Polarlichter in Norwegen
Winterreise mit Havila Kystruten auf der Hurtigrute
Norwegen ist ein Land bei dem die Herzen von Naturliebhabern wohl am höchsten schlagen, meines auch. Die Urgewalt und Majestät der norwegischen Landschaften ist oft schlicht atemberaubend und dass immer und immer wieder aufs Neue. Die Küste ist zerklüftet wie kaum eine zweite auf der Welt. Zieht man die Küste mit all ihren Fjorden auseinander und misst den Umfang aller ca. 50000 Inseln, so kommt man auf eine Küstenlänge, die in etwa dem halben Erdumfang entspricht.
Am 2.Juli 1893 verließ die DS Vesterålen unter dem Kommando von Kapitän Richard With den Hafen von Trondheim nordgehend bis Hammerfest. Für die Menschen entlang der norwegischen Küste war dies damals fast wie der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Der Transport von Post und Handelswaren war nun nach einem festen Fahrplan möglich. Auch der Besuch von anderen Orten war nun, speziell im Winter, möglich. Touristen waren ebenfalls vom ersten Tag an mit an Bord. Heute werden 34 Häfen, zwischen Bergen im Süden und Kirkenes im Norden, angelaufen und Prioritäten haben sich verändert. Norwegen wurde zu einem der wohlhabendsten Staaten der Erde. Die Infrastruktur hat sich enorm entwickelt. Der LKW, das Flugzeug und die Eisenbahn haben den Schiffen der Hurtigrute zunehmend Konkurrenz gemacht. Der Transport von Waren ging und geht stetig zurück. Dafür stieg die Zahl der touristischen Passagiere stetig an. Von einer Kreuzfahrt kann bei einer Reise auf der Hurtigrute dennoch keine Rede sein. Es sind quasi die "Antikreuzfahrtschiffe". Das Abendkleid und der Smoking kann also sehr gern zu Hause bleiben.
Viele Reedereien haben im Laufe der langen Geschichte die Hurtigrute bedient. Im Jahre 2006 fusionierten die Reedereien TFDS und OVDS zur Hurtigruten AS. Somit gab es keinen Wettbewerb mehr auf der vom Staat subventionierten Route. Dies sollte sich ab 2017 wieder ändern. Für vier Abfahrten gab es eine neue Ausschreibung. Den Zuschlag bekam Havila Kystruten aus Forsnavåg. Seit Oktober 2023 sind nun alle vier brandneuen Schiffe im Dienst. Brandneu heißt in diesem Fall vor allem super modern. Bei Antriebstechnik und Gastronomie werden neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit gesetzt.
Ich persönlich reise seit vielen Jahren mit großer Freude und Interesse nach Skandinavien. Beruflich meist im Sommer, privat auch sehr gern im Winter. Wann immer ich jemandem von einer Reise im Winter nach Norwegen erzählte, hörte ich meist:"Im Winter ist es doch so kalt und vor allem so dunkel..." Darauf kann man nur mit einem klaren jain antworten. Natürlich ist im Winter kalt und ja ,dass es im Norden im Winter länger dunkel ist kann niemand bestreiten. Doch ist es durch den sogenannten Golfstrom entlang der norwegischen Küste verhältnismäßig mild. Es kann also sein, dass es zu Hause kälter ist als in Tromsø. Auch die Dunkelheit im Winter vermittelt eine besondere Faszination. Vor allem dann, wenn das "Wunder" des Nordlichts den Himmel erhellt. Jene magischen Momente werden uns nur im Winter zu Teil und bleiben für immer unvergesslich! Die Tageslichtstunden sind übrigens bereits im Februar in Nordnorwegen wieder ähnlich zu denen in Deutschland.
Am 20. Februar 2023 startete nun unsere erste Schumann Reise im Winter mit Havila Kystruten auf der legendenreichen Postschiffroute.
