Von Rajastan bis auf den Ganges Finale auf den Andamanen
Unterwegs mit den besten Gästen der Welt - Giddh - der Schwarzmilan erzählt
Mein Name ist Giddh, ich bin ein Schwarzer Milan. Ich lebe in Indien. Ich kreise sowohl über den Dächern Delhis als auch am Taj Mahal, sogar bis nach Rajastan führen meine Reisen. Mein Großgroßneffe mütterlicherseits heißt Zazu – er ist ein Gelbschnabeltoko und lebt im Süden Afrikas. Eigentlich tut das gar nichts zur Sache – doch ich wollte es erwähnen, da der eine oder andere von Ihnen meinen Großgroßneffen früher schon einmal kennengelernt hat. Dann habe ich noch einen Cousine väterlicher Seits, Garuda – eine Seeadlerin. Die wohnt auf den Andamanen, ihr Nest hat sie auf der kleinen Insel Havelock. Eine richtige Seeadlerin. Übrigens habe ich auch eine Brieffreundin in Deutschland. Sie heißt Veronika und ist ein Rauchschwalbe. Im Sommer lebt Sie am Storchennest in Triptis und im Winter treibt sie sich im afrikanischen Süden rum. Mit ihr stehe ich seit Langem in Kontakt. Wir kennen uns noch aus Jugendzeiten. Ich durfte einmal durch das Schwarzmilanschüleraustauschprogramm nach Leipzig, da lernte ich Veronika im dortigen ZOO kennen. Nun in Ihrer letzten Depesche schrieb ir Veronika von unterwegs, sie war bereits gen Süden aufgebrochen. Der Sommer in Thüringen war längst zu Ende. Auch wenn er immer wärmer wird geht sie doch noch auf Winterreise. Ob das so bleibt? Wer weiß das schon. Veronika hatte schon überlegt, ganz in Deutschland zu bleiben. Schließlich sind auch die Winter nicht mehr so richtig kalt. Wie auch immer – auch in diesem Jahr ist Veronika wieder nach Afrika unterwegs. Ihre Depesche erreichte mich am 11. November 2024. Gerade noch rechtzeitig, wie ich gleich erfahren
musste:
Lieber Giddh, mein langjähriger Freund,
wie Du weißt, wohne ich im Sommer in Thüringen, Am Storchennest 1 ist meine Schwalbennest Anschrift dort. Ich bin schon gen Süden aufgebrochen. Doch ich muss Dir von unterwegs schnell eine kurze Depesche schreiben. Am Freitag, den 25. Oktober, verirrte sich ein Kranich auf seiner Reise ans Landhotel in Oberpöllnitz. Dort beobachtete er den Schumann Reisen Chef, so einen kleinen, grauen Dicken. Er hatte mehrere Menschenkinder zu irgend so einer Reiseinformation geladen. Wir Schwalben machen das ja auch, bevor wir aufbrechen – versammeln uns zu Hunderten und beschwatzen die Flugroute. Die Menschen nennen das dann Briefing oder Infoabend. Nun genau das fand da statt. Und dabei erfuhr Hubert, so heißt der Kranich, dass der dicke, kleine graue mit 21 Menschen in Deine Heimat aufbrechen will. Am 12. November solls losgehen. Zum Glück hat Hubert der Kranich mich eingeholt. Wir haben uns in Spanien getroffen, kurz vor der Überquerung der Straße von Gibraltar. Da hat er mir gleich erzählt, was er da erfuhr. Meines Wissens müssten Sie dann einige Zeit später bei Dir in Indien ankommen. Und jetzt kommt meine Bitte. Pass auf diese Menschen auf. Du weißt doch, Menschen….keine Ahnung vom Fliegen und setzen sich neuerdings in solche Rieseneisenvögel. Und dann die Gefahren bei Dir im total verrückten Indien. Auch davon haben die doch keine Ahnung. Bitte, bitte pass auf die gut auf. Danke und viele Vogelgrüße von
Deiner Veronika
Also ich mache mich auf, gerade noch rechtzeitig – denn ich muss nach Delhi. Da sollen die Menschen mit dem grauen, dicken Kleinen am Mittwoch – also am 13. November, eigentlich in der Nacht vom 12. zum 13. November, ankommen. Ich begebe mich zum Platz der Rieseneisenvögel und warte, warte und warte. Es ist längst weit nach Mitternacht. So kurz nach 2 am Morgen sehe ich eine ganze Gruppe bleichgesichtige Menschen aus dem Nest der Rieseneisenvögel kommen. Vorneweg der dicke, graue Kleine, das muss der Schumann Chef sein. So hat mir den Veronika beschrieben. Wild gestikulierend und etwas nervös. Sie halten sich die Nasen zu – sind den Smog Gestank einfach nicht mehr gewöhnt. Dabei kommen Sie doch aus dem Osten, da hat es doch bis vor 35 Jahren ähnlich gestunken. Haben die das alles vergessen? Nun ja! Alle haben sie riesige Behälter dabei, größer als die Nester der Adler. Da sind sogar kleine Räder dran. Koffer nennen die das. Nun die Menschen werden in das große Taj Palace Nest gebracht und schlafen dort ein oder eben auch nicht. Zeit jedoch für mich, den Kopf unter die Flügel zu stecken. Am nächsten Morgen schaue ich durchs Fenster und sehe alle wieder versammelt – auch den grauen, kleinen und eigentlich gar nicht mehr so Dicken. Und jetzt fällt es mir wieder ein, ich habe den Grauen Kleinen letztes Jahr hier schon beobachtet – da war er ganz allein unterwegs. Und jetzt hat er gleich noch 21 andere Menschenkinder mitgebracht – ein echter Freund meiner Heimat. Und seine Vertraute hat er auch dabei. Das hatte mir Veronika gar nicht erzählt. Jedenfalls futtern Sie als hätte es 3 Tage nichts gegeben, stimmt wohl auch fast, lange waren die Menschenkinder unterwegs bis sie endlich hier ankamen.
