Buenos Dias – mi nombre es Flapps. Ich bin ein Truthahngeier.

Natürlich wäre ich lieber ein Hellroter Ara geworden, sind die doch bei den Menschen so beliebt. Manche Aras wohnen sogar zusammen mit den Zweibeinern in einem großen Nest. Da gab es mal einen Bebbo, der wohnte Am Storchennest – eine seltsame Sache. Doch wir wollen hier nicht über Aras reden. Denn ich bin nun mal ein Truthahngeier. Im Übrigen sind wir sehr kluge und für die Umwelt wichtige Vögel. Verwandte von mir wohnen überall auf der Welt. Auch in Afrika und Brasilien, in den Vereinigten Staaten, in der Antarktis sogar in Deutschland gibt es Cousins und Cousinen. Meine engsten Freunde jedoch sind ein Nashornvogel namens Zazu, ein Takko namens Tukany, ein Albatros namens Orville und eine Rauchschwalbe – Sie heißt Veronika. Sie verbringt Ihre Sommer immer in Old Germany. Und zwar da, wo früher die Kommunisten herrschten. Neuerdings zieht sie ihre Jungen immer am Storchennest auf – weshalb es Storchennest und nicht Schwalbennest heißt verstehe ich auch nicht.

Ich erzähle Ihnen eine Geschichte, wie sie sich wirklich zugetragen hat. Mit meiner Freundin Veronika, der Rauchschwalbe, Sie erinnern sich, stehe ich im engen Briefwechsel. Depeschen, neuerdings auch eMail und WhatsApp gehen hin und her. Ja wir Vögel sind auch modern. Vor einigen Wochen erhielt ich von Veronika eine mit EILIG gekennzeichneten Vogeldepesche, die über den Atlantik zu mir nach Hause kam. Wo mein zu Hause ist? Ich erwähnte ja schon, dass ich ein Truthahngeier bin. Wir Geier schweben hoch in den Wolken über den hohen Bergen und den dichten Regenwäldern, den Stränden der Karibik genauso wie über der tosenden Brandung des Pazifiks. Wir sind einfach überall zu Hause. Im Luftraum zwischen Kap Horn und Kanada sind wir zu finden. Mein derzeitiges Revier befindet sich in Zentralamerika, genauer gesagt über Panama und Costa Rica – zwischen den Meeren sozusagen.

Ankunft in Panama

Hier lebten schon seit Jahrtausenden Menschen friedlich mit- und nebeneinander. Als die Spanier das erste Mal hier ankamen, ein gewisser Christopherus Columbus war das, nannten Sie die Einwohner hier Indianer. Was für ein Irrtum. Das dieses Grüne und reiche Land hier nicht Indien sein kann – das weiß doch jeder Geier. Nun gut, irgendwann begriffen das dann auch die Spanier. Doch anstatt hier ebenfalls friedlich zu leben, zerstörten die ankommenden weißen Menschen große Teile der Jahrhunderte alten Kultur. Rotteten ganze Völkerstämme aus. Und nur wegen schwach gelblich glänzenden, dazu noch weichen Metalls. Eigentlich nicht so recht nützlich. Die Zweibeiner nennen es Gold. In jedem Fall überzogen die Konquistadoren den ganzen Kontinent mit Krankheiten, Gewalt und Tod. Naja diese Menschen sind eben nicht perfekt. Bei uns Vögeln wäre das nicht passiert. Doch das ist eine andere Geschichte.

Oft bin ich über dem Gatúnsee zu sehen. Aber auch über den Nationalparks Costa Ricas ziehe ich meine Kreise. Immer auf der Suche nach leckerem Futter und einer guten Story. Denn ich bin ein Gourmetgeier und dazu noch ein neugieriger. Zurück nun endlich zur Vogeldepesche, die von meiner Freundin Veronika über den Atlantik kam.

Mein lieber Freund Flapps,

ich habe Dir doch von dem kleinen, grauen Dicken erzählt der unterhalb meines Nesthauses am Storchennest sein Unwesen treibt. Er soll dort schon fast 30 Jahre wohnen, ein richtiges Nesthaus scheint er jedenfalls nicht zu haben. Übrigens weiß ich auch, wie er genannt wird: Thomas Schumann, manche nennen ihn auch Schnecke. Ist das nicht komisch lieber Flapps? In letzter Zeit jedenfalls bekomme ich ihn immer seltener zu Gesicht. Oft sind seine zwei Flimmerkästen auf dem großen schwarzen Tisch allein und flimmern vor sich hin. Wenn er dann mal wieder da ist, macht er alle anderen irgendwie verrückt.