Die Lufthansa sah sich leider an diesem Dienstag ausser Stande, uns wie geplant nach Bergen zu fliegen. Das Bodenpersonal machte von seinem Streikrecht Gebrauch und uns blieb zu hoffen, dass die umgebuchten Flüge wie geplant abheben. So flogen wir von Leipzig über München und Amsterdam nach Bergen. Letztlich funktionierte alles 1A. Ein mittelgroßer Wermutstropfen blieb dennoch. Elf Koffer hatten den Flug ab Amsterdam leider verpasst. Bergen empfing uns bei typischem Wetter, Regen von allen Seiten. Doch das wir nicht nach Mallorca reisen war zum Glück allen klar und wir nahmen es locker. In meiner persönlichen Wetterstatistik werden Reisen die mit Regen beginnen zu mehr als 90% ohnehin immer super. Nach 30 min Fahrt war der Hurtigrutenterminal erreicht, wir checkten ein und gaben zumindest das vorhandene Gepäck ab. Da die Kabinen an Bord nicht vor 18 Uhr zur Verfügung stehen, nutzten wir die Zeit in Bergen um noch einige Eindrücke mitzunehmen. Ich freute mich über die Zeit am Mikrofon im Bus, um schon einmal einige Infos zu Bergen, Norwegen sowie der Hurtigrute los zu werden. Einen kurzen Spaziergang durch das alte Hanseviertel (tyske Bryggen) haben wir trotz starkem Regen dennoch unternommen. Das sprach schon einmal für eine gute Moral in der Gruppe...
Zurück am Schiff konnten wir direkt an Bord gehen und unsere Kabinen beziehen. Für 19.30 waren wir dann im Restaurant Havrand verabredet. Für unsere Gruppe waren 3 schöne Tische reserviert, die uns für alle Mahlzeiten während der ganzen Reise zur Verfügung stehen sollten. Bei Havila gibt es keine Buffets an Bord. Man wählt kleine Gerichte aus einer Karte aus und alles wird serviert. Auf diese Weise herrscht eine wohltuende Ruhe im Restaurant, vor allem möchte Havila aber die Verschwendung von Lebensmitteln auf ein Minimumm reduzieren. Die Qualität der Speisen und der sehr freudliche Service hat uns, ich glaube alle, gleich am ersten Abend überzeugt.
Pünktlich 20.30 Uhr hieß es Leinen los. Ganz leise, fast unmerklich setzte sich unsere Havila Polaris in Bewegung. Die ca. 2500 km lange Reise in den faszinierenden Norden hat begonnen.
Gleich am nächsten Morgen der Blick zum Himmel. Yes, gaanz viel Blau. Vor dem Frühstück schon einen ersten Kaffee (jederzeit und kostenlos an der Kaffee/Tee Station auf Deck 6) in der Aussichtslounge auf Deck 9 genießen. MS Havila Polaris kreuzt zwischen Inseln und Fjorden. Gegen 8 Uhr ertönt das Schiffshorn mehrmals. Der Grund ist simpel, wir passieren die Gemeinde Forsnavåg, die Heimat der Rederei Havila. Pünktlich 8.20 Uhr machen wir für kurze 10 Minuten planmäßig in Torvik fest. Nach einem super klasse Frühstück erreichen wir Ålesund. Wir treffen uns alle vor dem Schiff am Kai. Nach einem ersten Gruppenfoto mit Schiff starten wir zunächst zu Fuß zu unserem heutigen Ausflug. Nach 15 Minuten zu Fuß heißt es "Willkommen an Bord". Mit einem Katamaran entdecken wir heute die Welt der Fjorde, insbesondere den Geirangerfjord. Das Wetter könnte besser nicht sein und ich bin glücklich und dankbar. Für ca. 3 Stunden zieht das Schiff seine Bahn durch diese kontrastreiche Naturkulisse zwischem tiefblauem Wasser und schneebedeckten Bergriesen vor blauem Himmel. Mit an Bord sind 2 Ranger, die uns in Deutsch und englisch die Besonderheiten dieses UNESCO Weltnaturerbe eindrucksvoll vermitteln.
