Reiseberichte Kleinwalsertal

Kleinwalsertal

Herbstfärbung im Walsertal

Goldene Herbsttage im Kleinwalsertal- wo der Himmel näher ist als der Alltag

Nach einer Woche Grau-in-Grau, Nebel und Regen in der Heimat war schon allein die Abfahrt ein Fest. Und siehe da – ab München lacht uns die Sonne entgegen, als hätte sie nur auf uns gewartet. Unser erster Halt: die Wieskirche, eingebettet in herbstlich leuchtende Wiesen. Einige nutzen die Zeit für einen kleinen Spaziergang durch die bunte Pracht, andere lassen sich vom Glanz im Inneren verzaubern.

Vorbei an Schloss Neuschwanstein, das wie immer tut, als wäre es direkt einem Märchenbuch entsprungen, fahren wir weiter gen Süden. Und tatsächlich: Je weiter wir kommen, desto blauer wird der Himmel – und desto breiter unsere Lächeln.
Schließlich erreichen wir Riezlern, die wohl schönste Sackgasse Österreichs. Hier endet die Straße – aber der Urlaub beginnt. Die Lage: ein Traum. Die Zimmer: gemütlich. Das Abendessen: einfach köstlich. Und draußen über dem Tal: ein Himmel, so klar, dass man fast die Sterne zählen möchte.


Tag 2 – Sonne über den Wolken


Nach einem üppigen Frühstück geht’s nach Oberstdorf und mit der Seilbahn hinauf aufs Nebelhorn. Unten noch grauer Dunst, doch mit jedem Meter nach oben wird’s heller. Dann – der magische Moment: Wir durchstoßen die Nebeldecke, und vor uns liegt ein Meer aus Wolken. Darüber Sonne, blauer Himmel, Stille.
Einige genießen die Aussicht bei einem Cappuccino auf der Terrasse, andere stehen glücklich am Gipfelkreuz und schießen Fotos, die zu Hauseeh keiner für echt halten wird. Der Blick ist überwältigend – die Gipfel ragen aus dem weißen Wolkenmeer wie Inseln im Himmel. Ein Traum!
Als wir wieder hinunterfahren, hat auch das Tal Sonne bekommen. Der frühe Vogel hat also nicht nur den Wurm, sondern auch den besten Blick erwischt – denn jetzt stehen unten lange Schlangen am Lift.


Am Nachmittag teilen wir uns auf: Die einen bummeln durch Oberstdorf, die anderen spazieren zum Illerursprung. Hier – an der „Geburt“ der Iller – murmelt das Wasser zart aus drei kleinen Flüsschen zusammen. Ein bisschen andächtig, ein bisschen durstig schauen wir zu – Zeit für einen Schnaps! Schließlich ist ja Geburtstagsfeier angesagt.


Auf dem Rückweg gluckst die junge Iller neben uns, das Laub raschelt, und in Gedanken sind wir schon beim Kaffee und Kuchen. Und weil das Wetter einfach zu schön ist, fahren wir kurzerhand noch mit der Söllereckbahn hinauf. Oben zieht der Abendnebel langsam über die Hänge, die Sonne blinzelt ein letztes Mal – ein würdiger Abschluss für einen rundum perfekten Tag.


Tag 3 – Auf der Suche nach der Sonne


Der Morgen bringt frische Bergluft und ein reichhaltiges Frühstück. Dann geht’s zur Heini-Klopfer-Skiflugschanze. Eine spannende Führung führt uns vom Schanzenauslauf bis ganz nach oben. Schon von unten sieht sie beeindruckend aus – aber wenn man erst oben steht, weiß man, was Mut wirklich bedeutet.
Von dort blicken wir über das Tal, das sich heute in Wolken hüllt. Ganz ehrlich: Wäre alles wolkenlos, es sähe fast zu perfekt aus – ein bisschen Geheimnis darf bleiben.
Nach so viel Staunen und Stehen wärmt uns ein zünftiges Weißwurstfrühstück wieder auf – mit Brezn, süßem Senf und fröhlichem Gelächter. Dann zieht es uns weiter – auf der Suche nach der Sonne über die Oberjoch-Hochalpenstraße. Doch die Wolken bleiben hartnäckig, als wollten sie uns einfach nicht verlassen.
Zum Glück gibt’s noch einen Halt an einer Sennerei. Hier wird Käse noch mit echter Handarbeit gemacht. Der Bauer erzählt, wie er seine Laibe täglich bürstet und streichelt. Liebe geht bekanntlich durch den Magen – und bei diesem Käse schmeckt man sie deutlich!