Dann fährt die Eisenkutsche vor. Die Reise in die „fremde Welt“ kann beginnen. Erstes Ziel der Sikh Tempel Gurudwara Bangla Sahib. Der Sikhismus ist eine monotheistische Religion, die im 15. Jahrhundert in Indien von Guru Nanak gegründet wurde. Sie betont die Einheit Gottes, Gleichheit aller Menschen, selbstloses Dienen und spirituelles Wachstum durch Meditation und ehrliche Arbeit. Na das gefällt mir sehr gut. Die Sikhs leben Ihre Religion sehr konsequent. Tragen alle den gleichen Namen und schneiden sich nie die Haare. Dafür tragen Sie einen beeindruckenden Turban. Dem Tempel angeschlossen ist eine Großküche. Hier wird täglich für Tausende Menschen gekocht. Egal ab sie Sikhs, Muslime, Hindus oder Christen sind. Das ist echte gelebte Hilfe. Da verneigt sich der Schwarzmilan. Weiter zieht es die Menschen bis ins Herz der Altstadt hinein. Dann steigen wieder alle aus der Eisenkutsche aus. Und rauf auf Fahrrad Rikschas. Abstrampeln ist angesagt – für die Rikschafahrer. Sie stürzen sich ins Gewimmel. Ohrenbetäubendes Hupen und lautes Feilschen bestimmen die Melodie. Fremdartige Gerüche füllen die Luft. Überall bunte Farben und exotisches Treiben – erster Vorgeschmack auf Indien für die Reisenden.
Mahatma Gandhi war ein Symbol für Frieden und Gerechtigkeit. Mit einfachen Mitteln wie gewaltlosem Widerstand bewegte er Massen und entmachtete ein Weltreich. Sein Mut und seine Bescheidenheit inspirierten Millionen, für Freiheit und Gleichheit einzutreten. Gandhi zeigte, dass wahre Stärke in Wahrheit und Mitgefühl liegt. Seinen letzten Wohnsitz besuchen sie heute. Schön, dass sie sich für unseren größten Führer interessieren und für die indische Geschichte. Denn die war nicht immer leicht. Zurück im Taj Palast – einem der schönsten Menschennester Delhis – begeben sie sich zum großen Futtern. Alles, was das indische Herz begehrt. Und das mundet auch den Bleichgesichtern. Sie spülen es mit reichlich weißen und roten Indischen Wein hinunter. Auch der schmeckt den Menschen. Welcome Dinner nennt der graue, kleine Dicke dieses Festmahl. Eine fette Rechnung bekommt er auch. Doch es hat sich gelohnt. Am nächsten Morgen sind alle froh, munter und ausgeruht. Glücklich und freundlich erscheinen mir diese Bleichgesichter sowieso – naja der kleine, graue Chef nimmt andere Menschenkinder wohl gar nicht erst mit. Das hat mir meine Brieffreundin Veronika schon einmal unter 4 Flügeln erzählt. Er sortiert da gnadenlos aus. Griesgrame und Meckerer, Umweltsünder und sonstige faule Vögel wie Aasgeier nimmt er gar nicht erst mit. Also stürmen sie wieder die Eisenkutsche. Erst kommen die großen Rollkisten unten rein, dann die Menschen oben rein. Und ab geht’s durch den chaotischen Verkehr Delhis. Ich habs da besser – fliege über das Chaos einfach hinweg.
Dann sehe ich unter mir schon das Ziel aller indienreisenden Bleichgesichter. Das Taj Mahal. Es ist das eindrücklichste Denkmal, das ich je gesehen habe. Die Schönheit ist mit Worten kaum zu beschreiben. Es ist dieses Gefühl, dieser Zauber, dieser wahr gewordene Traum. Der Augenblick ist unvergesslich. Oh Taj Mahal, du wunderschönes Monument. Du Wunderwerk. Der Großmogul Shah Jahan ließ das Marmor-Denkmal 1631 für seine Frau erbauen. Seine große Liebe Mumtaz Mahal starb bei der Geburt des 14. Kindes. Angeblich soll sie ihm auf dem Sterbebett zwei Versprechen abgenommen haben: für sie ein schönes Grabmal zu bauen und nicht noch einmal zu heiraten. Also tat er beides. Das Denkmal ist mehr als beeindruckend. Über 20.000 Handwerker arbeiteten 22 Jahre daran. Marmor aus Indien und allen Teilen der Welt, Edelsteine und Halbedelsteine wurden verbaut. Schaut mal auf die Bodenplatten – dort sind unterschiedliche Symbole eingemeißelt. Denn jeder Arbeiter musste sein Zeichen in die Steine die er bearbeitet hat, hauen – so konnte der Chef am Ende nachvollziehen wer was verbockt hat.