In Geiranger steht ein Bus bereit, mit dem wir zum Aussichtspunkt Flydalsjuvet fahren. Hier präsentiert sich der Geirangerfjord in all seiner Majestät. Während des Besuches im Fjordsenter (ja mit s) wird und der Naturraum Fjord sehr anschaulich näher gebracht. Wer mag geht den Weg zurück zum Schiff zu Fuss entlang des Wasserfalls. Wer nicht laufen mag oder kann, nimmt den Bus. Zurück an Bord des Katamaran werden wir mit einheimischen Leckereien begrüßt. Auch für das leibliche Wohl ist an diesem Tag immer gesorgt. Gegen 19 Uhr sind zurück in Ålesund und nach 15 min Fußweg auch zurück an Bord unserer Havila Polaris. Die fehlenden Koffer übrigens auch! Während des Abendessens heißt es Leinen los. Ein großartiger Tag liegt hinter uns. Nächster Halt um 22.35 Uhr in der Rosenstadt Molde. Spätestens danach hieß es sicher für alle Gute Nacht!
Kristiansund um 02.45 Uhr haben hoffentlich alle verschlafen. Nach Sonnenaufgang gegen 07.45 Uhr ist MS Havila Polaris unterwegs nach Trondheim. Während des Frühstücks zieht der Trondheimfjord an uns vorüber. Pünktlich 09.45 Uhr machen wir fest. Auch Tronheim zeigt sich mit viel Sonne am blauen Himmel. Trondheim hat trotz seiner mittlerweile mehr als 200000 Einwohner, den Charme einer Kleinstadt mit bunten, alten Holzhäusern aus dem 17. Jahrhundert. Gleichzeitig ist es heute die drittgrößte Stadt des Landes und somit von entsprechender Bedeutung. Vom Hurtigrutenterminal starten wir zu Fuß in die alte Krönungsstadt Norwegens. Unser Weg führt uns vom Wikinger Erik dem Roten, der stolz am Fjord steht und zur Insel Munkholen schaut, über den Stiftsgården sowie den Marktplatz zum Nidarosdom. Der Nidarosdom ist Norwegens Nationalheiligtum und bereits seit fast tausend Jahren eine bedeutende Pilgerstätte. Die Kathedrale wurde für Olav den Heiligen errichtet, den Wikingerkönig, der Norwegen christianisierte. In der Kirche werden auch heute noch die norwegischen Könige und Königinnen gekrönt. Wir haben eine fachkundige Führung für unsere Gäste organisiert. Nach dieser interessanten Reise in die norwegische Geschichte, ruft das Schiff. Für den Weg zurück haben wir einen Reisebus gechartert, einen Elektrischen übrigens. Super, ich bin begeistert. Norwegen ist führend in Europa wenn es um Elektromobilität geht. Ab 2025 dürfen hier keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden.
12.30 Uhr heißt es wieder Leinen los. Der Trondheimfjord bereitet die Kulisse beim feinen Mittagessen an Bord. Am Nachmittag passieren wir zahlreiche vorgelagerte Inseln und den sehenswerten Kjeungskjær Leuchtturm bevor es auf eine längere offene Seestrecke namens Folda geht. Die ca. 50 km vom Nordatlantik ungeschütze Seestrecke wird in Norwegen gern als Schiffsfriedhof bezeichnet. Ich habe dies allerdings aus gutem Grund für nicht weiter erwähnenswert erachtet. Zumal an diesem Tag nur eine leichte Dünung zu spüren war. Alle Gäste zum Abendessen am Tisch! Der nächste Hafen ist mit Rørvik um 21.40 Uhr erreicht. Für die meisten war dies wohl der letzte Anlaufpunkt des Tages, abgesehen von der Bar auf Deck 9...
