Spreewald
Kahntage im Spreewald
Auf einer Reise sollen ja alle Sinne angesprochen werden. Die Augen wollen Neues sehen, die Ohren nur schöne Dinge hören, die Zunge neues schmecken und die Nase riechen. Und das Herz soll sich natürlich freuen. Das sollte auf dieser Reise alles passieren. Zuerst ging es in den Branitzer Park. Pückler malte hier ein Bild aus Pflanzen, Wasser, Wegen und weiten Blicken. Ein erstes Fest für unsere Augen. Weiter ging es direkt auf eine Kutsche und hinein in und um den Spreewald. Das Klappern der Hufe war Musik in den Ohren, die Räder quitschen um die Kurven und die Augen werden mit grün in allen Schattierungen überfüllt. Eine Bimmelbahn in gelb und grün, wie ein Frosch, bringt uns in unser Hotel, mitten ins Herz des Spreewaldes nach Lehde. Und als wir am Abend die kurze Strecke quer durch die wunderschöne, gepflegte Anlage zum Restaurant laufen, macht auch das Herz vor Freude einen Seufzer. Kann die Welt schöner sein? Für den Gaumen noch ein erster Geschmack des Spreewaldes, Gurkensuppe eröffnet das Menü. Mehr passt in einen Tag eigentlich nicht hinein, oder?
Dienstag
Heute komponiert nur die Natur. Und das mindestens genauso gut wie Fürst Pückler gestern. Lautlos gleiten wir durch den Spreewald. Nur ab und zu von den Kommentaren unseres Gondoliere unterbrochen. Ruhe für die Ohren. Das Wasser plätschert leise, die Enten quaken. Die Sonne kommt zögerlich durch die Wolken und beginnt uns mit ihren Strahlen zu wärmen und einen Zauber in den Wald zu malen. Die Reiseleiterin wird als Schleuserin eingearbeitet und erfüllt ihre Aufgabe mit Bravour. Am Nachmittag dann was fürs Herz. Zu Besuch im Bauernmuseum in Lehde erfuhren wir viel über das entbehrungsreiche Leben in vergangenen Zeiten und können jetzt das ein oder andere etwas mehr schätzen.
Der Magen sollte ja auch noch beglückt werden auf dieser Reise. Und das wurde er am Spreewälder Spezialitätenbuffet. Frisches Wild, Gurken in warm und süß und sauer, Zander aus der Spree, Rote Beete Carpaccio und natürlich Quark und Leinöl - alle Geschmacksnerven wurden angesprochen. Im Anschluss erzählte uns eine echte Spreewälderin, wie schwer es die Frauen hier haben, bis sie zünftig mit ihrer Spreewälder Tracht beim Tanz glänzen können. Und dies trug sie im wahrsten Sinne des Wortes - mit Herz und Schnauze, vor.
Mittwoch
Heute ging es am Vormittag mit der Bimmelbahn durch Lübbenau. Nach einer Fahrt durch den Ort folgte ein Bummel durch den Spreewaldhafen mitten in der Stadt. Die Slawenburg in Raddusch war unser nächstes Ziel. Und tauchten wir gestern schon in die Geschichte des Spreewaldes ein, so ging es heute noch tiefer, über 1000 Jahre in der Zeit zurück. Weiter ging es zum Bismarckturm in Burg. Heute leider geschlossen, aber ehrlich, wäre wirklich einer bei dem Sommerwetter die 108 Stufen bis hoch gestiegen? Da machten wir doch lieber eine Sektpause mit Blick auf den Turm. In der Straupitzer Schinkelkirche genossen wir die Kühle, bewunderten die Schönheit, die man hier so gar nicht vermutet und manche zündeten auch eine Kerze an und das Herz machte vielleicht einen kurzen Ausflug zu lieben Menschen, die sie nicht mehr mit auf Reisen nehmen können. In Straupitz wartete ein frisch gebackener Streuselkuchen und eine Tasse Kaffee auf uns, ja, der Magen dachte schon, er kommt heute zu kurz. Eine interessante Führung durch die Straupitzer Windmühle machte unseren Ausflug komplett. Und hier hatte auch unsere Nase zu tun. Erinnern Sie sich an den Duft in der Windmühle? Nach Holz, vielen Jahren Leben und nach geröstetem Leinsamen. Und dann der Höhepunkt für die Geschmacksnerven, frisch gepresstes Leinöl, in Handarbeit. Es sah aus wie frisch gepresster Orangensaft und schmeckte einfach göttlich.
Als Abschluss wundervoller Spreewaldtage ging es in der Abenddämmerung nochmal auf den Kahn. Eine Genussfahrt für Augen, Ohren und die Seele. Laue Luft umschmeichelte uns. Die Augen gewöhnen sich an die langsam einsetzende Dunkelheit, die Lampions tanzen übers Wasser. Und auch die Mücken sind nicht so gefräßig, wie eigentlich erwartet. Aber wir stanken auch wie eine Chemiefabrik und waren sicher hochentzündlich. Zum Glück keiner auf die Idee zu rauchen...
Donnerstag
Wie mit dem Bade ausgeschüttet sitzen wir im Bus. Das war es schon wieder. Die Zeit verging wie im Flug. Auf die schöne Reise stießen wir nochmal in der Eierlikörfabrik an. Unsere bereits auf dieser Reise geschulten Geschmacksnerven kosteten sich durch die vielen Sorten. Leicht beschwipst verbringen wir noch eine schöne Stunde bei bestem Sommerwetter am Seeufer, zu Hause regnet es schon. Eine Rundfahrt auf dem Senftenberger See schließt die Tage ab. Sie fahren mit vielen Eindrücken nach Hause, behalten den Spreewald, ihre Reiseleiterin und den Busfahrer hoffentlich in guter Erinnerung. Vielleicht sehen wir uns wieder? Wir freuen uns auf Sie.
Ihre Reiseleiterin
Katrin