Zazu - der Nashornvogel erzählt

Sawubona – Mein Name ist ZAZU ich bin ein Nashornvogel - manche von Ihnen haben mich schon kennen gelernt oder haben vielleicht von mir gehört. Ich erzähle Ihnen eine Geschichte, wie sie sich wirklich zugetragen hat. Falls Sie nicht genau wissen was ein Nashornvogel ist, dann will ich Ihnen das auch noch schnell erklären. Wir sind schlaue Vögel, bräunlich und grau und haben einen großen Schnabel – genau wie der kleine Dicke, Graue da bei Schumann Reisen, der da irgendwie das Sagen hat. Nur unser Schnabel ist von Geburt an groß, gelb oder rot und hat so eine Art Höcker. Wir sind sehr neugierig, sozial eingestimmt und leben im Süden Afrikas. Unser Verwandschaftsnetzwerk führt uns auch ins ferne Europa. Dort haben wir Abgesandte in Zoologischen Gärten und entferntere Verwandte auch frei und wild lebend. So habe ich eine Freundschafts - Fernbeziehung in Deutschland, sie heißt Veronika und ist eine Schwalbe (nein keine Bordsteinschwalbe – eine Rauchschwalbe). Immer zwischen April und September weilt sie in diesem fernen Land und sorgt dort für Schwalbennachwuchs. Nur im Winter, also wenn bei uns im Süden Afrikas Sommer ist, kommt Sie zurück zu uns. Nun jedenfalls berichtete mir Veronika die Rauchschwalbe (Sie wohnt im Sommer immer Am Storchennest bei Schumann Reisen unterm Dach und erfährt da so einiges), dass bald wieder eine Gruppe bleichgesichtiger Menschen sich auf den Weg ins Südliche Afrika machen würde. Sie hörte, dass die von Namibia bis Südafrika mit einem Zug fahren wollten. Das konnte ich kaum glauben, meinte sie hat sich verhört, denn üblicherweise fährt da gar kein Zug. Also dachte ich mir, Zeit mal wieder Augen, Ohren und Schnabel aufzusperren, Zeit mal wieder Menschen zu beobachten (schließlich beobachten die Zweibeiner uns Tiere in Afrika auch zu Genüge). Also flog ich zu dem Platz, wo die meisten bleichgesichtigen Menschen ankommen. Windhoek, International Airport heißt dieser Platz. Da landen diese Eisenvögel. Große und Kleinere. Immerzu spucken Sie Zweibeiner und deren Gefieder (Kleidung in Koffern nennen die das glaube ich) aus oder saugen diese in sich ein. Komisch – aber scheint zu funktionieren...

Swakopmund

Es ist ein sonniger und noch recht kühler Morgen am Mittwoch dem 3. Mai, da landet wieder ein solcher großer Eisenvogel. Einer aus dem Land Namibia. Und das müssen diese bleichgesichtigen sein, von der mir Veronika berichtete. 23 an der Zahl. Alle sehen müde aus. Als hätten Sie die Nacht keinen Schlaf gefunden. Nur einer, ein kleiner, dicker Grauer – der sieht zwar um die Haare furchtbar zerstrubbelt aus, scheint aber total ausgeruht zu sein, voller Tatendrang sozusagen. Vielleicht ist das der, von dem Veronika immer erzählt, der bei Schumann Reisen irgendwie das Sagen hat. Na jedenfalls gestikuliert er wild und scheucht die anderen 20 über den Platz, hinein in einen Warteraum und kurze Zeit später einen nächsten etwas kleineren Eisenvogel. Nur eine Frau, die scheint das nicht zu wundern. Die kennt den kleinen, grauen Dicken wohl schon länger. Jedenfalls kaum raus aus dem großen Eisenvogel, alle wieder rein in einen anderen. Nun das war ja ein kurzer Besuch, denke ich mir. Also fliege ich auch davon. Da treffe ich doch unterwegs Eduard, meinen Kumpel aus Swakopmunder Tagen – ich habe dort mal einen Sommer lang gewohnt in einem alten Marulabaum. Doch dann wurde es mir zu kalt und ich zog da weg. Eduard lebt dort noch, er ist ein rosa Flamingo und bewohnt mit vielen Brüdern und Schwestern eine Lagune in Walvisbay. Und er erzählt mir, dass er eine ähnliche Geschichte gehört hat. Nämlich, dass sich im Swakopmunder Strand Hotel eine Gruppe bleichgesichtiger Menschen angekündigt hat, die später mit dem Zug weiterfahren will. Also, denke ich, könnte ja sein, dass die nicht wieder heim, sondern weiter Richtung Swakopmund fliegen. Ich also dem Eisenvogel hinterher. Der war natürlich zunächst viel schneller. Doch erstens kenne ich eine Abkürzung und zweitens fängt der Eisenvogel über Walvisbay das Kreisen an. 3x übers Meer raus und 3x mal wieder zurück. In der Zeit schafft es dann auch ein Nashornvogel wie ich, von Windhoek bis an den Südatlantik. Und tatsächlich hier steigen dieselben 23 Bleichgesichter aus, die ich bereits in Windhoek beobachten konnte. Sie steigen in eine dieser Eisenkutschen und fahren, wie von meinem Flamingokumpel Eduard vorausgesehen, direkt nach Swakopmund ins Strand Hotel. Ein feiner Schuppen mit 3 feinen Restaurants. Tja vor allem beim Essen und Trinken sind die Namibier Weltklasse. Doch nicht nur die Namibier, doch davon erzähle ich später. Zunächst einmal ruhen sich die meisten der Gruppe aus. Testen die Betten. Nicht so der kleine, dicke Graue. Der war ja in Windhoek schon so verdächtig munter. Und auch die Frau, die diesen Dicken wohl schon lange kennen muss. Beide machen sich schnurstracks auf den Weg in eines der 3 feinen Restaurants. Ocean Cellar heißt der Futterplatz. Und da testen die Beiden schon mal durch, was es hier so Leckeres gibt, Austern und Kingklipp, Weißwein und Bier – tja, es sind eben nicht nur die Namibier, die gutes Futter und leckere Tropen mögen. Nach dem Mittag wandern Sie los, der kleine, dicke Graue, seine Frau und 19 andere Bleichgesichter im Schlepptau. Der kleine, dicke Graue hat auch hier scheinbar was zu sagen. Denn erzählt in einem fort. Von der namibischen Geschichte und der von Swakopmund. Von den ersten Siedlern aus dem fernen Deutschland hier, Pioniergeist und der kaiserlichen Kolonie. Da hab ich als alter Nashornvogel manches neues erfahren. Dann führt er sie zum Woermann Haus. Adolph Woermann, ein einflussreicher Hamburger Spediteur und Kaufmann ließ 1894 das Haus für seine hiesige Handelsgesellschaft errichten. Vom Turm bietet sich den Gästen ein super Blick (den habe ich als Vogel natürlich immer) über die Dünen, die Dächer der Stadt und die Wogen des Atlantik. Am Abend sehe ich die Zweibeiner dann im Farm House Deli heftig speisen. Bestes Namibisches Rindfleisch und feinstes Gemüse, Windhoek Lager und südafrikanischen Wein.