„Habt ihr dies noch nicht erledigt? Was ist mit dem Hotel dort? Wieso sind die Depeschen an die Gäste noch nicht raus?“ Irgendwie ist er manchmal ein bisschen ungeduldig habe ich den Eindruck. Doch das nur am Rande. Übrigens hast Du diesen grauen, kleinen nicht mehr ganz so Dicken schon einmal für mich beobachtet. Damals reiste er auf dem Mississippi und durch Florida. Mit einer ganzen Schar Zweibeiner im Gefolge – erinnerst Du Dich an in? Nun habe ich, wie immer rein zufällig (bin ja keine neugierige Tratschschwalbe), gehört, dass besagter Zweibeiner sich wieder auf dem Weg machen will – mit knapp 20 weiteren Bleichgesichtern und seiner Gefährtin, der klugen, hübschen Zweibeinerin, die er Kerstin nennt. Kurz bevor ich in mein Sommerquartier nach Afrika aufbreche, macht sich also auch diese Zweibeinergruppe auf, die Welt zu entdecken. Nicht als Eroberer oder Missionare, nein als friedliche Genusszweibeiner. Denn nur solche nimmt der nicht mehr ganz so dicke, kleine Graue überhaupt nur mit. Wie Du weißt, mag ich die Beiden, also die Schnecke und die Schwälbin Kerstin sehr. Vor kurzem erst haben sie ihren guten alten Freund Bebbo, den Gelbbrustara verloren – also man mussauf die Beiden aufpassen, sie sind noch nicht wieder so richtig und immer bei der Sache (wie die Zweibeiner zu sagen pflegen).

Sie planen den Panama Kanal zu besuchen, auf den Kanälen des Tortuguero Nationalpark zu schippern, den Vulkan Arenal zu bewundern und die Pazifikküste zu besuchen. Bitte mein lieber Flapps, pass auf diese doch recht unbeholfenen Zweibeiner auf. Ich kenne doch den Schnecken Schumann mittlerweile und auch seine Schwälbin recht gut. Beide wollen den lieben Menschen im Schlepptau immer nur Gutes tun. Nicht dass dabei etwas schief geht. Du kennst doch die Fallen in Panama und die Geschichten um die geheimen Panama Papers, die Gefahren des Regenwaldes und die gefährlichen Strömungen des nicht so Stillen Ozeans. Sie wollen am 26. September dieses Jahres bei euch einfliegen. Wie ich hörte mittels eines solchen Rieseneisenvogels. Du kennst die Dinger, die 1000 mal so groß wie ihr majestätischen Truthahngeier sind und nur dünne Brühe, doch dafür tonnenweise, vertilgen. Komische Vögel. Bitte versprich mir, hab ein Auge drauf und hilf wenn´s brennt. Ja?

 Deine Freundin Veronika

Was soll ich also machen? Na klar – ich erledige den Job. Vielleicht fällt ja auch der eine oder andere Leckerbissen für mich ab. Und neugierig, ich erwähnte das bereits, bin ich ohnehin. So mach ich mich auf zum Platz der Riesenvögel nach Panama City. Und da kommt auch schon ein hellblau und rosa bemalter Eisenvogel eingeschwebt. Sieht aus wie ein Ara – nur viel, viel größer – Eurowing discovery steht dran geschrieben. Was das nun wieder bedeuten soll? Egal – zuerst kackt der Eisenvogel. Aber nicht wie wir so weißen Schleim, sondern große kistenförmige Haufen. Die Zweibeiner nennen das Koffer und die ganz großen nennen sie Container. Dann kommen vorn am Kopf jede Menge Bleichgesichter und auch manche Dunkelhäutige raus. Und da ist auch schon der graue, nicht mehr ganz so dicke Kleine. Er bleibt mit seiner Gefährtin stehen und wartet – wahrscheinlich auf die anderen angekündigten Zweibeiner. Nach und nach gesellen sich alles dazu. Dann dauert es wieder eine Weile bis ich die Entdeckertruppe draußen sehen kann. Sie haben jede Menge dieser Kisten mit Rollen, die sie Koffer nennen dabei. Ich dachte, die wollen hier das Land entdecken, das sieht nun eher aus, als würden sie für immer bleiben. Nun wir werden sehen. Zum nicht mehr ganz so dicken, grauen Kleinen gesellt sich ein braun gebrannter Typ namens Klaus – die Maus. Die Kisten verladen sie ins innere eines mittleren Eisentiere, das sie Bus nennen. Koffer für Koffer verschwindet durch das Fenster in den Innenraum. Ich dachte immer, dass da die Zweibeiner drinnen sitzen. Doch hier scheint das wohl anders organisiert. Hat da der kleine, graue nicht mehr ganz so Dicke was falsch eingeschätzt? Ach nein – die Zweibeiner passen auch noch rein – gerade so. Und ab rollt das Eisentier gen City. In den Häuserschluchten verliere ich den Überblick. Sehe sie dann aber in das Riesennest „RIU Plaza“ verschwinden. Leich verstört schauen sie drein, müde wahrscheinlich. Denn bald sind alle weg in ihren kleinen Nestern.