Die Menschen sind verzückt – geflasht, so sagen sie neuerdings. Total beeindruckt! Dann besuchen Sie das Rote Fort. Das UNESCO Welterbe ist ein mächtiges Zeugnis der Mogularchitektur. Seine roten Sandsteinmauern wirken wie eine unüberwindbare Festung. Im Inneren warten prächtige Paläste, filigrane Marmorbauten und grüne Gärten. Hier lebten Kaiser und schmiedeten Geschichte. Wieder steigen Sie in ihre Eisenkutsche – Sie wollen nach Bharatpur. Das nächste Menschennest heißt Bagh – ooooh ich ahne schlimmes, das alte Bagh ist jetzt ein Mahindra Club. Und ich glaube weder der graue Anführer und noch sein indischer Anführer wissen das. Da hat sich doch alles geändert: kein Bier, kein Wein, das Abendbuffet kindgerecht. Das wird den Gästen nicht gefallen. Oh ich sehe wie der graue, kleine nicht mehr ganz so Dicke schimpft und diskutiert. Grimmig guggt er drein – ist zum Trotz nur Brot – das scheint ihm ja ohnehin super zu schmecken. Und immer wieder entschuldigt er sich bei seinen Gästen, die nehmen es mit Humor – ganz im Gegensatz zu den Anführern. Nun letztlich sind alle müde in ihre Betten gefallen und ein neuer Tag beginnt.
Immer zwei Gäste sitzen in einer Rikscha – elektrisch betrieben, man glaubt es kaum. Die Zeit der knatternden Motoren geht auch in Indien so langsam zu Ende. Hier und da wird auf die Umwelt und den Schutz des Klimas geachtet. Das ist mir als Schwarzer Milan auch sehr wichtig. Denn auch wir Tiere – vom Insekt bis zum Elefanten – wollen auf diesem Planeten leben. Die Erde ist nicht ausschließlich für die Zweibeiner da. Nun die Anführer und ihre Gäste, die ich nun schon 4 Tage lang beobachte, wissen das. Also ich schweife wieder ab. Heute sind die Bleichgesichter also mit den elektrischen Rikschas im Keoladeo National Park unterwegs. Vom Trubel der Metropolen hinein in Indiens Natur. Hier jagten früher die Maharajas nach uns Tieren. Aus Spaß am Töten erlegten Sie meine Artgenossen. Heute wird nur noch mit den Bildeinfriergeräten gejagt – Kamera nennen die Menschenkinder das. Und wie sie Bilder einfrieren. Besonders die bunten Störche haben es den Besuchern angetan. Zu Tausenden bevölkern sie die Bäume im Sumpf. Auch Eisvögel, viele verschiedene Reiher und Enten, Flugfüchse und die riesige Nilgai Antilope lassen sich blicken. Ein paar wundervolle Stunden im Paradies von uns Vögeln. Dann fahren Sie weiter – Sie wollen nach Ranthambore. Da wo Shirkan der Tiger sein Unwesen treibt. Und dort, ich habe es mir fast gedacht, steigen sie in der besten Lodge am Nationalpark ab. Noch vor wenigen Jahrzehnten trieb sich hier der Maharaja von Rajastan herum, lud Könige und Präsidenten zur Jagd auf den Gestreiften ein. Nun auch diese Zeiten sind vorbei, alles Geschichte – zahlreiche Fotos zeugen davon. Heute steigen hier die wichtigsten und anspruchsvollsten Gäste Indiens ab – die Schumann Reisen Gäste, sollen die besten der Welt sein. Getafelt wird, wie gewohnt, reichlich. Diesmal holen Sie sich selbst die besten Speisen an einem Fressnapfbuffet. Volle Teller werden ratzeputz aufgefuttert.
Am Morgen, gerade erhellen die ersten Sonnenstrahlen den Horizont stehen und sitzen sie schon wieder beieinander. Ein heißer brauner Kaffee und ein wenig Gebäck dann steigen Sie auf ganz andere Eisenkutschen. Oben offen und laut. Die Kapitäne der Kutschen kennen keine Regeln – sie fahren was das Zeug hält. Links, rechts – hupen und vorbei. Ohjemine. Was wird das wohl werden. Jedenfalls sind sie dadurch schnell im Tierparadies. Den Tigern kommen sie schon gefährlich nah. Der Anführer auf dieser Tour, hier hat der kleine, dicke Graue kaum was zu melden, hat Spuren einer Tigermama entdeckt. Er und Mister Singh sind sich total sicher – hier im Wald müssen die drei kleinen Tiger sein. Doch die haben sich gut versteckt. Und so entgehen sie den Bildeinfriermaschinen der Menschenkinder – vorerst. Dafür zeigen sich Hirsche und Reiher, getüpfelte Rehe und Pfauenvögel, Krokodile sogar und bunte Eisvögel. Bilder werden also genug eingefroren in den Maschinen der Bleichgesichter. Frühstück und Mittagessen: es gibt wieder indische Leckerbissen. Dann etwas Ruhe und schon geht´s wieder los. Nicht alle sind erneut erschienen – zu gering scheint die Hoffnung auf die Tigerbegegnung. Zu groß die Staubwolken, die die Luft vernebeln.