Bootsausflug Walfishbay

„Niklas ist ein afrikanischer Seelöwe. Fisch ist seine Lieblingsspeise“, ist das nicht die Christel, das junge Mädchen, das schon ein Eisenschiff fahren darf? Tatsächlich – und da sitzen auch wieder meine Bleichgesichter. Am Morgen war ich wohl zu spät am Strand Hotel, hatte sie aus dem Auge verloren. Wer kann auch wissen, dass die im Urlaub so früh aus den Federn sind. Jedenfalls da sind sie wieder. Schippern mit 2 Eisenbooten in der Walfischbucht. Doch Walfische gibt es hier schon lange nicht mehr. Die haben die Vorfahren der Zweibeiner hier längst alle harpuniert. Um Seife und Oel draus zu machen. Stellen Sie sich das einmal vor. Würden wir das mal mit den Zweibeinern machen, da wäre aber der Teufel los. Heute bevölkern Zigtausende Seelöwen die Walvisbay. Dann zeigen sich meine Freunde die Delphine den Gästen hier. Spielerisch umkreisen sie die Boote, springen und tauchen sogar. Ein wunderbarer Tag für meine sympathischen Zweibeiner hier. Fast hätte ich es vergessen zu erwähnen. Mitten auf der Walfischbucht, direkt neben den alten Eisenkähnen die niemand mehr braucht und vis a vis der riesigen Oelbohrplattform, die viel zu teuer ist, schlürfen die Bleichgesichter (die nun langsam hier und da eine rosa Farbe – wie mein Kumpel der Eduard der Flamingo - annehmen) frische Austern und prickelnden Sekt. Und als wäre das nicht genug, noch 1, 2 Portwein hinterher. Am hellerlichsten Tage und bei strahlendem Sonnenschein. Naja ich hatte es ja bereits erwähnt, diese Bleichgesichter verstehen es, das Leben zu genießen. Am Abend geht das Schlemmen weiter – im Ocean Cellar bei großen Meeresfrüchteplatten.

Welwitschia Mirabelis

Gabi ist eine echte Namibierin, spricht fließend deutsch, englisch und wohl noch tausend andere Sprachen. Sie kennt sich in Afrika richtig gut aus. Ihr Vater war das erste in Swakopmund geborene Baby und Ihre Großmutter die erste Siedlerin dort. Eine echte Pioniers Familie. Sie liebt das Land und die Menschen, die Natur und uns Vögel – auch das ist sehr wichtig. „In einer der trostlosesten Landschaften der Welt wächst eine Pflanzenart, die Botaniker gelegentlich als "lebendes Fossil" beschreiben - die Welwitschia Mirabilis. Schön ist sie nicht, dafür aber faszinierend, wie sie so im Sand der Namib-Wüste liegt und ihre Blätter bis zu zweieinhalb Meter ausstreckt. Die trostlose Landschaft und der ausgetrocknete Swakopfluss stimmen auf die pflanzlichen Fossile ein: So muss es auf dem Mond aussehen. Auf mehrere Hundert Jahre schätzen manche Botaniker das durchschnittliche Alter einer Welwitschia mirabilis. Es gibt in der Namib welche, die seit mehr als 2.000 Jahren wachsen“ erklärt die schlaue Gabi. Ganz nebenbei verjagt sie zwei nicht so umsichtige Chinesinnen, die sich dem Wunderbaum zu aufdringlich nähern. Der Mondlandschaft folgt die faszinierende Spitzkoppe. Doch erst werden meine freundlichen Menschen tüchtig durchgeschüttelt. Unsere Waschbrettpisten sind echte Massagestraßen, gewöhnungsbedürftig und staubig. Wie von Riesenhand aufgeschichtet türmen sich rotgelbe Granitblöcke übereinander. Mal bilden sie zerklüftete Felsnadeln, mal Tafeln wie poliert. Dann liegen tonnenschwere Steinquader über – und nebeneinander. Wie toll doch die Natur zeichnen kann. Rechtzeitig bevor der eiskalte Südatlantik die glutrote Sonne verschluckt treffen diese Genießer wieder in ihrem Urlaubsort ein. Sonnenunterhang und tolles Abendessen auf dem Jetty, der Kaiserlichen Seebrücke von Swakopmund. 

An der Spitzkoppe
Sandwich Bucht

  

