkäsekuchen als Vorspeise, Blaubeerkuchen zum Abschluss – und schon war der Bauch rundum glücklich. Im Bus Richtung Colmar drohte uns nun das Suppenkoma, doch wir hielten tapfer durch, um die Schönheit des Münstertales in uns aufzunehmen. In Colmar tuckerten wir mit dem petit train durch die Gassen und bewunderten im Unterlinden Museum den weltberühmten Isenheimaltar. Zum Abschluss gab es noch einmal einen gemeinsamen Abend im Herzen von Colmar - mit Sauerkrautplatte, einem Gläschen Kir Royal – und vielen netten Gesprächen und Gelächter an den Tischen. Schöner konnte eine Reise kaum enden.
Tag 5 – Heimreise mit Sonnenschein
Nach dem letzten Frühstück hieß es, die Koffer ein letztes Mal zu schließen und dem Elsass Lebewohl zu sagen. Ganz ohne Wehmut ging das natürlich nicht – doch mit der Fahrt über den Kaiserstuhl erwartete uns noch ein schönes Finale. Wir tasten uns durch den Nebel der Rheinniederung und fahren hoch über den Königstuhl. Und plötzlichstehen wir mitten im Panorama. Sonne über den Weinterassen, aufsteigender Nebel und der Totenkopf mystisch im aufsteigenden Nebel. Das finale Abschlussfoto kann nicht schöner sein. In einem gemütlichen Landgasthaus ließen wir uns zum Mittagessen verwöhnen, bevor wir endgültig die Heimreise antraten. Rund 500 Kilometer lagen nun vor uns, begleitet zeitweise vom lang ersehnten Sonnenschein. Er war wie ein kleines Geschenk zum Abschied, als wolle er sagen: „Schön, dass ihr da wart – kommt bald wieder.“
Und so fahren wir heim, nicht nur mit schönen Bildern vom Elsass, sondern vor allem mit Erinnerungen an eine wunderbare Gemeinschaft: an Gespräche, die im Bus genauso viel Freude machten wie beim Abendessen, an Lachen, das den Regen vertrieb, und an das Gefühl, mit netten Menschen unterwegs gewesen zu sein. Denn genau das macht eine Reise unvergesslich – und dafür danke ich meiner großartigen Reisegruppe. 🌞 Und das mache ich sicher auch im Namen unseres Busfahrers, der uns sicher durch Regen, Nebel, Sonnenschein fuhr.
Ihre Reiseleiterin Katrin