Kaum erhellt die Sonne diese Riesenstadt, sehe ich die Zweibeiner schon wieder. Der Anführer (also die Schnecke Thomas oder auch der kleine, graue nicht mehr ganz so Dicke) rast im Laufschritt ans Meer und durch die Stadt. Andere sind schon an dem künstlichen See, Swimmingpool genannt, am Planschen, manche streben schnurstracks an die große Futterstelle – die Menschen nennen das restaurante – und decken sich reichlich mit Essbarem ein. Einige Zeit später rollt die Eisenkiste an. Die Zweibeiner steigen ein, diesmal ohne Rollkisten. Am Kunstfluss – dem Panamakanal – steigen sie aus und spazieren durch die Gegend, einfach so zum Spaß. Sie staunen über die Eisenbrücke, die den Fluss überspannt, über die gigantischen Eisenfische, schwer beladen, die hier von einem Ozean in den nächsten schwimmen und erfreuen sich erkennbar an der üppig sprießenden Natur.

Doch der Panamakanal scheint die Zweibeiner besonders zu beeindrucken. Kein Wunder - einst galt der Durchstich quer durch Mittelamerika als achtes Weltwunder. Im Donnergrollen des Ersten Weltkriegs eröffneten die USA am 15. August 1914 ihren Shortcut vom Pazifik zum Atlantik. Damals durchquerte der Dampfer "Ancón" den 80 Kilometer schmalen Isthmus und sparte sich die 15.000 Kilometer um Kap Hoorn. Mehr als eine Million Schiffe folgten und fuhren durch ein Stück extraterritoriale USA. Die Kanalzone, das waren acht Kilometer lieselnks, acht rechts, eisern bewacht von GIs. Seit 2000 ist der Stacheldraht weg und Panama eigener Herr im Haus. Die Miraflores Schleusen sind die ersten, die Ozeandampfer vom Pazifik auf dem Weg in den Atlantik passieren. Da staunen die Bleichgesichter. Riesige Eisenfische schwimmen hinein und werden wie von Geisterhand hinaufgehoben, oder hinab, je nach Fahrtrichtung. Eisenesel, die von den Menschen Lokomotiven genannt werden, halten die Fische in der Spur. Ein großartiges Spektakel.

Casco Viejo ist spanisch und bedeutet nichts anderes als Altstadt, das Viertel wird außerdem noch Casco Antiguo oder San Felipe genannt. Nachdem das ursprüngliche Panama bei einem Piratenangriff nahezu vollständig zerstört wurde, wurde das Viertel 1673 neu aufgebaut und ist seit 1997 Weltkulturerbe der UNESCO. Sie verschwinden zunächst in der schlichten und dennoch beeindruckenden Kathedrale. Danach lädt die Gefährtin des Anführers zu kleinen Köstlichkeiten. In den Straßen und Gassen reihen sich verfallene Fassaden an liebevoll restaurierte Häuser und Paläste. Zu tun gibt es hier noch reichlich. Auch das abendliche Futter holen sie sich in der Casco Viejo – Santa Rita heißt die Futterstelle.

Der Panamakanal ist kein Kanal wie wir ihn kennen. Der hier krümmt sich um Kurven, ist mal eng, mal weit wie ein Binnenmeer. Und birgt viel Exotik: Ein Krokodil döst am Ufer, über das Deck des kleinen Bootes, auf dem nun die Vierbeiner Platz genommen haben, gaukelt ein blitzblauer, handtellergroßer Schmetterling, ein Morpho. In den Wäldern am Ufer spielen Totenkopfäffchen. Die zutraulichen Kapuzineraffen kommen sogar bis an die Zweibeiner heran und fressen denen buchstäblich aus der Hand. Löwenkopfäffchen sind beliebte Fotomotive und Brüllaffen sorgen für den Sound des Waldes. Später besuchen die Zweibeiner eine ganz exklusive Futterstelle, das Gamboa Rainforest Resort lädt zum Mittag Büfett ein. Auch auf der Flamenco Insel geht’s wieder ums Futtern. Doch vorher ist Wandern angesagt. Ungefähr einen Kilometer ganz gemütlich“ meint Klaus, die Maus. Von nun an wissen die Zweibeiner, dass ein „Panamesische Meile“ etwa 3 Europäischen Kilometern entspricht.