Jeeptour

Am nächsten Morgen, es ist der 6.Mai, ein Samstag, werden die 23 nun schon leicht angebräunten oder eben flamingorosa Gefärbten wohl endlich mal ausschlafen. Doch, ich versuche gerade meinen großen Schnabel nochmal unter meinem Gefieder zu verstecken, tuckern drei ziemlich große Blechkutschen vor dem Strand Hotel. Alle 23 stehen schon bereit und steigen in die erwähnten Kutschen. Bürger ist der namibische Oberkutscher. Und so fahren sie los. Wie der Wind, also in Eile so scheint mir, ich komme gerade so hinterher. Gen Süden. Zunächst nach Walvisbay, dann immer weiter in die Wüste hinein. Die Blechkutschen, auch Jeeps genannt, schleudern hin und her durch den Sand. Und dann passiert es, einer bleibt stecken. Direkt auf dem Strand, schon reichen die Atlantikwogen bis zu den Achsen. Die Räder sind im Sand versunken. Mit vereinten Kräften, völlig durchnässt, bekommen die 3 starken Namibier die Kutsche wieder frei. Und weiter kann es gehen, in die Wüste hinein. Bis zu 200m ragen die gelben Sanddünen in den Himmel. Am Fuß der Dünen nagen unaufhörlich die Wogen des Meeres. Doch gleichzeitig spülen sie neuen Sand herbei. Das ist der Platz, wo die Dünen den Atlantik küssen. Direkt in der Wüste bauen die Namibier einen kleinen Imbiss auf. Alles selbstgemacht, dazu wieder reichlich Bier und sprudelnden Sekt aus Südafrika. Es wird gesungen, die Zweibeiner sind voller Fröhlichkeit. So offenbart ihnen die Wüste auch noch ein zweites Geheimnis, sie singt ebenfalls. Nicht alle Menschen lassen wir an dem Zauber der singenden Dünen teilhaben. Doch diese 23 freundlichen Vertreter der menschlichen Rasse haben es einfach verdient. Am Abend langen sie dann nach Namibischer Sitte noch mal kräftig zu. Braai, also massenhaft Fleisch vom Holzkohlegrill, dazu große Bier und allerlei andere Getränke. Es ist schließlich der letzte Abend in Swakopmund. 

Allerlei vor der Linse

Sonntagmorgen, es ist der 7.Mai, die Frau, die den kleinen, dicken Grauen gut kennt, bekommt von ihm heute rote Rosen geschenkt. Was mag das bloß bedeuten. Und früh singen die anderen für sie ein komisches Lied. Etwas schräg doch alle singen mit. Ach, jetzt weiß ich, sie hat Geburtstag. Die Zweibeiner feiern das hat mir meine Freundin Veronika erzählt. Sie erinnern sich? Die Rauchschwalbe, die im europäischen Sommer Am Storchennest wohnt. Dann versammeln sich alle wieder an so einer großen Eisenkutsche. Sie haben auch ihr gesamtes Gefieder dabei. Also ich meine ihre Kleidung in Koffern nehmen sie mit. Nun bin ich sehr gespannt. Denn bislang sind sie keinen Meter Zug gefahren. Wie ich vermutete. Aber vielleicht jetzt? Die Eisenkutsche fährt die Gäste wieder zur Walfischbucht. Und tatsächlich – am Bahnhof steht ein riesiger Zug, Eisenschlange nennen wir Tiere das. Doch das ist eine Rieseneisenschlange. Fast einen halben Kilometer lang. Viele Zweibeiner, also nicht nur meinen netten 23, versammeln sich davor. Da sehe ich aufgeregt durcheinander schwatzende Chinesen, vorlaute Amerikaner und arrogante Engländer. Nun es sind auch ein paar nette dabei – doch keine der anderen Zweibeiner hier am Bahnhof sind auch nur ansatzweise so lieb und nett wie meine mir so ans Herz gewachsenen Zweibeiner. Und deshalb beschließe ich spontan mit zu fliegen. Mir das alles anzuschauen. Auf die 23 ein Auge zu werfen. Nicht dass denen am Ende noch etwas passiert. Ich hoffe nur, die von der Rieseneisenschlange wissen was das für tolle Gäste sind. Und ich hoffe, die haben für meine 23 genug Verpflegung dabei. Schließlich haben die schon ein paar Tage geübt, wie Namibier zu Essen und zu Trinken. Es dauert gar nicht lange, der Zug setzt sich in Bewegung. Drinnen haben sich die Gäste in ihren kleinen und ganz kleinen Zimmern bequem gemacht. So gut das im Bauch einer Eisenschlange eben geht. Dann klingt das erste Mal das melodische DINGDANGDONG durch den Zug. „Dann müssen Sie essen gehen in einem der Restaurantwagen“ erklärt der kleine, dicke Graue. Kaum haben sie alle Platz genommen, geht die Schlemmerei los. Ausgesuchte Weine werden entkorkt und eingegossen, mehrere Gänge feinste Speisen serviert – als wöllte die Rieseneisenschlange ihre Opfer mästen. Das ist natürlich Quatsch, Eisenschlangen fressen heutzutage nicht mal mehr Kohle sondern trinken nur noch Diesel bei uns. Es wird wohl eher so sein, das den 23 der Ruf der Genießer so weit vorauseilte, dass die hilfsbereiten Geister des Zuges einfach nur genug herangeschafft haben und meine lieben Gäste so richtig verwöhnen wollen. Später am Tag sehe ich viele wieder. Sie stehen oder sitzen ganz hinten draußen auf einer Aussichtsterrasse. Und, na klar, ein Glas Bier, Wein oder Sekt in der Hand, lassen sie es sich so richtig gut gehen. Sollen sie auch – ich mag sie alle gern.

Im Rovos Rail

Am nächsten Morgen – ich konnte bequem der Eisenschlange folgen – steigen alle wieder aus. Otjiwarongo heißt der Bahnhof. Mit Eisenkutschen setzen sie die Reise fort. Der Eisenschlangenweg ist wohl hier erstmal zu Ende.  Gen Norden, fast 300 km weit, führte der Kutschenweg nun. Ich ahnte das Ziel schon, denn hier oben im Reich der Tiere kenne ich mich besonders gut aus. Etosha, der „große weiße Platz“ war das Ziel. Sie wollen uns Tiere besuchen, ach wie ist das schön. Früher kamen die großen Zweibeiner und jagten uns hier. Mit Stöcken, aus denen Bleikugeln rasten, mitten in uns hinein. Ein sehr ungleicher Kampf damals. Doch meine 23 gehören sicher nicht zu dieser Sorte Menschen. Statt solcher Eisenstöcke tragen sie große Zusatzaugen, Kameras genannt. Damit können die Menschen sich wohl ihre Bilder im Kopfe konservieren und sich besser an das Erlebte erinnern. Wir Tiere brauchen sowas zum Glück nicht. Der kleine, graue Dicke hat sogar ein Mausefell auf seinem Zusatzauge. Es soll sogar unsere Stimmen und die vielen anderen Geräusche aufnehmen, sie nennen das Mikrofon, und die Bilder dann Film. In Etosha wohnen sie alle in kleinen Häusern, wieder mehr Platz für die Reisegäste. 

