Im Zeppelin über den Bodensee
Frühling am Bodensee
Eine Reise für alle Sinne – vom Bodensee bis zum Säntis
Eine Reise soll ja die Augen erfreuen, das Herz erwärmen, gut für die Seele sein – und wenn man Glück hat, gibt’s auch was auf die Ohren. Unsere Fahrt an den Bodensee konnte all das bieten. Und noch ein bisschen mehr.
Erste Etappe: Lindau.
Die Kastanien tragen schon stolz ihr Frühlingsgrün – während die Natur zu Hause noch mit der Gebrauchsanweisung für den Frühlingkämpft. Der Lindauer Frühling ist uns voraus, wie eine Freundin, die beim Spaziergang immer ein paar Schritte schneller ist. Beim Stadtrundgang empfängt uns ein Reiseführer mit Charme, Witz und einer Portion lokalem Stolz- einer von der Sorte, bei dem selbst die Geschichte der Kanalisation irgendwie zauberhaft klingt. Er versprüht den Zauber Lindaus, als hätte er persönlich das Kopfsteinpflaster verlegt.
Dann die Überfahrt nach Konstanz – mit dem Schiff natürlich, denn wenn schon, denn schon. Der Bodensee zeigt sich von seiner milden Seite und wir gleiten sanft dahin. In Konstanz angekommen beziehen wir das Steigenberger Inselhotel – ein ehemaliges Kloster mit Geschichte, Stil und dem gewissen Etwas, das schwer zu beschreiben, aber leicht zu genießen ist. Das Abendessen dort? Ein Gedicht in zwei Gängen.
Zweite Etappe: auf zum Säntis
Die Bahn bringt uns auf über 2.500 Meter – und oben? Windstill. Kein Lüftchen regt sich, obwohl ich im Bus die Launenhaftigkeit des Säntis-Wetters gerühmt hatte. Die klare Bergluft empfängt uns, die Aussicht, raubt uns kurz den Atem - nein, nicht vor Schreck, sondern vor Schönheit. Auf der Aussichtsplattform stoßen wir mit einem Schnaps an – auf das Leben, den Moment, und vielleicht auch ein bisschen auf unseren Mut, hier hochzufahren.
Zurück ging es über Appenzell – ein Ort wie aus dem Bilderbuch, wo selbst die Kühe irgendwie fotogener wirken. Unser Halt bei der Käserei versprach eigentlich kulinarisches Kino – doch die Führung hatte einen gewissen pädagogischen Überhang.
Während wir lernten, wie aus Milch ein Meisterwerk wird, schweiften manche Gedanken bereits zum nächsten Käsewürfel. Es ist ja wie im echten Leben: Nicht jede Geschichte fängt spannend an, aber wenn der letzte Bissen stimmt, bleibt’s in guter Erinnerung.
Und außerdem – wer kann schon von sich behaupten, genau zu wissen, bei welcher Temperatur ein Appenzeller am liebsten badet?
Der Abend klingt aus im Konzil am Hafen von Konstanz. Die Sonne verabschiedet sich golden, Gespräche fließen, die Herzen sind voller Eindrücke – und der Magen jetzt auch.
Dritte Etappe: Inselparadiese und ein Busfahrer mit Orientierungsschwäche
Blühende Tulpen, Narzissen und der betörende Duft von Hyazinthen begrüßen uns auf der Insel Mainau. Die Blüten der Magnolienbäume sind so groß wie unsere Köpfe. Die Sonne blinzelt durch die Bäume, als wolle sie uns persönlich auf der Blumeninsel willkommen heißen. Unsere Gruppe flaniert begeistert durch die Blütenpracht – Handys klicken und die Herzen hüpfen.
Einige verlieren sich ein bisschen in den Wegen, andere in Gedanken oder in der Kameraansicht – aber am Ende finden wir uns alle wieder. Hauptsache, keiner geht verloren, auch wenn wir wirklich verleitet wurden, für immer hier zu bleiben.
Am Nachmittag wechseln wir das Ufer – zumindest gefühlt – und fahren zur Insel Reichenau.