Tag 4 – Sonne satt und Walserglück


Heute hat sie kein Erbarmen – die Sonne meint es gut mit uns! Schon beim Frühstück kitzeln die ersten Strahlen durch den Nebel, und der Himmel verspricht: Das wird ein Prachttag.
Ein echter Walser begleitet uns durch sein Tal – charmant, humorvoll und mit spürbarem Stolz. Erste Station: der Hohe Ifen. Kurz hinauf, Aussicht genießen, Geschichten hören – und schon geht’s weiter.
Am Walmendinger Horn empfängt uns ein Bergpanorama wie gemalt. Wir lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen, genießen Rösti mit Salat und stoßen am Adlerblick mit einem Gläschen Sekt an. Wer mag, wagt noch den kurzen Aufstieg zum Gipfelkreuz – und fühlt sich dort oben dem Himmel ein kleines Stück näher. Die Wandersfreunde fahren dann - mit dem „Cabrio“ unter den Bergbahnen, dem Sessellift – hinauf zum Heuberg. Der Wind weht um die Nase, die Sonne lacht, und der kleine Höhenweg samt Zirbenschnäpsle ist Genuss pur. Doch weil’s heute einfach zu schön ist, fahren wir zum krönenden Abschluss noch auf die Kanzelwand. Und dort oben stockt uns fast der Atem:
Der Speichersee leuchtet türkis, das Laub der Preiselbeeren glüht dunkelrot, die Wiesen schimmern goldgelb. Dazwischen hängen Wolken wie Wattebäusche zwischen den Gipfeln. Ein Farbrausch, ein Glücksmoment, ein Abschiedsgruß des Herbstes. Fast verpassen wir vor lauter Staunen die letzte Talfahrt – aber das wäre kein Unglück gewesen. Vielleicht wären wir dann einfach noch länger hiergeblieben? Am Ende des Tages zeigt der Zähler unserer Bergbahnkarten stolze 15 Kilometer – auf und ab, quer durchs Tal, von Gipfel zu Gipfel. Wenn das kein Rekord ist! Mehr Walserbergfeeling passt wirklich nicht in einen einzigen Tag. Im Hotel wartet unser letztes Abendessen – köstlich wie immer.
Wir sitzen beisammen, lachen reden, stoßen an und lassen die Tage Revue passieren und sind uns einig: Diese Sackgasse hier führte mitten ins Herz.


Tag 5 – Abschied mit Hochprozentigem


Und plötzlich ist er da – der letzte Morgen. Wie immer kommt er zu früh. Ein letztes Mal genießen wir das Frühstücksbuffet, ab morgen stehen wir wieder selbst in der Küche. Zum Glück ist wenigstens etwas Käse im Koffer. Dann heißt es: Koffer schnappen, noch ein Blick vom Balkon ins Tal – und los geht’s. Doch ganz ohne „geistigen“ Abschluss wollen wir natürlich nicht heimfahren. Deshalb legen wir unterwegs noch einen Halt bei der Allgäuer Destillerie ein. Hier duftet es nach Kräutern und Früchten.Die Gläser klirren, der Schnaps wärmt – und so mancher Koffer bekommt noch ein kleines, flüssiges Souvenir dazu. Dann heißt es wirklich Abschied nehmen. Hinter uns liegen Tage voller Sonne, Nebel, Lachen und unvergesslicher Ausblicke. Das Kleinwalsertal hat uns wieder einmal gezeigt, dass Glück manchmal ganz einfach ist: gute Gesellschaft, klare Bergluft und ein bisschen Zeit zum Staunen. Mit einem letzten Blick in die Berge und einem leisen „Pfüat di, Walsertal!“ rollen wir heimwärts – reich an Erinnerungen, Geschichten und dem festen Vorsatz:
Wiederkommen. Ganz bestimmt.


Ihre Reiseleiterin Katrin

 

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