Otjiwarongo

Meine Tierfreunde zeigen sich auch von der menschenfreundlichen Seite. Springböcke und Dickdick, Oryxantilopen und hübsche Impalas, Gnus und Zebras, Giraffen und sogar Geparden geben sich ein Stelldichein. Und dann betritt sogar der König von uns Tieren die Bühne im goldenen Sonnenlicht. 2 Löwendamen besuchen ihre stattlichen Männer, was für ein wahrlich majestätischer Anblick. Glatt habe ich vergessen, dass ich mich den Menschen eigentlich nicht zeigen wollte. Doch hier entdecken mich manche meiner Vierbeiner tatsächlich, doch sie kennen ja meinen Namen nicht. Ich sitze auf einem Busch und bin mit meinem Schnabel gut zu sehen. Falls Sie liebe Zweibeiner jetzt ein solches Bild im Kopf oder in Ihrem 3. Auge haben, das ist Zazu der Nashornvogel. Der, der diese Geschichte erzählt. Am Abend sitzen alle beim Feuer der Boma zusammen. Wieder fließen Bier und Wein in Strömen und große Fleischbrocken wandern vom Teller in die Menschenmägen. Besonders der kleine, graue Dicke schlägt erbarmungslos zu. 10 Stücken vom Eland und noch Lamm und Springbock dazu. Und beim Wein halten die Frau, die ihn kennt, und auch er selbst sich mächtig ran. Schon vor dem Frühstück besuchen uns die Menschen nochmal. Die Löwinnen sind neugierig und schauen nochmal vorbei. Auch viele der Antilopen und Zebras, Giraffen und Gnus verabschieden die Gäste und zeigen sich beim Fressen und Spiel. Mit den großen Eisenkutschen geht’s zurück zum Zug. Die Rieseneisenschlange warten, mit reichlich Futter und gutem Wein, Sie wissen schon – das Gourmetprogramm geht weiter. Nur beim tiefen Schlaf tun sich wohl einige der Zweibeiner schwer. Es rattert und schaukelt fast die ganze Nacht. 

Tiere hautnah

Am nächsten Tag, mittlerweile ist es der 10. Mai, ein Mittwoch übrigens, der 9. Tag der Reise, erreicht RovosRail, so heißt die Eisenschlange die Hauptstadt Namibias, Windhoek. Zunächst mit Eisenkutscher auf leicht chaotische Stadtbesichtigungstour. Deut-sche Geschichte in der evangelischen Christuskirche aus erster Hand. Spannend und lehrreich wie immer auf dieser Tour. Dann warten wieder Eisenvögel, doch diesmal recht kleine, auf die nun sonnen-gebräunten Gesichter. Immer nur ein paar passen hinein in die kleinen Flugzeuge, die Cessna heißen. Doch auch die fliegen schnell, ich komme nicht hinterher. Doch die Richtig ist klar, die große Wüste ist ihr Ziel. Als ich Zazu dann die Namib erreiche, sitzen alle schon beim Essen in gewohnter Weise. Eine tolle Lodge, die Dune Lodge inmitten den Felsen der Wüste. Immer nur das Beste für die Schumann Gäste – wie mir scheint. 

Mit dem König der Tiere unterwegs
Per Flieger in die Wüste

Dann steigen sie wieder ein, in solche riesigen Blechkutschen, halb Lastauto halb Jeep, jedenfalls passen ganz schön viele rein. Zuerst besuchen sie meine Onkel und Tanten, die freundlichen Sozialwebervögel. Solche riesigen Nester baut sonst niemand unter uns Vögeln. Bis zu 2 Tonnen schwer, mehr als 500 Vögel leben hier. Mit Einflug und Notausgang, ein wahres Labyrinth. Die Zweibeiner staunen, können es kaum glauben, was die Natur so alles schaffen kann.  Manchmal nehmen die Sozialweber sogar einen Falken als Untermieter auf. Eigentlich ein Fressfeind der Webervögel, zahlt er seine Miete als Schutzpatron der Großfamilie. Auch der Kameldornbaum ist ein namibischer Wunderbaum. Bis zu 60 m tief können die Wurzeln nach Grundwasser suchen. Unterwegs zeigen sich riesige Oryxherden. Bilder einer wundervollen und doch schroffen Naturlandschaft brennen sich ein. Dann steigen alle aus. Ein besonders schöner Platz ist gefunden.  So langsam sinkt auch die Sonne herab vom Firmament. Sie wechselt ihre Farben fast wie ein Chamäleon. Von gleißend gelb bis blutrot. Dann verschwindet sie hinter den Dünen. Darauf stoßen die Reisenden wieder an. Sind glücklich, fast schon euphorisch. Als will sich die Natur bedanken zieht nun im Osten der Mond auf. Als großer runder Ball. Was für ein Schauspiel. Kein Theater, keine Oper dieser Welt kann so unterhaltsam, überraschend und spannend sein wie die Natur, unsere Erde und das Leben hier. Unterm Kreuz des Südens, mitten in der Wüste, speisen die 23, die ich so lieb gewonnen habe, zu Abend. Ein traumhafter Tag geht zu Ende. 

Oryx Herden in der Namib
Sonnenuntergang in der Namib
Dünen der Namib
Frühstück unterm Kameldornbaum