Mittlerweile sind die Zweibeiner bereits den 4. Tag in unserer Gegend. Wieder brechen Sie mit der rollenden Eisenkiste auf. Es zieht sie zur Karibischen Seite Panamas. Wieder geht es um den Kanal. Die Aqua Clara Locks gehören zum Kanalneubau. Ein Megaprojekt, um den riesigen Eisenkistenfischen, auch Containerschiffe genannt, die Durchfahrt zu ermöglichen. Doch der Kanal ist bedroht. Zwei Jahrzehnte nach der Übergabe des Panamakanals durch die USA an das mittelamerikanische Land ist der Betrieb der Wasserstraße zunehmend durch die Folgen des Klimawandels gefährdet. "Der Klimawandel ist am Panamakanal hinreichend bewiesen", sagt der Ökonom Ricaurte Vásquez, der den Kanal heute verwaltet. Ein Negativrekord an Niederschlägen in Panama habe ein "erhebliches Wasserdefizit" in den Seen erzeugt, die die Route mit Wasser versorgen. Die größte Herausforderung sei es, eine Lösung für die künftige Deckung des Wasserbedarfs zu finden, um einen zuverlässigen Betrieb des Kanals in den nächsten fünfzig Jahren sicherstellen zu können, sagt Vásquez. Denn der Panamakanal verliert aufgrund des Höhenunterschiedes mit jeder Schleusung eines Schiffes Wasser. Diesen Verlust muss der vom Chagres-Fluss gespeiste Gatún-See in der Mitte des Kanals ausgleichen. Sinkt der Wasserspiegel des Sees jedoch zu stark, muss der für den Kanal maximal zulässige Tiefgang gesenkt werden. „Naja“ meint jedoch Klaus, die Maus „Klimawandel oder gar Katastrophe gibt es doch gar nicht. Und Donald Trump ist der gewählte Präsident“. Da liegt er dann wohl doch ganz schön. Selbst wir Geier wissen das.

Am Fort San Lorenzo schwitzen die Zweibeiner dann mächtig. Hier hören Sie von der Geschichte und genießen den großartigen Blick. Die Festung selbst scheint eher unspektakulär. Kaputt renoviert. Am Abend geht´s wieder zu einem Futterplatz – das Azahar – hier wird geschlemmt und reichlich vom leckeren Wein gekostet. Abschied aus Panama gefeiert. Morgen solls nach Costa Rica gehen. Zeit, mich auch auf den Weg zu machen.

Naturwunder in Costa Rica

So erreiche ich auch pünktlich den nächsten Riesenvogellandeplatz. San Jose heißt dieser Ort. Da schwebt der Vogel auch schon ein. COPA steht diesmal am Federkleid. Vorgefahren kommt diesmal eine besonders großes Eisentier. Diesmal verschwinden die Kofferkisten im Bauch des Tieres. Und ab geht´s – die Kanäle und Regenwälder der Karibik sind das Ziel. Tortuguero heißt der Ort. Zwischendurch wird immer wieder Futter aufgenommen. Erst aus Tüten dann an einem netten Futterplatz. Bald kommt das Rieseneisentier nicht mehr weiter. Jetzt steigen die nicht mehr ganz so bleichen Menschen um – in eigens bereitgestellte große Fische – Boote mit Motor auch genannt. Der Turtuguera Nationalpark ist nur auf dem Wasserweg zu erreichen und wartet auf mit reizvoll an den Kanälen gelegenen Lodges. Auf einem schmalen Landstrich zwischen karibischem Meer und Lagune befinden sich die wichtigsten Brutstätten der grünen Wasserschildkröte in der gesamten westlichen Hemisphäre - von Juli bis Oktober pilgern zahlreiche Tierexperten hierher, um das nächtliche Spektakel der Eiablage aus der Nähe zu verfolgen. Auch einigen der Zweibeiner unseres grauen, nicht mehr ganz so dicken Kleinen wird dieses Wunder der Natur noch zu Teil.