Staubwolken hüllen die Gäste ein. Voller Enthusiasmus brettern die Eisenkisten in die Wildnis hinein. Kein Blick nach rechts und links – Hirsche und Rehe traben davon. „Hier vorn müssen Tiger sein“ meint der Naturanführer. Von den Gästen glaubt keiner an eine Begegnung mit den gestreiften Katzen. Doch plötzlich, drei andere Eisenkisten stehen schon da, Tiger im Wald. „In der Nacht haben sie einen großen Sambahirsch gerissen. Nun fressen sie sich satt. Es ist eine Mutter mit drei halbwüchsigen Kindern. Die beiden Brüder sind schon größer als die Tigermutti. Man erkennt sie an dem breiten Gesicht. Und ganz rechts da ist das Mädchen.“ – oh was für ein Glück für die Menschenkinder. Nun laufen die Bildeinfriermaschinen heiß. Tausende Fotos und kilometerlange Videos. Nahezu eine Stunde bleiben die Gäste dort. Dazu gesellen sich weitere Eisenkisten. Alle wollen die Tiger sehen. Nun ist endlich auch Zeit für die anderen Bewohner des Waldes. Sambahirsche im Schlamm und im See, große Herden der hübschen getüpfelten Rehe, riesige Krokodile dösen an den Ufern. Bunte Eisvögel stürzen sich ins Wasser. In den Bäumen lärmen Alexandersittiche. Der Dschungel hat seine eigene Melodie.
Am nächsten Morgen – die Anführer aus Indien und vom Storchennest sind mit ihrem Gefolge schon in der großen Eisenkutsche verschwunden – brechen alle wieder auf. Jaipur, die rosa Hauptstadt von Rajasthan ist ihr Ziel. Unterwegs halten sie in einem kleinen Dorf und spazieren entlang der Straße. Der Anführer kauft sich Rajasthani Schuhwerk – hat er keines mehr? Nun egal, der Verkäufer freut sich ob des Geschäfts. In Jaipur geht’s erstmal wieder an die Futterkrippe – das war ja klar. Und später dann in den teuersten Schmuckladen ganz Rajasthans. Hier gibt es die edlen bunten Steine. Hier kauft sonst nur der Maharaja ein. Die Verschönerungsteile sind allererster Qualität. Am späten Nachmittag erreichen sie ihr Nest für die nächsten drei Tage. Royal Heritage Havila – ein alter Prinzessinenpalast. Heute werden hier auserwählte Gäste empfangen, vom Urenkel der Prinzessin. Die Gäste sind verzückt. Eine Oase, ein kleines Paradies mitten im Großstadtgewimmel. Wie in 1001 Nacht. Wie im Märchen. Überhaupt erleben Sie reinste Märchentage in Jaipur. Jaipur, die "Pink City" von Indien, strahlt vor majestätischer Eleganz. Der prächtige Stadtpalast kombiniert Rajputen- und Mughal-Architektur und war einst Sitz des Maharajas. Das imposante Amber Fort, hoch oben auf einem Hügel, bietet grandiose Ausblicke und glänzt mit kunstvollen Spiegelarbeiten. Bunte Basare, historische Gassen und das weltberühmte Hawa Mahal – der Palast der Winde – machen Jaipur zu einem lebendigen Traum aus Geschichte und Kultur. Sie besuchen den City Palast und das Amber Fort. Staunend verweilen Sie vor dem Palast der Winde. Wieder gefrieren sie Tausende und abertausende Bilder in ihren Apparaten ein. Das Observatorium von Jaipur, Jantar Mantar, ist ein Meisterwerk antiker Astronomie. Erbaut im 18. Jahrhundert von Maharaja Jai Singh II., vereint es Wissenschaft und Architektur. Die monumentalen Instrumente aus Stein und Marmor messen Zeit, Sterne und Planeten mit beeindruckender Präzision. Es zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe und fasziniert mit seiner Mischung aus Mathematik, Kunst und Geschichte. Dann endlich Stärkung bei Leckereien aus der Region. Wieder ein kleines Festmahl. Am Nachmittag schauen die Besucher bei den Textilhandwerkern vorbei. Weben und drucken, Spinnen und Knüpfen – Wertvolles aus der Wolle der Schafe, Ziegen und Kamele. Und das eine oder andere wunderbare Stück wechselt den Besitzer.
Dann entdecke ich die Gruppe am Amber Fort. Sie werden doch nicht etwa, doch tatsächlich, sie trauen sich auf die Rücken der großen Dickhäuter. Prächtig geschmückte Elefanten tragen die Schumann Gäste hoch hinauf zum Amber Fort. Wieder ist kollektives Staunen angesagt. Prächtige Eingangsportale geben den Weg ins Innere der Festung frei. Wie in einem Labyrinth auf und ab, dann wieder schmale Gänge. Am Ende kleine Pavillons mit fantastischen Ausblicken auf die umliegenden Berge und Mauern. Mehrere Stunden wandern die Gäste durch die Burg und haben am Ende, nach Stunden, nur einen Bruchteil sehen können. So riesig, so undurchdringbar. Ein absoluter Höhepunkt in Indien.