Schon früh um Fünf sehe ich die Menschen zu den Blechkutschen streben. Was ist passiert? Reise zu Ende, keinen Schlaf gefunden? Alle sehen fröhlich aus, so früh am Morgen. Sogar die kleinere, jüngere Dünne kommt so früh aus den Federn. Sie fahren in die Namib hinein, zu den ganz großen Dünen. So erleben Sie die Sonne in der Wüste aufgehen. Staunen, wie die Farben sich stetig wechseln, je nach Stand der Sonne. Erst gelb, dann kupferrot. Abermals großes Kino der Natur. Zunächst die Düne 45. Nein, nein sie wurde nicht 1945 von den Deutschen erbaut. Vielmehr erhebt sie sich am Kilometer 45, ab dem Eingang zum Nationalpark gezählt, aus dem Vlei. Immerhin auf 170 m winden sich die malerischen Sicheln in den makellosen blauen Himmel. Wieder klicken und surren die künstlichen Augen. Alles wird festgehalten für daheim. Das Vlei ist Teil der mehr als 300 Kilometer langen und 140 Kilometer breiten endlosen Dünenlandschaft. Aus dieser scheinbaren Leere und Endlosigkeit leitet sich die Bedeutung des Nama-Wortes für die Namib ab: Auf Deutsch heißt es „leerer Platz“ oder „Ort, wo nichts ist“. Dennoch befindet sich hier durchaus etwas, denn den Besuchern präsentieren sich die höchsten Dünen der Welt. Mit Höhen bis zu 300 Metern erheben sich die Sandberge einem Amphitheater gleich rund um die riesige Salzpfanne. Sossusvleis – die höchste Düne wird nun bestiegen, Big Daddy genannt. Mehr als 350 m hoch und wunderschön. Der Aufstieg zehrt an den Kräften, der Abstieg ist purer Spaß. Eigentlich ein Abrutschen – hinab ins Dead Vlei, das Tal des Todes. Mehr als 500 Jahre schon recken die toten Bäume ihre bizarren Äste über der Salzpfanne gen Himmel. Die heiße und extrem trockene Luft verhindert jedwede Verwitterung oder Fäulnis.  Wieder ist Staunen angesagt. Was für eine Landschaft. Unter den knorrigen Ästen der Kameldorn Akazien wird Frühstück bereitet. Auch wieder so ein Genusstag für meine Reisenden. Gegen Mittag starten wieder kleine Eisenvögel in den Namibischen Himmel. An Bord meine 23 Lieblingen auf dem Weg zurück zum Zug. Am Nachmittag sehe ich viele auf der RovosRail Terrasse. Durch die Kalahari zuckelt die Bahn. Hunderte Wohnhäuser meiner Onkel und Tanten, der Webervögel säumen die Strecke. Derweil wird das Abendessen an Bord gerichtet. Heute steht Springbok auf dem Speiseplan. Und natürlich wieder feinste Weine aus Vergelegen, Stellenbosch, Paarl und Constantia. 

Im Tal des Todes

Keetmannshoop – auch so ein Ort mit deutscher Geschichte. Zunächst siedelten hier die Nama. Fischten und Jagten, züchteten Rinder und Schafe. Dann entdeckte die Rheinische Mission dieses Siedlungsgebiet und gründete den eigentlichen Ort. Namensgeber war der deutsche Industrielle Johann Keetman, der die Mission mit den erforderlichen finanziellen Mitteln ausrüstete, selbst aber den Ort nie besucht hat. Dank seiner Unterstützung erwuchs die Missionsstation nach und nach zu einer deutschen Siedlung. Der Missionar Tobias Fenchel ließ im Jahr 1888 die erste Schule errichten. Meine 23 Reisenden fahren zunächst zum Köcherbaum Wald. Eigentlich ist es kein Wald, sondern eine Ansammlung von einer großen Anzahl Kokerboome. Eigentlich ist der Köcherbaum auch kein Baum sondern eine Aloe, gehört zur Gattung der Wolfsmilchgewächse. Die Äste werden von den Buschmännern als Köcher für ihre Pfeile verwendet. Denn das Holz ist faserig wie ein Schwamm und so lassen sich die Äste und Stämme leicht aushöhlen. Eine weitere Namibische Wunderpflanze. Mittagessen wieder an Bord der Riesenschlange, man will ja schließlich keine Mahlzeit und kein Tröpfchen Wein verpassen. Derweil fährt RovosRail weiter gen Süden. Der Fish River Canyon ist das Ziel für den Nachmittag. Er ist mit 160 Kilometer Länge und bis zu 27 Kilometer Breite der größte Canyon Afrikas und gilt nach dem Grand Canyon als zweitgrößter der Erde. Bis zu 550 Meter Tiefe hat sich der Fish River sein Flussbett gegraben. Der Canyon entstand durch tektonische Hebungen der Erdkrusten und gleichzeitiger Senkung der zwischen den Rissen liegenden Sohle. Zusätzlich sägt der Fish River immer weiter in die Felsen hinein. Wir Nashornvögel nennen den Canyon den „schönsten Steinbruch der Welt“. Und na klar, zum Sonnenuntergang werden Drinks ausgeschenkt. Direkt am Canyon. Das gibt’s nur bei Rovos und Schumann Reisen. Doch zurück zum Zug lassen die Ahnen der Nama die Gäste noch mal richtig Staub kosten. Sie sollen doch auch vom Sand und Dust kosten, wenn sie nun schon Namibia verlassen.

Keetmannshoop
Köcherbaum
Am Fishriver Canyon

In der Nacht zum Samstag, den 13. Mai, passiert die Riesenschlange aus Eisen die Grenze zu Südafrika. An Schlaf ist da bei einigen kaum zu denken. Ich habe mal durch die Fenster gespäht. Manche vertreiben sich die nächtliche Zeit mit Weinproben und Brandyseminaren, trinken Bier oder wälzen sich im Bett. Andere, wie der der kleine, graue Dicke, schlafen tief und fest. Der würde glatt ein Erdbeben, Buschfeuer oder den Weltuntergang verpennen. Nun gut, am Morgen erreicht der Zug das Städtchen Upington am Oranje. Der Orange River, wie er im Englischen heißt, ist mit 2360 Kilometern nach dem Sambesi der zweitlängste Fluss im südlichen Afrika. Er fließt durch Lesotho und Südafrika. An seinem Unterlauf bildet das Nordufer die Grenze zwischen Südafrika und Namibia. Für viele Siedler war der Oranje die natürlich Grenze auf ihrem Weg nach Norden. Gegen Mittag (Essen und Trinken ist wichtig) zuckelt die Eisenriesenschlange durch die Große Karoo. Diese Halbwüste dehnt sich 750 km von West nach Ost aus und beansprucht etwa ein Drittel der Gesamtfläche Südafrikas. Damit ist sie anderthalbmal so groß wie ganz Deutschland, die Heimat meiner          23 Reisenden. Gigantisch! 

