Zwischen Luxemburg und Saarschleife
Ostern zwischen Luxemburg und Saarschleife
Zu Gast im Victor's Hotel Schloss BergManchmal beginnt eine Reise nicht mit dem ersten Schritt, sondern mit einer Überraschung. In unserem Fall saß die Überraschung am Steuer: eine Busfahrerin!
– das hatten wir noch nie. Und sie meisterte nicht nur das große Gefährt, sondern auch die neugierigen Blicke und den Applaus unserer Reisegruppe mit einem Lächeln, das mehr Sonne ausstrahlte als der Himmel an diesem Tag.
Zwischen wachsender Vorfreude, ersten Frühlingszeichen draußen am Wegesrand und netten Gesprächen im Bus ließen sich die leichten Verzögerungen des Osterverkehrs gut verkraften. Immerhin: Die Natur war bereits ein paar Schritte weiter als das Thermometer – hier und da erste Blüten, zartes Grün und das Gefühl, dass der Frühling schon mal vorsichtig anklopft.
In Bernkastel empfing uns nicht nur der Duft von Rheinischem Sauerbraten, der so zart war, daß das Messer fast beleidigt war, sondern auch das gemütliche Flair dieses Städtchens.
Die Altstadt war bezaubernd, aber ein Glühweinstand hätte nicht geschadet-denn der Frühling hatte an diesem Tag auch Urlaub. Trotzdem bewunderten wir tapfer den Doctor-Weinberg und die malerische Kulisse, wenn auch mit hochgeklapptem Kragen.
Geschlafen haben wir dann königlich: im Schlosshotel Berg. Dort dufteten nicht nur die Laken frisch, sondern auch die Blumen vor dem Eingang. First Class – innen wie außen.
In Luxemburg begrüßte uns nicht nur traumhafter Sonnenschein, sondern auch eine echte Luxemburger Grande Dame. Unsere Stadtführerin führte uns mit Charme, einem herrlich eleganten Akzent und einem Hauch Aristokratie durch ihre Heimatstadt. Der Frühling begleitete uns dabei auf Schritt und Tritt – von blühenden Bäumen bis hin zu frühlingshaft bepflanzten Blumenkübeln.
Vom Aussichtspunkt genossen wir einen traumhaften Blick über das UNESCO-geschützte Alzette-Tal, wo sich das frische Grün mit den alten Steinen der Stadtmauer zu einer perfekten Symbiose vereinte. Überall in der Stadt: ein buntes Gewimmel an Menschen und Sprachen – lebendig, bunt und fröhlich.
Und mitten in all dem Trubel dachte ich plötzlich: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche…“ – ein Osterspaziergang, wie er im Buche steht.
Am Nachmittag fuhren wir durch das romantische Müllertal, vorbei am Flüsschen Sauer und an der mächtigen Mosel zurück, ins Hotel. Die Natur war hier eindeutig schon einen Schritt weiter als zu Hause – und wir genossen es in vollen Zügen.
Ein kurzer Halt bei Bernard-Massard rundete den Tag mit einer Sektverkostung ab – prickelnd, charmant und leicht beschwipst. Frühling zum Trinken, quasi.
Zurück im Hotel wartete ein mehrgängiges Menü – stets lecker, stets stilvoll. Unser Kellner allerdings kämpfte tapfer mit der Technik des Notierens – oder mit seiner eigenen Konzentration. Aber am Ende des Abends bekam irgendwie trotzdem jeder das richtige Essen. Und wir nahmen’s mit Humor – schließlich war auch das ein bisschen Frühling: Leichtes Chaos, blühende Geduld und ein Lächeln zum Dessert.
Unser dritter Reisetag begann mit einem echten Höhepunkt – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Baumkronenpfad an der Saarschleife empfing uns mit fröhlichem Vogelgezwitscher, das fast schon nach Frühjahrsorchester klang, die Spechte hämmerten -während die Eichhörnchen übermütig durch die Baumwipfel huschten. Der Blick vom Aussichtsturm auf die berühmte Saarschleife war einfach atemberaubend. Die Saar glitzerte in der Sonne wie flüssiges Silber, die Kastanien standen in voller Blüte, und wir standen mittendrin in einem Postkartenmotiv.
Am Nachmittag wechselten wir die Perspektive: Vom luftigen Pfad ging es hinunter aufs Wasser – eine Bootsfahrt auf der Saar stand an. Gemütlich schipperten wir durch die kurvige Flusslandschaft und passierten die Schleuse Mettlach gleich zweimal. 11 Meter Höhenunterschied – das ist schon ein kleines Erlebnis für sich. Die Technik, das Ruckeln, das leise Gluckern des Wassers – irgendwie beruhigend und spannend zugleich.
Aber natürlich wäre dieser Tag nicht vollständig ohne einen letzten Genussmoment. Und so fuhren wir hinauf zum Schloss Saarstein, das hoch über der Saar thront – der perfekte Ort für unsere Weinverkostung. Im stilvollen Wintergarten erwartete uns der Schlossherr persönlich – charmant, wortgewandt und offensichtlich in inniger Beziehung zu seinen Weinen. Wir probierten, schwenkten, schnupperten – und nickten andächtig. So mancher beschloss spontan, Wein künftig nicht mehr zu trinken, sondern zu zelebrieren.
Auch die schönste Reise muss irgendwann ein Ende finden – aber nicht, ohne sich gebührend zu verabschieden. Auf dem Heimweg legten wir noch einen Zwischenstopp in Worms ein, wo uns der imposante Dom empfing. Majestätisch und ehrwürdig stand er da, als wolle er fragen: „Na, habt ihr noch ein bisschen Kulturhunger?“ Hatten wir – und ließen uns von der gewaltigen Architektur, der gewaltigen Größe und der stillen Erhabenheit dieses Ortes, berühren.
Ein würdiger Abschluss einer Reise, die bunt und lebendig begann – und nun in aller Ruhe ausklang.
So ging eine Reise zu Ende, die uns mehr bot als nur Programmpunkte: Sie schenkte uns Sonne im Gesicht, Wein im Glas, Frühlingsduft in der Nase, Kultur im Kopf.
Denn das ist das Schöne an solchen Reisen: Sie gehen vorbei – aber sie bleiben. In Bildern, in Geschichten, und in diesem kleinen, stillen Lächeln, das man mit nach Hause nimmt.