Heute, an Tag 4 der Reise, überqueren wir den nördlichen Polarkreis. Zwischen den Häfen Nesna und Ørnes wird es soweit sein. Zum genauen Zeitpunkt werden die Schätzungen der Passagiere an der Rezeption entgegen genommen. Meißt passiert es rund um 07.35 Uhr. Heute aufgrund einer leichten Verspätung aber erst kurz vor 8 Uhr. Der Polarkreis wird durch einen Globus auf der Insel Vikingen symbolisiert und ist vom Schiff aus gut zu erkennen. Zum entsprechenden Fototermin sind alle Mann*innen an Deck. Am Vormittag findet dann die obligatorische Polarkreistaufe für alle "Frischlinge" statt. Der "norwegische Neptun" Njørd, höchst selbst, kommt am Bord und beglückwünscht den Gewinner des Polarkreis-Wettbewerbes in dem er, in diesem Falle, sie als erstes tauft.
Am Nachmittag macht MS Havila Polaris in Bodø fest. Bodø ist die zweitgrößte Stadt Nordnorwegens und liegt umrahmt von hohen Bergen am Vestfjord der das Festland von den Lofoten trennt. Für uns steht wieder ein Bus bereit und wir sind unterwegs zu einem ganz besonderen Naturschauspiel. Nach etwa 30 Minuten Fahrt ist der Saltstraumen erreicht. Als Straumen werden in Norwegen Gezeitenströme bezeichnet. Derer gibt es viele an der ewig langen norwegischen Küste. Doch der Saltstraumen ist der Mächtigste, sogar der Mächtigste der Welt. Viermal am Tag bahnt sich eine riesige Wassermenge ihren Weg durch die 150 Meter schmale Meerenge im Saltstraumen zwischen dem Saltenfjorden und Skjerstadfjorden. Daraus entstehen riesige Strudel, die zwischen den Fjorden tanzen. Wir sprechen hier von 400 Millionen Kubikmetern Meerwasser, die sich im Durchschnitt mit 13 Kilometern pro Stunde bewegen – wenn die Strömung am stärksten ist, wird es noch wesentlich schneller. Leider stimmt sich die Natur nicht mit den Liegezeiten von Havila in Bodø ab und so können wir den Höhepunkt der Strömung heute nicht erleben. Doch eindrucksvoll war es allemal. Auf dem Rückweg noch ein gaanz kurzer Fotostop mit Blick zu unserem nächsten Ziel, den Lofoten. Vier Minuten vor Abfahrt waren wir zurück an Bord. Eigentlich pünktlich aber die Standpauke bleibt mir nicht erspart. Zum Glück kommt der Ausflugsbus von Havila noch 2 Minuten später... Die Überquerung des Vestfjordes zwischen Bodø und den Lofoten ist ebenfalls einer der Abschnitte auf der Hurtigrute, der den Passagieren den Appetit auf das Abendessen verderben kann. Wieder haben wir Glück. Es ist durchaus Bewegung im Schiff, aber nichts was meinen 17 Seebären Probleme bereitet. Nächster Hafen ist 19.15 Uhr Stamsund auf den Lofoten. Aufgrund von starken Winden wird es der einzige Halt auf dieser eindrucksvollen Inselgruppe bleiben. Der Halt in Svolvær entfällt. Somit biegen wir etwas früher als geplant in den schmalen Raftsund ein. Der Raftsund trennt die Inselgruppe der Lofoten von den Vesterålen und zählt zu den faszinierensden Abschnitten der Reise. MS Havila Polaris schiebt sich zwischen 1000 Meter hohen Bergen durch dieses Nadelör. Die verschneiten Berge leuchten magisch am Ufer, alle sind an Deck und fühlen sich wie Amundsen und Nansen auf ihren Expeditionen. Zusätzlich leuchtet uns der Mond den Weg und wünscht Gute Nacht.