Im Rovos unterwegs

Am Sonntag den 14. Mai, ich bin schon mal vorausgeflogen, erwarte ich RovosRail und meine nunmehr fast allesamt braungebrannten und liebgewonnen Gäste in Kimberley in der Welthauptstadt der Diamanten. Doch wie kam es dazu: Es war an einem schönen Dezembertag des Jahres 1866. Der 15 Jahre alte Erasmus Jacobs gönnte sich eine Pause bei der Arbeit auf der Farm seines Vaters in Südafrika und saß an einen Baum gelehnt am Ufer des Oranje. Da fiel ihm ein Kiesel auf, der ungewöhnlich hell in der Sonne glitzerte. Weil er dachte, seine kleine Schwester würde vielleicht gern mit dem funkelnden Stein spielen, hob er ihn auf, steckte ihn in seine Tasche und nahm ihn mit nach Hause. Es war der erste Diamant, 23 Karat schwer, später „Eureka“ genannt. Im Jahre 1868 fand ein junger Eingeborener vom Griqua-Stamm namens Swartboy unweit des Oranje einen großen, glasklaren Stein. Van Niekerk, der ganz in der Nähe wohnte, kaufte den Stein auf der Stelle, und gab dem fassungslosen Swartboy als Bezahlung den gesamten Viehbestand seiner Farm - 500 Schafe, zehn Kühe und ein Pferd. 83,5 Karat wog dieser Stein - der später den Namen „Stern von Südafrika" erhielt. Innerhalb weniger Wochen strömten Tausende von Männern nach Südafrika, um an den Ufern des Oranje und des Vaal nach Diamanten zu suchen. Kimberley wurde geboren. Die Arbeits- und Lebensbedingungen in dem neu entstandenen Ort Kimberley und seiner Umgebung waren noch chaotischer und primitiver als in den Camps an den Flüssen. Ein staubiges Durcheinander von Zelten und Wellblechhütten beherbergte Konzessionsbüros, Gesetzesvertretungen, Banken, Diamantenläden, Kneipen, Bordelle, Spielhöllen und die eine oder andere Kirche. Das buntzusammengewürfelte Volk der Diamantensucher war ständig in Bewegung, denn jeder sagte sich, dass ihn schon fünf Minuten Nichtstun um einen wertvollen Stein bringen konnten. Lebensmittel und Feuerholz wurden von den umliegenden Farmen geliefert, aber Industrieprodukte mussten mit Pferdewagen von der Küste über Land transportiert werden. So entstand aus einer der beiden Minen das größte von Hand geschachtete Loch, „the big hole“. Mehr als 2,7 Tonnen Diamanten wurden ausgebuddelt, meist per Hand. In mehr als 200 Meter Tiefe wurde dies zunehmend schwieriger. Für viele der Digger lohnte der Abbau nicht mehr, viele gaben auf. Nun begannen die Tage von Cecil Rhodes und Barney Barnato. Beide kauften verlassene Claims auf mit der Überzeugung auch in tiefere Schichten vordringen zu können. Sie behielten Recht und wurden die beherrschenden Männer im Diamantenabbau. Später, als alles in De Beers mündete, verkaufte Barnato für den größten bis dahin ausgestellten Scheck (umgerechnet auf heutige Verhältnisse 500 Millionen Euro) seine Anteile an Rhodes und damit De Beers. Seitdem und bis heute beherrscht De Beers bis zu 90% des weltweiten Diamantenhandels. Hier, so merke ich, hätten alle gern noch mehr Zeit verbracht. Doch unerbittlich wartet die Eisenschlange. Zum Trost gibt’s schon beim Einsteigen prickelnde Köstlichkeiten aus edlen Kristallgläsern. Na dann Prost auf eine schöne Weiterreise.

Kimberley - Diamanten Geschichte(n)

Mittlerweile ist der 14. Tag der Reise angebrochen. Dass ich meine Reisenden ins Herz geschlossen habe, erwähnte ich ja schon. Also bin ich dem Eisenschlangenweg vorausgeflogen. Von der Welthauptstadt der Diamanten zur Stadt des Goldes – iGoli oder von den europäischen Mitbürgern Johannesburg genannt. Am Capital Park von Pretoria, dem privaten Bahnhof von RovosRail, sehe ich schon Thuli stehen. Ich kennen sie seit langer Zeit. Sie ist eine mutige Zulu, lebt seit Jahrzehnten in Jo´burg, genauer in SOWETO und spricht fließend deutsch. Während der Apartheit in Südafrika kämpfte sie unerschrocken an der Seite vieler Afrikaner gegen das Regime. Und auch heute prangert sie Misswirtschaft, Übermacht und Korruption rücksichtslos an. Sie ist die Richtige, meinen Gästen das Leben im heutigen Südafrika zu erklären. Zunächst streifen die jedoch durch die Werkstatt von Rohan Voss, dem Eigentümer und Gründer von RovosRail. Da liegen Achspaare umher, stehen Dampflokomotiven und warten auf ihre Restaurierung. Wagen werden ausgeschlachtet und völlig neu, jedoch nach altem Vorbild, aufgebaut. Neue Rovos Züge entstehen aus der Hand mehr als 100 fleißiger Handwerker. 

Genuss pur

Mit einer Eisenkutsche geht´s dann nach Pretoria, eine der 3 Hauptstädte Südafrikas (Kapstadt und Bloemfontain sind die anderen Beiden). Sie spazieren vom Parlament hinunter durch den Park. Vor noch 30 Jahren war es undenkbar, dass eine Zulu da langspazieren dürfte und noch dazu Europäern etwas über Südafrika erklärt. Glücklicherweise ist eine neue Zeit angebrochen. Am Nachmittag spuckt die Eisenkutsche die Gäste vor dem Saxon aus. Dem nobelsten Hotel von ganz Südafrika. Ich staune, Thuli auch. Was müssen das für wichtige Menschen sein. Sonst steigen hier nur korrupte Regierungsmitglieder, stinkreiche Minenbesitzer oder Weltstars ab. Nun erstmals eine Gruppe lieber, netter und grundehrlicher Reisende. Ach wie schön. Am Abend ziehen sie wieder los. Mitten hinein in das schwarze Herz Jo´burgs. Kein Weißer (besser gesagt europäischer Mitbürger) traut sich dahin. Und schon gleich gar nicht in der Nacht. Doch dank Thuli kann sich das Schumann Reisen getrauen. Bei Niki´s, einer berüchtigten Jazz Kneipe, wird afrikanisch gegessen. Also rustikal und deftig. Dazu mitreisende Musik, die zu allerlei ausgelassenen Tänzen verführt. Ein Abend voller neuer Erfahrungen geht zu Ende. Im Saxon finden dann alle den Schlaf, den sie vielleicht die letzten Tage versäumten.

