Reiseberichte Rumänien

Rumänien

RUMÄNIEN - EIN LAND VOLLER KONTRASTE

Anreise mit Umwegen

Unser Abenteuer begann nicht so ganz nach Plan. Frankfurt versank im Unwetter, der Flug wurde annulliert und wir landeten nicht in der Luft, sondern im Taxi. Mit glühenden Bremsen und flatternden Nerven ging es in halsbrecherischem Tempo nach München. Aber siehe da: Ab da lief’s. Endlich in Sibiu angekommen, fuhren wir durch eine Landschaft, die gar nicht im Reiseprogramm stand – ein ungeplanter Bonus, den niemand missen möchte. Und obwohl die meisten von uns mittlerweile über 30 Stunden auf den Beinen waren, wurde jedes Storchennest am Straßenrand begeistert gezählt. Rumänien begrüßt uns mit offenen Flügeln. Einchecken im stilvollen Teleferic Grand Hotel in Poiana Brașov – ein echtes Schmuckstück in den Bergen. Das erste gemeinsame Abendessen schmeckte nicht nur, es markierte den Beginn einer wunderbaren gemeinsamen Zeit.

Eine letzter Gedanke noch vor dem Einschlafen: Fenster auf oder zu? Schließlich sind wir hier mitten in Transsilvanien.

Kirchenburgen & kleine Wunder

Was für ein Frühstück! Alle Wünsche erfüllt, auch die, von denen man noch gar nicht wusste, dass man sie hatte. Mit gestärkten Kräften ging es Richtung Schäßburg. Unser einheimischer Guide – ein wandelndes Geschichtsbuch mit Herz und Humor – zeigte uns magische Orte, die nicht in jedem Reiseführer stehen, und unsere Augen fanden liebevolle Details, die ohne seine fachkundige Begleitung wohl unentdeckt geblieben wären. Das Mittagessen? Ein romantischer Traum im Garten eines Pfarrhauses – zubereitet von den Dorffrauen, serviert mit einem Lächeln, das wärmer war als der Sommertag. Gerne wären wir noch länger geblieben... aber die Kirchenburgen riefen. diesen stillen Riesen der Vergangenheit, die oft wie träumende Wächter über den Hügeln stehen. Jede hat ihre Geschichte, ihren Turm, ihren geheimen Gang – und alle erzählen sie von einer Zeit, in der man nicht nur an Gott, sondern auch an Verteidigung denken musste. Es ist schon nach halb neun, als wir zum Abendessen kommen. Der Tag war lang, aber erfüllt von Erlebnissen, die bleiben.

Natur pur & Bären hautnah


Heute wurde es grün – gestern Kultur- heute Natur. Hermann, unser heutiger Begleiteter und ein Siebenbürger Original, ist der Meinung, nur was man zu Fuß erkundet hat, hat man wirklich gesehen. Durch die Zărnești-Schlucht geht es hinein ins Herz des Nationalparks. Links ragen die Felsen in den Himmel, rechts murmelt der Bach, und wir mittendrin, mal staunend, mal schnaufend. Hinter jeder Biegung wartet ein neues Postkartenmotiv, und als wir später höher steigen – hinauf in Hermanns Heimatdorf –, werden wir mit weiten Ausblicken über die Bergwelt belohnt. Blumenwiesen säumen unseren Weg, Schmetterlinge tanzen in der Luft, und als es fast zu kitschig wird, bringen uns drei zottelige Hofhunde mit Knurren und Bellen zurück auf den Boden der Tatsachen. Todesmutig durchqueren wir ihr Revier. Wir bekommen Einblicke in ein Dorf, in dem die Zeit stehengeblieben scheint.
In der Villa Hermani werden wir mit einem Mittagessen  belohnt, das wir uns heute wirklich verdient haben. Die Chefin serviert  typische Krautwickel und Polenta. Und als hätten wir heute noch nicht genug erlebt, starten wir am späten Nachmittag zur Bärenjagd. Natürlich nur mit dem Fotoapparat bewaffnet rumpeln wir über staubige Pisten durch den Wald.
Wir schaffen gerade noch den Sprung aus den Autos in die Hütte, nur wenige Meter entfernt von den Bären, die bereits das aufgestellte Buffet entdeckt haben und aus dem Wald heraus kommen. Sicher, durch eine große Scheibe getrennt, genießen wir den Blick auf 9 Bären, die sich den Leckereien widmen, neugierig, verspielt aber mit klarer Rangordnung. Das knurren der Bären dingt bis in unsere Hütte. Ein listiger Fuchs schleicht ums Geschehen und hofft auf Reste, während ein paar freche Eichelhäher schon mal vorab probieren.