Zunächst heißt es wieder….Futtern na klar. Leckeres wird aufgetischt: Ceviche oder Palmenherzen, Mahi Mahi oder Cebu Rind. Nur das Beste für die anspruchsvollen Gäste. Manatus Lodge heißt der Nist- und Futterplatz unserer Zweibeiner. Mittels kleinerer Motorboote durch den unberührten tropischen Regenwald. Papageien und Tukane fliegen durch die Luft – nicht jeder Gast erkennt sie gleich. Kolibris schwirren umher und saugen den süßen Nektar aus den Blüten. Insgesamt gibt es hier über 350 Vogelarten. Immer wieder zeigt sich auch die berühmte Jesus-Christus-Echse (Basiliscus basiliscus) am Ufer. Sie kann erhobenen Hauptes über das Wasser flitzen. Und natürlich Affen. Kapuzineraffen, Totenkopfäffchen, Klammeraffen. Es ist ein lautstarker Angriff auf die Sinne: Wenn Brüllaffen bellen und der Tropische Regen trommelt. An einem der Abende folgt ein Teil der Naturliebhaber dem Schnecken Thomas zu einem seiner Lieblingstiere. Die Grüne Meeresschildkröte – in Deutschland nennt man sie auch Suppenschildkröte (die Menschen sind wirklich schlimm manchmal) – ist nach der Lederschildkröte die zweitgrößte Schildkrötenart der Welt. Unter den Meeresschildkröten sind sie einzigartig, denn sie sind Pflanzenfresser. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Seegräsern und Algen. Diese Diät verleiht Fett und Knorpel – aber nicht dem Panzer – eine grünliche Farbe. Daher rührt ihr Name. Tja – auch die großen Meeresschildkröten haben es schwer. Erst nutzten die Seefahrer diese friedlichen Tiere als lebenden Proviant, nun bedrohen industrieller Fischfang und die Klimaerhitzung den Fortbestand. Doch die Grüne Meeresschildkröte, die die Zweibeiner besuchen trägt zum Fortbestand bei. Mehr als 100 Eier legt sie in ihr riesiges Sandloch. Dann bedeckt sie es, ganz fürsorgliche Mama, fast schon zärtlich wieder mit Sand. Mehr als eine Stunde benötigt sie dafür. Dann schleppt sich Mama Schildkröte total erschöpft zurück ins Meer. Ein großes Erlebnis – so stört der einsetzende tropische Wasserfallregen keinen der Menschen. Glücklich und ein wenige ergriffen kehren selbige zurück in Ihre Nester.

Am nächsten Morgen, mittlerweile der 7. Tag der Reise, machen sich die Entdecker auf in Richtung Nordwesten. Der Arenal – einer der schönsten Vulkane Amerikas ist ihr nächstes Ziel. Wieder per Boot und dann per Bus. Heute lernen sie auch den fast noch jugendlichen Estaban kennen. Der 2. Anführer und fortan Begleiter der Reisenden. Und natürlich Andreas, den meisterhaften Beweger des rollenden Eisentiers, wie erwähnt Bus genannt. Ich muss mich tatsächlich beeilen mitzuhalten, komme gerade rechtzeitig an als meine Freunde (mittlerweile sind mir die lustigen Zweibeiner so richtig ans Herz gewachsen) ankommen. Ihr nächstes Nest ist gemacht, es heißt Tabacon und gilt als die mit Abstand beste Nestansammlung am Arenal.

Der Vulkan Arenal Nationalpark in Costa Rica ist ein wahres Naturjuwel: Dichter Regenwald, heiße Quellen und majestätische Wasserfälle sorgen für eine einzigartige Naturkulisse. Dazu der größte See des Landes – der Arenal Lake. Doch klar, der beinahe perfekt symmetrische Vulkankegel ist der eigentliche Star der Gegend. Er sorgt nicht nur für unzählig viele Bilder, nein auch für heißes Thermalwasser. In natürlichen Kaskaden gurgeln die vulkanischen Quellen an den Flanken hinab. Die Hot Springs des Tabacon sorgen für großartigen Badegenuss in einem tropischen Paradiesgarten. Hier lassen es sich die Zweibeiner so richtig gut gehen. Doch das ist längst nicht alles – es wird, wie gewohnt – fantastisch geschlemmt an den Futterplätzen. Sie wandern den halben Vulkan hinauf und klettern mutig über Hängebrücken. Mit Bus und Boot erkunden Sie den See und dessen Ufer. Dann überrascht ein kleines Schweizer Dorf. Familie Ulrich wohnt hier seit rund 40 Jahren. Haben sich einen Traum erfüllt mit Simmentaler Rindern und eigenem Bahnhof, einen Mini Bernina Express und eigener Kirche. Hier interessiert fragen die Gefährten vom Grauen, kleinen nicht mehr ganz so Dicken die Herrin des Hauses aus. Wollen alles genau wissen. Wo kommen die Gäste wohl her? Wieviele Kühe melken Sie denn? Welche Fläche hat das Grundstück? Wieso steht der Trog zum Tränken der Kühe auf der Seite und nicht auf der anderen? Fast hätten sie vor lauter Fragen das Futter vergessen – diesmal gibt es Schweizer Costa Rica Kost, auch sehr lecker.