Einfahrt in Pretoria
Pretoria

Heute, so hat mir Thuli erzählt, stehen Alexandra, SOWETO und Johannesburg auf dem Exkursionsprogramm. Ungeschminkt und von allen Seiten: schön und hässlich. In Alex, wie das erste Township auch genannt wird, sehen die deutschen Zweibeiner wie beengt und primitiv das Leben in Südafrikas Metropole auch heute noch sein kann. Manchmal 10 Personen in einem Raum. Da sind kleinsten Abteile im RovosRail eher als Palast zu bezeichnen. In SOWETO, mit rund 4 Millionen Menschen, das größte Township der Welt, hingegen können die Gäste auch richtige Paläste bestaunen. Irritation macht sich breit. Was ist denn hier passiert? Solche Villen und auf der anderen Straßenseite enge Behausungen? Wo bleibt da die Solidarität? Geht das mit rechten Dingen zu? Die Bewohner des heutigen SOWETO finden es völlig normal. Streben selbst nach etwas Wohlstand und Komfort. Das wichtigste, so hören wir von allen Menschen, sind Bildung und Ausbildung. Gleiche Chancen für alle Kinder, auf ein glückliches und angstfreies Leben, auf Entwicklung und die Möglichkeit Talente zu nutzen. Bildung ist der Schlüssel zu allem. Dies gilt in Südafrika wie überall auf der Welt. Sogar wir Nashornvögel wissen das. Am Abend haben die „Bestimmer“ der Reise – Sie wissen schon der kleine, graue Dicke und die Frau die ihn gut kennt – zum Bankett geladen. Ganz stilvoll im Präsidenten Zimmer des Saxon. Mit Champagnerempfang und auserlesenen Speisen, feinen Wein im Glas und klugen Reden. Thuli, meine alte Zulubekannte, bedankt sich bei den Gästen für ihr Kommen. Berichtet davon wie sie immer davon träumte, einmal europäischen Mitbürgern Ihr Südafrika zeigen zu können. Dieser Traum wurde diesmal wahr, so ihr Resümee. Der kleine, graue Dicke, auch Thomas Schumann genannt, erzählt von seinen Erlebnissen in meinem Land, von seinem Afrikanischen Traum der gleichen Chancen. Er erinnert an die Tage zwischen Swakopmund und Johannesburg. 2 Wochen voller Zauber und Magie, voller Genüsse und Natur. Morgen fliegen die ersten 4 Gäste nach Hause, zurück in ihre Heimat. Denn auch Deutschland ist schön. Die verbleibenden 19 Reisegäste zieht es weiter zu den schönsten Inseln der Welt. Die Seychellen sollen das Finale sein. Doch ich Zazu kann da nicht mit hin. Zu heiß, zu fern und zu feucht für mich. Doch, ich erwähnte ja meine reiche Vogelverwandschaft, kenne ich Julia sehr gut. Ich sandte ihr eine Depesche meine Deutschen zu beobachten und mir später zu berichten. Gleichzeitig ein Vogelauge auf sie zu werfen, damit ihnen nichts Böses passieren möge auf den Inseln der Riesenschildkröten und Stachelrochen. Nun ich bin gespannt, wie die Geschichte wohl weitergeht. Ich habe die Depesche heute Nacht von ihr bekommen. Ein Brief von meiner Freundin Julia, der Feenseeschwalbe. Dem weißen Nationalvogel der Seychellen.

Apartheidsmuseum
Unsere Thuli
Abschiedsdinner in Johannesburg

Julias Depesche an Zazu

Lieber Zazu, wie versprochen habe ich Sonnenschein und blauen Himmel bestellt. Der Südost Monsun sorgt für eine angenehme Prise und sauberes Badewasser für Deine Gäste. Nun, ich habe die 19 nunmehr teilweise knackig braun gebrannten Deutschen beobachtet, wie verabredet. Also braungebrannt trifft nicht auf alle zu. Einige jüngere Mädchen sehen noch recht blass aus. Keine Ahnung weshalb. Und manche zieren rotgeränderte Stichverletzungen der einheimischen Insektenarmee. Dabei hatte ich alle meine Vogelbrüder und – schwestern gebeten ihre Fastenzeit zu unterbrechen und tüchtig proteinhaltige Nahrung zu vertilgen. Nun, hat nicht so ganz geklappt wie mir schein. Doch ich schweife ab – zurück zu meinen Beobachtungen. Es ist Mittwoch der 17. Mai. Aus der Luft schwebt wieder so ein Eisenvogel ein. Mittelgroß und von buntbemalt, also Air Seychelles. Es ist bereits dunkel und spät am Abend. Normalerweise schlafe ich längst um diese Zeit. Nur heute beginnen meine aufregenden Beobachtungen im Auftrag meines Freundes Zazu. Also sitze ich auf einer Palme am Flughafen Mahé. Genau wie von Zazu vorausgesagt steigen die 19 Reisenden aus dem Riesenvogel aus. Sie schnappen ihre mitgebrachten Gefiederkoffer und steigen rasch in diese Blechkisten, die bei uns die Zweibeiner von einem Ort zum anderen bringen. Nur kurz dauert die Fahrt, dann steigen sie wieder aus und schon wieder ein, diesmal in so einen Eisenwalfisch. Richtige Wale gibt’s ja hier kaum noch. Daran sind auch die Zweibeiner schuld – allerdings muss dies eine andere Spezies sein. Nun gut, der Eisenwal bringt die Zweibeiner zur Insel Saint Anne. Da wird erst einmal gegessen und getrunken. Auch das hatte mir Zazu genauso vorausgesagt. Dann verschwinden sie alle in ihre Riesennester. Großzügige Villen mit 2 Duschen, Badewanne, Mobiliar und Riesenbetten. Nun, sei es ihnen gegönnt.