Für die frühen Vögel an Bord beginnt der 5. Reisetag mit dem Halt in Harstad um 07.10 Uhr. Während der Nacht wurden Stokmaknes, Sortland und Risoyhamn angelaufen. Allesamt auf den Vesterålen. Um 11.00 Uhr liegen wir für 30 Minuten in Finnsnes, dem Tor zur Insel Senja. Unter der Großen Gisundbrua hindurch nehmen wir anschließend Kurs auf Tromsø. Die Stadt kommt gegen 14.00 Uhr ins Blickfeld. Tromsø liegt auf der Insel Tromsøya, ist die größte Stadt Nordnorwegens und gilt als das Tor zur Arktis. Besonders im Winter glaubt man das sofort. Derzeit liegt besonders viel Schnee in Tromsø. Durch den Golfstrom sind die Winter hier oft weniger kalt und schneereich als man ob der nørdlichen Breite vermuten würde. Kurz vor dem Erreichen von Tromsø erfahre ich, dass die Seilbahn auf den Sorsteinen aufgrund zu starker Winde leider geschlossen wurde. Schade, denn das wäre jetzt unser Ziel gewesen. Der Storsteinen ist mit ca. 400 Metern Höhe quasi der Balkon hoch über Tromsø. Die Aussicht bei entsprechender Sicht unvergesslich. Aber gut, "wat willste maachen" sagt der Kölner, "et kütt wie et kütt", und so tritt Plan B in Kraft. Auch hier in Tromsø haben wir einen Reisebus zur Verfügung. Unser Fahrer bringt uns zunächst über die markante und rund einen Kilometer langen Tromsbrua zum Festland. Hier steht weithin sichtbar die Tromsdalenkiche, so der eigentliche Name. Viel bekannter ist der 1965 vom Architekten Jan Inge Hovig errichtete Bau als Eismeerkathedrale. Hovig hat damit ein ikonisches Meisterwerk und Wahrzeichen für Tromsø geschaffen. Nach der Besichtigung unternehmen wir eine kleine Stadrundfahrt und erkunden die Stadt quasi auch von innen. Tromsø verfügt über ein großes Netz an Tunneln unter der Stadt. Der Duchgangsverkehr kann so unter der Innenstadt hindurch geführt werden. An der Seefahrtsschule haben wir dann auch eine schöne Aussicht auf die Stadt, nicht wie der Sorsteinen aber dennoch schön. Da es in Tromsø mit der Mack Brauerei die nördlichste Brauerei der Welt gibt, zählt natürlich auch die Brauerkneipe zu den wichtigsten Sehenwürdigkeiten der Stadt. Dem tragen wir entsprechend Rechnung. Wir besuchen die in Tromsø berühmten Ølhallen und verkosten, unter Eisbären, den hiesigen Gerstensaft mit dem Etat für die ausgefallene Seilbahn. Wie sagt der Köllner, "et hätt noch emmer joot jejange"... ; Bis zum Ablegen bleibt auch noch etwas Zeit für einen individuellen Bummel im Stadtzentrum.
18.15 Uhr verlassen wir Tromsø. Die Ausfahrt ist immer besonders schön. Rechts ziehen die beleuchtete Eismeerkathedrale und der Storsteinen, links die beleuchtete Stadt vorbei, während MS Havila Polaris die Tromsbrua unterquert.
Die Nordlicht App meldet für heute Abend gute Chancen, nach dem köstlichen Abendessen heißt es warm anziehen und Augen offen halten. 22.10 laufen wir planmäßig in den Hafen von Skjervøy ein und über den, den kleinen Ort, umgebenden Bergen beginnt die Show. Ein magischer Moment, den man sicher niemals vergisst. Mal ganz zart, mal recht stark tanzt Aurora Borealis am Firmament. In den Kabinen kann man übrigens am Telefon den "Nordlichtcal" einstellen. Man wird dann jederzeit benachrichtigt, wenn auf der Brücke Nordlichter entdeckt werden.
In der Nacht werden noch Oksfjord und Hammerfest angelaufen. Der erste Hafen bei Tageslicht ist dann Havøysund um 08.30 Uhr. Der 6.Tag beginnt wieder mit viel Sonne und eindrucksvollen Bildern. In Havøysund treffen wir auch eines der Schwesternschiffe unserer Havila Polaris. MS Havila Castor ist südgehend unterwegs und legt vor uns am Kai in Havøysund an.