Eines Nachts gehen die Zweibeiner auch nochmal auf Wanderschaft. Sie wollen den Fröschen und Schlangen, den nachtaktiven Tieren auf die Spur gehen. Der Rotlaugenlaubfrosch ist das Gesicht des Landes. Mit seinen roten Augen guckt er einen an - gefühlt immer und überall. Von den Titeln der Reiseführer, auf Postkarten, Kaffeetassen, Schlüsselanhängern und T-Shirts. Und jetzt auch noch von diesem Blatt im Regenwald. In echt. Aus dem Dunkeln heraus. Beleuchtet nur vom Strahl einer Taschenlampe. Grünes Tier, rote Augen, orangene Knubbelfinger und blaue Flanken, in denen helle Streifen blitzen. Feuriger kann man als kleines Tier nicht aussehen. Oder noch giftiger. Der meistgezeigte Frosch zählt zu den Pfeilgiftfröschen. Seine Haut ist toxisch, allerdings nur so stark, dass er Hautkrankheiten abwehren kann. Rund 140 Froscharten soll es in Costa Rica geben - mit einer überraschenden Vielfalt an Farben und Formen. Und zum guten Schluss des Abends werden die glücklichen Menschen sogar Zeigen, wie sich dieser Star aller Frösche vermehrt. Zwei auf einem Streich, besser aufeinander beim Liebesakt. Nur gut, dass diese Menschen nicht selbst fliegen können – sie würden auch uns Geiern beim Liebe machen zuschauen. Wie aufdringlich.

Nun geht auch die wundervolle Zeit am Arenal vorüber. Die Menschengruppe zieht es ins Gebirge. Der nächste Vulkan, der Poás ist das Ziel. Doch zunächst noch eine Wanderung, Treppenwanderung hinunter zum Fuße eines Wasserfalls. Die Augen blicken bewundernd nach oben, wenn sie an ihrem Bestimmungsort, dem wunderschönen Wasserfall La Fortuna, ankommen. Kaskadenartig 65 Meter landet das Wasser zügig in einem klaren Pool. Meine Menschenfreunde müssen 480 Treppenstufen hinabsteigen machen, um zu diesen Pool zu gelangen. Bedacht hatten die wohl nicht, dass sie diese auch wieder erklimmen müssen, um nach oben zu gelangen. Eine schweißtreibende Angelegenheit. Besonders der nicht mehr ganz so dicke, kleine Graue sieht aus wie geduscht. Da muss ein neues Federkleid her, ordnet seine Gefährtin an. Besser ist es  kann ich da nur zustimmen.

Mi Cafecito – hier kehren sie am frühen Nachmittag ein. Eine Kooperative der Kaffeebauern rund um den Poás Vulkan. Hier gedeiht der wohl beste Kaffee der Welt. Der Kaffeebaum hat eine Migrationsgeschichte. Er stammt ursprünglich aus der Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens. Nach Costa Rica gelangte die sensible Pflanze erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als man im Valle Central herausfand, wie ertragreich und gut sie auf fruchtbarer Vulkanerde gedeiht, in einer Höhe von 800 bis 1500 Metern über dem Meeresspiegel. Generell werden die kostbaren Kaffeekirschen hier per Hand gepflückt. Nur kann die beste Qualität entstehen. Mich als Geier beeindruckt Kaffee nur wenig – die Bohnen stehen überhaupt nicht auf meinem Speiseplan. Doch die Zweibeiner sind echt angetan und nehmen sich einigen Vorrat mit aus der Cafecita Kooperative.

Übrigens den Poás Vulkan bekommen meine Freunde leider nicht zusehen. Weder am Abend noch am nächsten Morgen. Schon früh brechen sie wieder auf aus der Poás Volcano Lodge, einer ausgebauten Gäste Hacienda am Fuße des Vulkans. Heute, mittlerweile schreiben wir den 5. Oktober erreichen die Anführer mit ihren Begleitern den höchsten Punkt der Reise. Über 3.300m schraubt sich die enge und kurvige Bergstraße nach oben. Die Reise führt durch den Los Quetzales Nationalpark. Auf der Passhöhe klettern sie noch weiter hinauf, auf den 3.396m hohen Gipfel des Parks. „Von nun an geht´s bergab. Die Küste des Pazifischen Ozeans ist unser Ziel. Das Cristal Ballena Hotel wird unser Gastgeber sein“ erklärt Anführer Thomas den Gefährten. Und diese Nestansammlung – übrigens große Nester mit Meerblick – erreichen die Gäste am späten Nachmittag. Auch hier wird wieder reichlich gefuttert und anschließend über das viele Essen geklagt. Nun, so sind die Menschen nun mal. Wir Geier würden niemals, wirklich niemals über zu viel Essen klagen. Übrigens bis heute haben mich die Zweibeiner nicht entdeckt. Uns Geier beachten die kaum und übersehen uns geflissentlich. Nun gut, ein wenig ärgert mich das schon. Nur der nicht mehr ganz so dicke, grau Kleine schaut oft uns Geiern beim Kreisen zu. Manchmal winkt er mir zu. Wir kennen uns ja auch schon eine Weile. Ich werde sentimental. Zurück also zum Thema.