Heute nun, es ist Freitag der 19. Mai, steigen die 19 Zweibeiner ganz früh aus ihren Nestern. Frühstück und schon werden sie wieder von einem Eisenfisch geschluckt. Der heute ist größer und ragt hoch aus dem Meer. Die Yacht, so nennen die Zweibeiner das, bringt sie zur Insel Praslin. Die zweitgrößte Insel der Seychellen gilt gleichzeitig als eine der schönsten. In jedem Fall ist Praslin eine der außergewöhnlichsten Seychelleninseln. Denn hier wohnt mein Vetter der Seychellen Papagei. Und hier ist die Heimat der Coco de Mar. Dieser Palme mit den größten Samen der Welt. Viele Rätsel der Coco de Mer sind bis heute ungelöst, und seit jeher ist sie sagenumwoben. Die Menschen haben früher zum Beispiel beobachtet, dass die Früchte vom Meer angeschwemmt wurden. Sie vermuteten, dass sie von einem Baum stammen, der weit draußen im Ozean unter dem Wasser wachse. So entstand ihr Name: Coco de Mer. Auch heute wird noch heftig weitergeforscht, vor allem im „Vallée de Mai“, dem Nationalpark auf Praslin, der heute zum UNESCO Welterbe gehört. Hier im Maital wandern meine Lieben durch einen weltweit einzigartigen Urwald. Sie staunen über die riesigen herzförmigen Früchte, dessen Samen doch verblüffend einem weiblichen Körperteil ähneln. Der phallische, männliche Blütenbestand kann bis zu beeindruckenden 2 Metern lang werden. Einige männliche Palmen produzieren 2 oder 3 dieser Blütenstände auf einmal. Die Legende sagt, dass bei besonders heftigen Stürmen sich weibliche und männliche Palmen vereinigen. Wenn ein Mensch das beobachten würde, ist er des Todes, so die Legende weiter. Im Vallée de Mai gibt es noch viel mehr zu beobachten. Schraubenbäume, die auch nur hier vorkommen. Sie schützen ihre jungen Bäumchen mit scharfen Stacheln vor dem Verbiss der Tiere. Und dann entdecken einige Gäste sogar meinen Vetter, den Seychellen Papagei. Nach der Wanderung geht´s zur Anse Lazio, dem wohl schönsten Strand der Seychellen. „Für mich sogar der schönste der Welt“ schwärmt der kleine, graue Dicke, der hier der Anführer ist. Zazu hat mir schon von ihm erzählt. Und er führt die Gäste auch sofort zum schönsten Restaurant am Strand. Und schon gibt es wieder Futter für die Menschen. Der stetige Hunger und teilweise unbändige Durst der Gesellschaft war mir ja auch schon bekannt. Von Praslin aus zur Insel Couriose. Hier leben rund 250 der seltenen Aldabra Riesenschildkröten in freier Natur. Und sie haben Spaß an „Schildkrötensex“ – für Nachwuchs wird also freudig gesorgt. Einige meiner Reisenden können das bezeugen. Am Abend tafeln sie dann wieder – im Restaurant Mt. Fleuri. Ein köstliches Menü aus 5 Gängen. So lässt es sich leben auf Saint Anne.

Heute Morgen ärgert ihn die Seychellois Gelassenheit. Ganz aufgeregt gestikuliert der kleine, graue Dicke ins Telefon. Der Eisenwal taucht nicht auf, die anderen Gäste warten. Füttern bunte Fische zum Zeitvertreib. Tja, das süße Leben hier ist nicht immer leicht, davon könnte ich Vieles berichten. Nun gut runde 20 Minuten später macht der Walfisch fest und nimmt die Gäste in sich auf. Noch ist es ruhig und alle sind frohen Mutes. Doch kurz darauf zeigt unser Ozean, dass er den Namen Meer auch verdient. Die Wellen türmen sich auf 2-3 Meter. Die Yacht stampft, manchen wird das zu viel.  Doch die meisten überstehen die Seefahrt unbeschadet und finden es lustig auf den Wellen zu reiten. Nach rund 2 Stunden wird La Digue erreicht. La Digue gehört zweifelsohne zu den berühmtesten Inseln der Welt, auch wenn nicht jeder ihren Namen kennt, denn die Granitfelsen an der Anse Source d’Argent  bieten ein weltweit einzigartiges Fotomotiv, das immer wieder in der Werbung, in Modezeitschriften und sogar in großen Hollywood-Produktionen auftaucht. Je nach beworbenem Produkt oder Filmhandlung wird der Strand dabei auch gerne einmal in den Pazifik oder in die Karibik „verlegt“, doch in Wirklichkeit gibt es diese von Wind und Wellen rundgeschliffenen riesigen Granitblöcke einzig und allein auf La Digue. Manche Felsen sind so hoch wie mehrstöckige Häuser. Fotomotive und Filmkulisse also auch für unsere 19 Reisenden aus Deutschland. Der Traumstrand von La Digue ist das Ausflugsfinale des Urlaubs. Ein würdiges so meine ich, und ich muss es ja wissen – schließlich kenne ich als weiße Feenseeschwalbe jeden Winkel meines Archipels. Außerdem bin ich so eine Art Nationalvogel der Seychellen. Nach Rückkehr auf der Insel wird das Chef Buffet geplündert. Reichlich Fisch in allen Variationen, Fleisch und Pasta, Salate und Dessertideen. Genuss pur, ach ich gönn das den Menschen. Ich mach dann recht schnell die Fliege, nein die Schwalbe – flieg in meine Bäume am Mt. Fleuri. Will doch Morgen nochmals nach den Lieben schauen. Und das tue ich auch, mittlerweile ist es Sonntag und den kosten die Gäste aus. Ich sehe sie am Strand und im wundervoll blauem Meer, spazieren im Wald und beim Baden im Pool. Am Abend treffen sich alle am Robinson Strand. Da wird dann wieder reichlich aufgetafelt. Kartoffelsuppe soll schon mal auf zu Hause einstimmen, Red Snapper an unsere kreolische Küche erinnern und der Schokodom die Süße Verführung sein. Der letzte Tag auf den Seychellen bricht an. Die 19 Zweibeiner genießen auch diese Stunden auf Saint Anne. Dann holt sie der Eisenfisch wieder ab. Mit der Blechkiste zum Flugplatz und rein in den Eisenvogel. Der bringt sei nach Hause in den  Norden unserer schönen Erde. 

Traumstrand
Urlaubsfinale