Dracula & Gipfelsiege


Am Vormittag ging’s zu Schloss Bran – einem Ort voller Mythen und Geschichte. Einst Residenz von Königin Maria, trägt es heute den berühmten Namen „Draculas Schloss“. Ob Vlad Tepes, der Pfähler, hier wirklich wohnte, ist fraglich – aber spätestens im finsteren Treppenhaus konnte man spüren: Hier ist Transsilvanien nicht nur Kulisse, sondern Gefühl.
Am Nachmittag hieß esdann: Hoch hinaus! Mit dem Lift auf die Schulau, den Hausberg von Poiana Brașov. Oben angekommen bewunderten wir nicht nur die Flora, sondern auch die Tapferkeit eines mutigen Gastes, der gemeinsam mit mir die letzten steinigen Meter bis zum Gipfel meisterte.
Doch der eigentliche Nervenkitzel kam auf dem Rückweg: Während wir gemütlich mit der Gondel talwärts schwebten, spazierte unten auf dem Wanderweg ganz ungerührt ein Bär entlang. Ein kurzer Moment zwischen Staunen und Erleichterung – wie gut, dass wir oben in der Kabine waren...
Am Abend: Abschlussdinner auf der Terrasse, Sterne über uns, Lächeln um uns – perfekter konnte ein Tag nicht enden.

Von den Karpaten in die Hauptstadt

Quer durch die Karpaten, vorbei an geschichtsträchtigen Orten, ging’s in die Walachei – in jeder Hinsicht ein Wechsel. In Bukarest erwartete uns unser Stadtführer Christian – kenntnisreich in der Geschichte und mit einer eigenen Meinung ausgestattet. Bei 35 Grad schleppte sich unsere Gruppe durch eine Altstadt, die von Kontrasten lebt: Historisch und modern, prachtvoll und bröckelnd. Ein Highlight: Das Abendessen im 21. Stock des Grand Hotels. Klaviermusik, ein Blick über das Häusermeer, die Sonne sinkt – der perfekte Abschluss eines heißen, aber lehrreichen Tages.

Ins Herz des Donaudeltas


Kurzer Stopp an der monumentalen Nationalkathedrale – Bukarest beweist auch heute:  Wenn schon, dann in XXL. Dann geht’s durch die Weite der Walachei. Und plötzlich verstand jeder, warum man sagt: „Irgendwo in der Walachei...“. Ab Murighiol hieß es: Umsteigen ins Schnellboot. Die Landschaft wird immer wilder, immer grüner. Unser Hotel liegt kurz vor der Mündung der Donau, inmitten von Schilf, Störchen und Froschkonzerten. Idylle pur. Und als ob das noch nicht genug wäre, brechen wir am Abend gleich zur ersten Pirschfahrt im Boot auf. Und was für ein Empfang: Ein Seeadler mit Nachwuchs zeigt sich in majestätischer Pose, Pelikane gleiten über glitzerndes Wasser, Reiher stehen regungslos wie Skulpturen in der Uferzone. Das Donaudelta empfängt uns mit offenen Flügeln – und wir mittendrin.

Delta pur

Am Morgen begrüßen uns die Katzen des Hotels beim Frühstück – echte Feinschmecker, wie sich herausstellt. Dann geht’s weiter mit dem Boot durch das Labyrinth der Wasserarme. Unser Bootsführer kannte jede Kurve – und zeigte uns versteckte Paradiese. Danach stiegen wir in Jeeps um und erkundeten das Schwemmland: Uralte Eichen, Sand wie in der Sahara, Libellen groß wie Vögel. Mittagessen rustikal – Donaufisch in allen Varianten. Und in dieser entlegenen Ecke fahren sogar die Autos ohne Nummernschilder – wer braucht hier schon Bürokratie? Am späten Nachmittag – ab ans Meer! Und siehe da: Eine Bimmelbahn bietet Harzrundfahrten an – Rumänien überrascht immer wieder.

Letzte Etappe: Constanza & Mamaia

Zurück zur Zivilisation – oder dem, was man dafür hält. Mit dem Schnellboot gleiten wir durch die Morgensonne zurück nach Murighiol. Unser Bus bringt uns nach Constanza, wo uns eine Spezialitätenplatte im Yachthafen erwartet – ein kulinarischer Abschiedsgruß vom Wasser. Bei einem Bummel durch die Stadt erkennen wir ihren Glanz – auch wenn noch viel im Dornröschenschlaf liegt. Das berühmte Casino, einst das schönste Gebäude am Schwarzen Meer, erstrahlt wieder in neuem Glanz. Letzte Station: Mamaia. Wir gönnen uns noch einmal Sonne, Meer, Sand und lassen beim Wellenrauschen die Reise Revue passieren.

Fazit: Ein Land zum Verlieben

Rumänien – das ist mehr als Dracula und Donau. Es ist ein Land voller Kontraste: wilde Natur, stille Dörfer, prunkvolle Städte, herzliche Menschen und nette Hunde, die sich allein durchs Leben kämpfen. Ich durfte eine wundervolle, neugierige und offene Reisegruppe begleiten. Wir haben gelacht, gestaunt, geschwitzt – und eine unvergessliche Zeit geteilt.
Und wer weiß... vielleicht heißt es bald wieder, herzlich Willkommen auf ihrer Reise mit Schumanns.
Ihre Reiseleiterin Katrin

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