Zurück in ihrem Palast auf Zeit aalen sich die Gäste an der Schwimmpfütze, trinken Bier und genießen die freien Stunden. Nur der kleine, graue Anführer sitzt die ganze Zeit, schon tagelang, an so einem komischen Gerät und hämmert auf irgendwelchen Tasten rum. Doch Bier trinkt er auch. Heute scheinen sie gar nicht in ihrem Palast futtern zu wollen – dabei haben sie immer das gute indische Essen hier gelobt. Wie fein, wie toll und schön scharf. Doch sie besteigen die Eisenkutsche und fahren weg – genauer gesagt in die Altstadt hinein. Was sie nur da suchen? Ob Sie beim Maharaja eingeladen sind? Den beiden rührigen Anführern wäre ja alles zuzutrauen, auch dass sie eine Einladung bei der königlichen Familie bekommen. Und so wird es wohl sein – denn die Eisenkutsche hält direkt vor dem Privateingang des Königs von Rajasthan. Von drinnen schallt schon Musik nach draußen. Empfang mit Pauken und Trompeten. Einem Sultan oder Kaiser würdig. Da steht die berittene Leibwache bereit, Kamele und sogar ein Elefant. Die Musikkapelle intoniert royale Musik. Und nun werden erneut massenweise Bilder eingefroren, die Menschen sagen dazu fotografieren und filmen. Ich als Schwarzer Milan verstehe davon nicht viel – jedenfalls halten sie ständig irgendwelche Apparate vor ihre Augen. Und sie staunen, ja sie staunen wie noch nie. Was für ein Fest! Dann entschwinden die Menschenkinder meines Blickes – die Palastwache führt sie hinauf in die königlichen Privatgemächer. Wieder für Erinnerungsbilder. Da geht die Party weiter, erst auf der Terrasse mit Musik, Akrobatik und Tanz. Königliche Show Teil 2! Kulinarisch bleiben auch keine Wünsche offen. Sekt, Wein und Bier fließen in Strömen. Den köstlichen Häppchen während der Musikshow folgt das üppige Maharaja Menü im Salon. „Das ist heute unser vorgezogenes Bergfest“ informiert der graue Anführer „und gleichzeitig Abschluss unseres ersten Teils der Reise. Nun geht es Morgen nach Westbengalen. Neue Abenteuer warten zwischen Kolkata und dem heiligen Ganga“.
Ich hab mich längst auf den Weg gemacht. Es ist weit bis Kolkata – und ich will die Schumann Reisen Gäste weiter bewachen und beobachten – neugierig bin ich nämlich auch. Will mit eigenen Milanaugen sehen, was ihnen wohl in Bengalen so widerfährt. Und längst sind sie mir an mein kleines Vogelherz gewachsen. Die Munzis und Kupfers, die Rothens und die Lehmanns, die Wirths und die Müllers, die Köhlers und der Henri mit seiner Frau Doktorin, die 4 Damen natürlich auch und nicht zu vergessen, Richard Jahn, der Gruppenälteste auf dieser Reise. Gerade rechtzeitig sehe ich sie in Kolkata einer bunten Eisenkutsche entsteigen. Nun staunen sie noch mehr, manchen bleibt der Mund offenstehen. Oder sie guggen ganz betröppelt. Es ist aber auch ein Riesenkontrast, den der dicke, graue Kleine seinen Gästen zumutet. Gerade noch zu Gast im Palast wie im Märchen aus 1001 Nacht und nun im Millionenmoloch Kolkata. Gestern noch großes Dinner in des Maharajas Privatgemach und heute im Markt für Gemüse und Blumen. Sie müssen sich den Weg durch die Mengen, an Händlern und Kaufinteressenten vorbei, förmlich bahnen. Immer mal wieder auch über schlafende Menschen steigen und Hunden, Kühen und Ziegen ausweichen. Authentischer geht Großstadtindien nicht. Ein Erlebnis für alle Sinne – manche haben es auch Schock genannt. Um die Not zu lindern, hat Mutter Theresa ihr ganzes Leben den Armen gewidmet. Dafür bekam sie sogar den Friedensnobelpreis. Eine ganze Hilfsbewegung entstand. Die Schumann Gäste besuchen ihre Wirkungsstätte. Beeindruckend, unglaublich und beispielhaft – so finden sie alle. Menschen wie sie und Mahatma Ghandi braucht es mehr auf unserer Erde. Endlich erreichen Sie ihr heutiges Ziel. Den großen Flussfisch aus Eisen und Holz. Sie nennen es Schiff oder Ganges Boot. Hier beziehen sie ihre großen edlen Nester. „Wir wollen nun eine Woche auf dem heiligen Fluss unterwegs sein. An den Ufern ziehen Dörfer und Tempel, kleine Städte und große Paläste vorbei. Hier am Ganga finden wir das authentische Indien, das echte Bengalen“ stimmt der graue Anführer die Gäste ein. Und es hat sich ein weiterer, ein neuer indischer Anführer dazu gesellt. Sie nennen ihn Sabi – denn „mein richtiger Name ist zu lang“ klärt er schnell auf. Im großen Fisch tafeln sie ausgiebig – es geht also kulinarisch weiter wie bisher. Nur das Beste für die Schumann Gäste.