Ballena heißt Wal – und zwar aus gleich 2 Gründen. Zum einem gibt es eine Halbinsel, die zum Verwechseln einer Walfluke, also dem Hinterteil der Riesensäuger, ähnelt. Und zum anderen treiben sich hier regelmäßig diese Riesenbewohner der Meere herum. Ziehen Ihre Babys auf. Wobei Babys eine schamlose Bezeichnung ist. Schon bei Geburt wiegt das Kalb knapp eine Tonne und ist rund 4m lang. Täglich trinkt es fast 50 Liter Muttermilch. Das nennen die nun Baby. Die Buckelwale – fast gäbe es sie gar nicht mehr. Sie gehören zu den Giganten der Meere und sind doch ein empfindlicher Teil der Tierwelt. Früher gab es weltweit eine Buckelwalpopulation von 125.000 Tieren. Anfang des 20. Jahrhunderts ist dieser Wert auf wenige Tausend geschrumpft. In einer aktuellen Untersuchung US-amerikanischer und britischer Forscher werden jetzt riesige Erfolge durch die Maßnahmen zum Schutz der Buckelwale vermeldet. Gab es im Jahr 1958 den Tiefststand von lediglich noch 440 Buckelwalen im südlichen Atlantik, stieg die Anzahl durch eine strikte Regulierung des Walfangs inzwischen wieder auf 25.000 Tiere. Es geht doch. Wenn die Menschen nur wollen dann können sie auch. Also liebe Menschheit – ran an die wirklichen Probleme der Welt. Statt Kampf gegen andere Völker, Kampf der Klimakatastrophe, statt gnadenlose Ausbeutung des Planeten, leben in Harmonie und Balance mit der Natur. Ich schweife schon wieder ab. Doch es ist wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen.

Ja unsere lieben Gäste sind echte Naturliebhaber. Und so nutzen sie die Gelegenheit und fahren hinaus auf den Ozean, um die Riesentiere aus nächster Nähe und mit eigenen Augen zu sehen. Eine Walmama, mindestens 15m lang und damit 30 Tonnen schwer durchpflügt die See. Immer wieder taucht es mit dem Kälbchen (wie gesagt auch schon ein Riese) ab und lehrt dem Nachwuchs das Leben im Meer. Nur einmal zeigen die Beiden Ihre Fluke. Dann spielen sie und pusten gigantischen Blas in den Himmel. Stundenlang begleiten sie das kleine Boot, wohl genauso neugierig wie die Menschengruppe an Bord.

Es gibt keine schriftlichen Geschichten mehr zu überliefern; keine Stämme mehr, die uns von diesen fast perfekt runden Kugeln erzählen könnten. Es bleiben viele Fragen offen, warum sie hergestellt wurden, mit welchen Werkzeugen sie gebaut wurden und woher die Materialien stammen. Vielleicht wurden sie als Teil eines Navigationssystems verwendet, vielleicht sind sie ein fehlendes Stück des Atlantis. Einige spekulieren, dass sie verwendet wurden, um den Status in einem Haushalt oder Dorf darzustellen. Andere nahmen die Kugeln auseinander, weil sie dachten, dass sie Gold im Inneren verbargen. Tatsache ist, da sind die Einheimischen sich einig, dass diese Kugeln etwas Mystisches an sich haben. Die Rede ist von den Sphärensteinen. Klar, die müssen die Reisenden sehen. Gehören ja auch zum UNESCO Welterbe.

Die Mangrovenwälder der Sierpe sind die größten Lateinamerikas. Sie sind etwas Besonderes für die Menschen und Tiere, die hier leben. Auch ich als Truthahngeier bin hier oft unterwegs. Den meist gibt es etwas abzustauben. Ein verendeter Leguan oder ein toter Ameisenbär, welch Leckereien es hier gibt. Doch die Menschen schauen nicht nach Aas sondern eher nach Vögeln und bunten Schmetterlingen, drolligen Äffchen und bedrohlichen Schlangen. Tukane, scharlachrote Aras, Brüllaffen, Faultiere und Schlangen werden mittels ihrer Geräte eingefroren – eh fotografiert so heißt das in Menschensprache. Großartige Momente in der Wildnis Costa Ricas und am Strand des Pazifik.