Unser Weg führt uns dann durch den Magerøyasund, der das Festland von der Nordkap Insel Magerøya trennt. 10.55 Uhr machen wir dann in Honnigsvåg fest. Das Wetter ist fantastisch und ich freue mich sehr für unsere Reisegäste. Von Honnigsvåg bis zum Nordkap sind noch ca. 35 km zu fahren. Unser Busfahrer bringt uns sicher über die verschneiten Pisten zum nördlichsten Punkt unseres Kontinents. Da auch ein großes Kreuzfahrtschiff im Hafen von Honnigsvåg liegt. ist das Kap heute richtig gut besucht, zumindest für die Winterzeit. Die meisten Besucher kommen im Sommer zur Zeit der Mitternachssonne an diesen magischen Ort. Doch im Winter, finde ich, hat das Kap bei Eis und Schnee einen ganz besonderen Zauber. Zumal wir heute wirklich einen perfekten Tag erwischt haben.
Bei 71° 1′ Grad nördlicher Breite und einer Höhe von 307 Meter ist das Nordkap seit Jahrhunderten ein Bezugspunkt für Seefahrer. Zusammen mit dem Kap der guten Hoffnung, Kap Farewell, Kap Horn und Kap Comorin ist es ein Meilenstein für Seefahrer und Weltreisende gleichermaßen. Das Gefühl am Ende der Welt zu stehen kennen sicher viele die einmal hier gewesen sind. In jedem Fall ist der Umkehrpunkt aller Scandinavien Reisen.
Um 14.30 Uhr verlassen wir planmäßig den Hafen von Honnigsvåg. Nächster Hafen ist Kjøllefjord um 16.40. Bis dahin erleben wir einen der schönsten Sonnenuntergänge der Reise. Das Licht des Nordens ist immer wieder und wieder faszinierend. Am Abend heißt es Koffer packen aber auch das Nordlicht hat sich nochmals angekündigt. So stehen wir ein letztes Mal warm eingepackt an Deck und beobachten den wolkenlosen Nachthimmel. Doch es bleibt bei sehr schwachen Sichtungen. Magische Momente lassen sich eben nicht immer mit einer App vorhersagen. Magische Momente passieren einfach, oder eben auch nicht...
Vadsø um 06.55 Uhr, ist der letzte Hafen vor Kirkenes. Wir genießen währenddessen das letzte Frühstück an Bord. Pünktlich um 09.00 Uhr macht MS Havila Polaris in Kirkenes fest. Vor dem Schiff stehen 2 Taxibusse für uns bereit. Ein letzter Blick, ein letztes Foto, spätestens jetzt heißt es Abschied nehmen. Der Weg zum Flughafen ist in wenigen Minuten geschafft. Mit einem Umstieg in Oslo landen wir am Abend wohlbehalten in Berlin.
Abgesehen von den durch den Streik bei Lufthansa verursachten Umständen am Beginn der Reise können wir aus meiner Sicht auf eine äußerst gelungene Premiere unserer Winterreise auf der Postschiffroute zurück blicken. Alle Gäste sind wohlbehalten und mit vielen unvergesslichen Eindrücken zurück in der Heimat. Ich verspüre in diesen Momenten immer Demut und Dankbarkeit. Wohl wissend was uns alles hätte widerfahren können und das zu jeder tollen Reise neben guter Planung auch immer Glück gehört. Nur wenn man sich auf den Weg macht hat man die Chance, diese magischen Momente zu erleben. Ich danke nochmals allen Gästen dieser Reise, dass Sie sich auf den Weg gemacht haben.
Ich wünsche Ihnen Gesundheit und Zuversicht. Bleiben Sie neugierig und reiselustig,
herzlichst, Ihr Rico Fischer.
Mit besten Grüßen,
Rico Fischer