Am nächsten Tag steigen sie am Morgen nochmal in die Eisenkutsche. Wieder geht es hinein in das Moloch Kolkata. Blick und Geschichten am Ufer des Ganges. Spaziergang im Park und im Victoria Monument. Dann endlich setzt sich ihr Ganges Boot mit den Gästen in Bewegung. Flussaufwärts geht’s. Das Bandel Imambara ist ein bedeutendes islamisches Gebets- und Gemeindezentrum in der Stadt Bandel nahe Kolkata. Es wurde 1861 von Haji Mohammad Mohsin, einem berühmten Philanthropen, gegründet. Die Anlage ist ein beein-druckendes Beispiel für islamische Architektur, mit zwei hohen Minaretten, einem zentralen Teich und einem prächtigen Uhrenturm. Der Innenhof wird von Gebetsräumen, einer Madrasa und Wohnbereichen umgeben. Hier heißt es nun Schuhe aus – wir gehen rein. Kunstvolle Architektur dem Verfall preisgegeben, auch das schockiert die Gäste. Doch wo soll das Geld dafür herkommen? Wer soll es restaurieren – oft unlösbare Fragen für die Menschen hier.
Spät am Abend erreicht Ganges Voyager, so heißt der Riesenfisch, das Dorf Kalna. So finden die Gäste Ruhe für einen tiefen Schlaf. Denn am nächsten Morgen verlassen sie schon um 8 Uhr früh ihren Schlafplatz. Eine ganze Flotte Rikschas steht bereit. Elektrisch betrieben, Kalna gibt sich ökologisch und klimafreundlich. Durch die engen Straßen und Gassen bringen die Vehikel sie zum Tempelkomplex. 108 kleine Tempel bilden ein eigenes Ensemble. Hier schöpfen die Gläubigen Energie und verehren den Gott Shiva. Gegenüber stehen die großen Tempel – auch hier wird Shiva verehrt. Beispielhafte Architektur und prächtige Verzierungen. Die Gäste staunen, mal wieder! Noch ein Besuch auf dem lokalen Markt. Gemüse, Obst und Fisch – die Menschen hier sind nicht arm, haben ihr Auskommen im Gegensatz zu den Klimaflüchtlingen aus Bangladesch, die in Kolkata ihr Dasein fristen. Hier in der dörflichen Gemeinschaft scheinen alle gut aufgehoben und man hilft einander. Alles wirkt ordentlich und gut sortiert. In Kalna scheinen sich auch die Bleichgesichter recht wohlzufühlen. Fast so wie an Bord ihres Ganges Bootes – in das verschwinden sie nun wieder. Immer weiter flussaufwärts führt sie ihre Reise. Den ganzen Tag schippern sie auf dem heiligen Ganga. Diesmal habe ich keine Mühe ihnen zu folgen. Und so sehe ich sie auf dem Sonnendeck dösen und Bilder eingefrieren, Turbane, Saris und Dhotis binden, tanzen, lesen und immer wieder Futter, Futter, Futter. Eine Genussreise so viel ist mal klar.
Das Dorf ist bekannt für die Kunst des Blechschmiedens. Seit hunderten von Jahren werden hier Altmetalle eingeschmolzen. Daraus entstehen dann richtige kleine Kunstwerke. Kreislaufwirtschaft – sollten sich die Europäer mal ein Scheibchen abschneiden. Von Weitem höre ich schon das Hämmern und Klopfen, Blech wird verformt. Zunächst mit Walzmaschinen und dann mit Hammer und kleinen Meisel. Manches kleine Kunstwerk wechselt den Besitzer. Es ist gut, wenn die kleinen Dörfer am Ganges von den Gästen profitieren. Auch das gehört zur Nachhaltigkeit. „Am Nachmittag besuchen wir einen Rosengarten“ erklärt der Anführer. Ich frage mich, wo er denn hier einen Rosengarten finden will. Hat er da vielleicht was falsch verstanden? Hätte er mal lieber mich, den einheimischen Schwarzmilan gefragt. Ich weiß was es hier zu sehen gibt. Nämlich viele Felder: Reis, Gurken und auch Getreide. Einen Friedhof, besser gesagt ein Mausoleum aus der Zeit als die Moguls Bengalen beherrschten. Interessant und sehenswert ist es allemal. Denn Bilder frieren die Gäste zuhauf in Ihren Apparaten ein. Und immer sind es auch die Begegnungen mit den Menschen, die das Reisen auszeichnen. Dann geht die Sonne über dem heiligen Fluss unter. Die Bleichgesichter – eigentlich stimmt das gar nicht mehr, die meisten haben eine rot bis bräunliche Farbe angenommen – verschwinden wieder in Ihrem Futterkahn. Ich weiß wo ich auf sie warten kann.