Gemüsefelder breiten sich aus wie grüne Patchworkdecken, dazwischen ragen ehrwürdige Kirchen auf, die Geschichten aus dem Mittelalter erzählen könnten – wenn sie denn wollten.
Auf dem höchsten Punkt der Insel stoßen wir mit einem Glas Sekt gut gelaunt auf das prachtvolle Urlaubswetter an.
Erinnern Sie sich, als am Abend unser Busfahrer, sonst Herr über tausende PS, spontan die Rolle des Wanderführers zum Restaurant übernimmt? Mit viel Selbstbewusstsein biegt er falsch ab - und wir alle hinterher.
Er nimmt's mit Humor – und wir auch. Denn seien wir ehrlich: Solange er uns später wieder sicher über die Straßen lenkt, darf er sich ruhig auch mal verlaufen - und am Lenkrad ist er der beste Fahrer überhaupt.
Der Tag endet zünftig und gemütlich im Wirtshaus Constanz. Mit einem kühlen Bier, gutem Fisch und einer ordentlichen Portion Lachen klingt dieser dritte Tag aus.
Vierte Etappe: Der Höhepunkt
Nach einem zeitigen Frühstück im ehrwürdigen Steigenberger Inselhotel - manche Augen waren noch geschlossen, während der Kaffee schon ausgeschenkt wurde, ging es nach Friedrichshafen. Dort wartete das Highlight der Reise: der Flug mit dem Zeppelin!
Wer dachte, so ein Luftschiff gleite lautlos wie ein Vogel durch die Lüfte, wurde rasch vom satten Brummen der Motoren eines Besseren belehrt.
In drei Gruppen stiegen wir nacheinander ein und wurden in die Luft entführt. Trotz der Geräuschkulisse: ein einmaliges Erlebnis! Sanft hob das Luftschiff ab, als würde es sich vorsichtig vom Boden verabschieden.
Der Bodensee lag unter uns wie ein riesiger Spiegel, eingerahmt von sanften Hügeln und kleinen Orten - einer Modellbahnanlage gleich.
Wer nicht gerade in der Luft war, genoss das Schauspiel vom Boden aus. Auf der Terrasse des Flughafens konnten wir beobachten, wie sich der Zeppelin majestätisch in den Himmel schob – eine Mischung aus Technik, Poesie und Fotomotiv.
Der Nachmittag brachte uns zurück auf den Boden der Tatsachen – und in die Altstadt von Konstanz. Dort erwartete uns ein Stadtführer, der so jung war, dass einige Damen aus der Gruppe instinktiv ihren Enkel-Reflex unterdrücken mussten. Mit Charme und jugendlichem Enthusiasmus führte er uns durch die „Winkelgasse“ von Konstanz – so eng, dass man den Bauch einzog, selbst wenn man keinen hatte.
Den letzten Abend ließen wir stilvoll im Hotelrestaurant ausklingen – mit Blick auf den Bodensee, der im Abendlicht glitzerte, als wollte er sich von uns verabschieden. Gespräche, Gelächter und ein Hauch Melancholie machten den Abend perfekt.
Und so bleibt diese Reise in Erinnerung – als Augenweide, Herzerwärmer, Seelenschmeichler … und mit einem leisen Rauschen in den Ohren vom Zeppelin, das wir wohl nie vergessen werden.
Zum Abschluss unserer wunderschönen Bodenseereise durften wir noch einmal echte badische Gastfreundschaft erleben: Bei strahlendem Frühlingswetter führte uns ein spannender Rundgang durch das geschichtsträchtige Schloss Salem. Unsere zwei Schlossführer nahmen uns mit auf eine unterhaltsame Reise ins mittelalterliche Klosterleben.In stilvollem Ambiente genossen wir drei feine Weine aus der Region – ein genussvoller, stimmungsvoller Ausklang, der uns mit einem Lächeln im Herzen und einem beschwipsten Gefühl die Heimreise antreten lässt.
Auf bald wieder.
Ihre Reiseleiterin Katrin