Der graue, kleine Anführer hat es den Gästen schon erzählt: „Morgen sehen wir die vielleicht filigransten und kunstvollsten Ziegeltempel, die ich jemals zu Gesicht bekam – wir besuchen Baranagar“. „Die Ziegeltempel von Baranagar sind ein beeindruckendes Beispiel bengalischer Tempelarchitektur aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurden von Rani Bhabani, einer wohlhabenden und einflussreichen Landbesitzerin, errichtet. Die Tempel sind dem Gott Shiva geweiht. Aufwendige Terrakotta-Verzierungen stellen Szenen aus der Mythologie und dem Alltagsleben dar. Sie sind ein Zeugnis der Hingabe und des künstlerischen Schaffens dieser Epoche. Die Restaurierungen allerdings sind nicht vollends gelungen“ meint er am Morgen. Dann spazieren die Besucher durch das Dorf. Machen Station am Sportplatz und schauen den Bootsgeistern bei so einem komischen Spiel zu – Kricket nennen die das. In der Schule treffen sie den Lehrer und einige Studenten, die aber Schüler sind. Sie lernen englisch dort. Eine großartige Initiative eines jungen Inders hier. Später sehen sie, wie das Reisstroh gedroschen und Kuhdung fürs Heizen getrocknet wird. Auch in Baranagar begleitet die Gäste eine große Kinderschar – die kleinen Menschen passen auf, dass sie dich Besucher ja nicht verlaufen. Viele, viele Fotos später – zur Erinnerung, so nennen die Menschen die eingefrorenen Bilder – wird wieder der große Gangesfisch bestiegen.
Murshidabad besuchen sie am Nachmittag. Einst die glanzvolle Hauptstadt von Bengalen, ist Murshidabad heute eine Stadt voller Geschichte und Pracht. Sie war im 18. Jahrhundert das Herzstück des Mogulreichs und ein Zentrum von Reichtum und Macht. Besonders beeindruckend ist der Hazarduari-Palast mit seinen tausend Türen, der die opulente Lebensweise der Nawabs widerspiegelt. Murshidabad vereint Mogul-Architektur, koloniale Einflüsse und eine reiche kulturelle Tradition – ein Ort, der Geschichte lebendig werden lässt. Mit Rikschas gehen sie auf Tour. Auch der Schiffsälteste ist heute dabei. Rikscha fahren liebt er, Tempel eher nicht! Vor dem Hazarduari-Palast wird erstmal um Baujahr und Zweck des Gebäudes gestritten. Die Anführer sind sich da nicht so einig. Einige Recherchen später steht fest: „Der Hazarduari-Palast wurde 1837 von Nawab Nazim Humayun Jah erbaut, nach Plänen des britischen Architekten Duncan MacLeod. Er diente als Verwaltungsgebäude und Residenz des Nawabs. Der Palast sollte Macht und Prestige der Nawabs zeigen und ist ein Symbol für die Verschmelzung britischer und indischer Architektur. Ab 1985 wird der Palast als Museum genutzt“. Wieder versinkt die Sonne blassrot über dem Ganges Fluss. Neben dem Schiff bauen die Geister des Bootes ein Riesenfutternest auf. Lautes Vogelgeschrei – Musik nennen die Menschen das wohl – ertönt. Getränke und kleine Futterstückchen werden gereicht. Und dann fangen die Menschen an zu zappeln. Vollführen wilde Drehungen und krümmen sich. Es ähnelt dem Balztanz meiner entfernten Cousins. Kraniche auf Brautschau, genau so sieht es aus. Das wird mir hier zu laut. Ich hau ab – passieren kann dem Anführer und seinem Gefolge hier nichts. Ich flieg schonmal vor. Denn Morgen solls zum Hauptquartier der Krishna Gesellschaft gehen. Mayapur ist das nächste Ziel.
Mayapur wurde als spirituelles Zentrum geschaffen, um die Lehren Lord Krishnas zu verbreiten. Besonders bedeutend ist der prächtige Tempel des Vedischen Planetariums, der die vedische Kosmologie und Bhakti-Traditionen zelebriert. Heute zieht Mayapur Millionen von Pilgern und Touristen an, die hier Meditation, Gebet und kulturellen Austausch erleben. Es ist ein globales Symbol für Frieden, Hingabe und spirituelle Einheit. Doch es dauert noch etwas bis sie Mayapur erreichen. Sie genießen das Leben auf dem Gangesriesenfisch. Erfahren immer wieder Wissenswertes vom Leben in Indien. Und natürlich: Essen, Essen, Trinken! Nun kommen die großen Tempelkuppeln des Krishna Hauptquartiers in den Blick. Das kleine hölzerne Boot bringt sie rüber. Zu Ihnen stößt ein junger Krishna Anhänger – nein ein Mönch ist er nicht – aber er kennt sich aus. „Im kleinen Dorf nahe der Schule leben gut 3.000 Krishna Jünger, vor allem aus Amerika, England, Australien und Russland“ erklärt er den Gästen. „Das Krishna-Headquarter ist bekannt als Hauptsitz der International Society for Krishna Consciousness. Hier in diesem Tempel verehren wir unseren Gründer Bhaktivedanta Swami Prabhupada. Seine Asche wurde hier beigesetzt“. Nun heißt es wieder einmal Schuhe aus und ab in den Tempel. Ein prächtiger Bau. Prabhupada sitz meditierend in einem Schrein mit goldener Maske. Auf Bildern und mit Figuren ist sein Leben dargestellt. „Vor über 5.000 Jahren erschien Lord Krishna im Dorf Vrindavan in Nordindien. Seine Geburt wird heute mit dem Fest Janmashtami gefeiert. Krishna gilt im Hinduismus als die achte Inkarnation von Vishnu, wird in unserem Krishna-Bewusstsein jedoch als die ursprüngliche Form Gottes verehrt. Im Krishna-Glauben steht Krishna allein im Mittelpunkt als die höchste Gottheit“ erzählt der Jünger. Und weiter: „Krishna erschien erneut vor 534 Jahren als Chaitanya Mahaprabhu. Er wurde hier in Mayapur geboren und wird von uns als kombinierte Inkarnation von Krishna und Radha betrachtet. Er kam, um die Bhakti-Bewegung zu stärken und die einfache, liebevolle Hingabe an Krishna zugänglich zu machen. Er lehrte, dass die Liebe zu Gott unabhängig von Kaste, Geschlecht oder sozialem Status ist. Seine Mission war es, Spiritualität für jeden Menschen greifbar zu machen“. Der graue Anführer ergänzt: „Hier kann man deutliche Parallelen zum Christentum erkennen. Empfängnis ohne Sex, ein Gott statt mehrere Götter und die Gebote, die in Teilen den Lehren ähneln“. Nun besuchen sie den Haupttempel – mehr als 10.000 Gläubige können hier gemeinsam beten und singen. Heute sind es nicht ganz so viele. Doch die Krishna Jünger singen lautstark und drücken ihre Spiritualität sichtbar aus. In einem Saal werden Lord Krishna und Radha seine Begleiterin, die göttliche Liebe und Energie präsentiert, verehrt. Dort feiern die meisten Jünger ihren Glauben. In der nächsten Halle gilt die Verehrung Chaitanya Mahaprabhu: Eine Inkarnation von Krishna sowie Nityananda Prabhu: Chaitanyas enger Gefährte. In einem kleinen Schrein entdecken wir auch den Löwengott Narasimha. Sein Schrein zeigt ihn in einer kraftvollen Form, wie er einen Dämonen besiegt. Diese Darstellung symbolisiert den Triumph des Göttlichen über das Böse. Endlich wieder Schuhe an. Auf der Straße der bunten Kleider, Schals und Taschen wird noch nach den richtigen Mitbringseln gesucht. Leider diesmal nicht so erfolgreich. Zurück an Bord: essen, essen und trinken.
Ein neuer Tag bricht an. Neblig – ich kann die Gäste kaum erkennen. Die ersten Schatten erscheinen auf dem oberen Teil von Ganges Voyager. Sie machen komische Bewegungen, als würden sie fliegen lernen. Dann die Arme nach hinten und wieder hoch. Nun ein Bein nach hinten und eins nach vorn. Arme hoch und wieder vor – ah nun verstehe ich auch, was sie meinen. Das ist der indische Volkssport Yoga. Stärkt Geis und Körper. Gute Sache für die Menschenkinder. Frühstück und Mittagessen an Bord – nochmal so richtig die Seele baumeln lassen. Genuss pur! Nun erfolgt die letzte gemeinsame Exkursion: Chandernagore, eine charmante Stadt, atmet Geschichte und Kultur. Einst eine französische Kolonie, bewahrt sie ihren einzigartigen europäischen Charme. Die Strandpromenade prägen koloniale Gebäude. Der altehrwürdige Sacré-Cœur-Kirchturm beeindruckt mit seiner Architektur. Chandernagore verbindet französisches Erbe mit bengalischer Seele – ein Ort, der Geschichte lebendig hält. Dann heißt es ein letztes Mal Leinen los, Ganges Voyager nimmt Kurs auf Kolkata. Dem Endpunkt der Reise auf dem heiligen Fluss. Hier werden die Gäste, die längst zu Freunden Indiens wurden, auseinandergehen. Alle werden Sie am nächsten Tag einen Eisenvogel besteigen. Manche bringt der Vogel nach Hause, manche noch auf die Andamanen. Hier werden sie 4 Tage im Taj Exotica auf Havelock Island verweilen. Strand und Meer genießen. Die Seele Baumeln lassen und, ja auch das gehört auf den Inseln dazu, vielleicht Tropische Regengüsse bestaunen.
Der graue, kleine Dicke hat mich am Himmel über den Ganga entdeckt und er zwinkert mir zu. Er kennt mich von seinem letzten Besuch. Damals schon habe ich diesen verrückten Vertreter der menschlichen Rasse in mein Schwarzmilanherz geschlossen. Denn er achtet nicht nur seine Menschenschwestern und – brüder, sondern auch uns fliegende Vertreter. Er liebt die Tiere und sogar die Pflanzen. Vermeidet Schaden an unserer Erde, wo immer er kann, und kümmert sich mit seinen Freunden um die Zukunft unseres gemeinsamen Planeten. Der ist nämlich nicht nur für die Menschenkinder da, nein auch wir Tiere und die pflanzlichen Lebewesen beanspruchen ihren Teil. Könnten das nur alle Menschen endlich verstehen. Nun ich schweife ab – zurück zu den Indien Gästen, die ich wirklich allesamt in mein kleines Herz geschlossen habe. Denn nun heißt es Abschied nehmen – auch für mich wird es nun langsam Zeit. Ich mach mich auf zurück zu meinem Milanschwarm nach Delhi. Der Rest ist schnell erzählt. Diverse Eisenriesenvögel bringen auch die Menschenkinder von den Andamanen zurück in ihr Heimatland. Ich, Giddh, der Schwarze Milan verabschiede mich von Ihnen.
Swastha Rahiye– bleiben Sie gesund. Yushman Bhava – mögen Sie ein langes und gesundes Leben führen! Kommen Sie alle gut und gesund heim! Kerstin und Thomas Schumann