Mittlerweile bricht der 8. Oktober an, mehr als die Hälfte der Reise ist vorüber. Wieder einmal Aufbruch zu neuen Abenteuern. Der Nationalpark Manuel Antonio: Das Schutzgebiet liegt direkt an der Pazifikküste. Viele Besucher kommen hauptsächlich wegen des paradiesischen Strandes. Im Urwald (diesmal ein echter Primärregenwald), der bis ans Meer reicht tummeln sich Kapuzineraffen, Leguane, Faultiere und Nasenbären. Hier sind es besonders die Affen und Leguane, die die Gäste zu Gesicht bekommen. Dafür nehmen sie auch beschwerliche Wanderungen in Kauf. Weggespülte Treppen und Plattformen, eingefallene Brücken und tiefen morastigen Boden. Der Cathedrale trail ist eine echte Herausforderung für die tapferen Zweibeiner.

„Wir brechen zu unserem letzten Ziel auf. Das Finale der Reise spielt auf der Halbinsel Nicoya. Abgelegen im Norden, schwer erreichbar und in großen Teilen unberührt. Freuen Sie sich auf großartige Momente und fantastische Tage im Nantipa Resort direkt am tosenden Pazifik“ so stimmt der graue, kleine nicht mehr ganz so Dicke seine Gefolgsleute ein. Mit dem Eisentier, dem Bus vom Andreas, machen sie sich am 9. Oktober auf den Weg. Immer an der Küste entlang. Zwischendurch Pause zum Krokodile bewundern (ich als Geier kann das nicht verstehen, Krokodile sind übellaunige Tiere, die auch uns Truthahngeiern nachstellen, wenn wir ihnen zu Nahe kommen). Naja – diese Menschen hier lieben einfach jedwedes Getier, von der Termite bis zum Faultier. Nur, wie schon erwähnt, für uns Aasfresser haben sie irgendwie keinen Blick. Mittels eines großen Eisenfisches – sogar dem Andreas sein Eisentier passt in den Bauch hinein – schwimmen sie gemeinsam mit einer großen Herde anderer Zweibeiner hinüber zum Ufer der Halbinsel. Da geht’s dann per Bus weiter. Und ich wundere mich. Statt 19 Zweibeiner befinden sich auf einmal 21 der nun ziemlich braun gefärbten Menschen im Gefährt. Zum Altersdurchschnitt drücken meint der Anführer – was für ein quatsch – damit hat das doch mitnichten wirklich etwas zu tun. Eher aus Freundlichkeit Mitmenschen gegenüber, soll es ja tatsächlich auch noch geben. Jedenfalls erreicht die Gruppe schneller als gedacht eine Nestsiedlung Namens Santa Theresa. Hier gibt es ein großes Luxusnest, das heißt Nantipa. Es gehört zu den Small Luxuary Hotes oft he World – also wirklich etwas absolut Besonderes. 5 Tage bleiben sie hier. Nicoya erkunden und am Pazifik mit den Wellen spielen.

Und das machen sie auch. Zuerst wird Montezuma besucht. Nein, nein – hat nichts mit der berühmten Rache zu tun. Montezuma ist ein Surferparadies. Der Eisenbus muss sich durch unwegsames Gelände wühlen um die schönsten Geheimstrände zusehen. Ich habs da leichter, kann das von oben schön erkunden. Nun jedenfalls genießen sie dieses kleine Paradies. Am Nachmittag will der Anführer wieder zu den Meeresschildkröten gehen, so hab ichs jedenfalls verstanden. Sea Turtle and Ecosystem Conservation and Research Station – so heißt die Location. Ricardo, einer der Wissenschaftler hier, begrüßt die wissensdurstigen Menschen. Als die Zweibeiner dann erfahren, dass sie heute Babyschildkröten den Weg ins Leben erleichtern dürfen, Hebamme spielen sozusagen, dann sind alle wie aus dem Häuschen. Vorfreude und Spannung – sie können es kaum erwarten. Doch vorher gibt es noch manche Erläuterungen zum Marinen Leben. Sieben Meeresschildkröten-Arten gibt es weltweit. Sie alle stammen von Land- beziehungsweise Süßwasserschildkröten ab, die sich seit der Kreidezeit vor etwa 100 Millionen Jahren dem Lebensraum Meer angepasst haben. Heute sind sie weltweit in tropischen und subtropischen Meeren verbreitet und sowohl auf hoher See als auch in Küstennähe anzutreffen. An deren Stränden legen sie ihre Eier ab, wo sie durch die Wärme der Sonne ausgebrütet werden. Ein Gelege umfasst bei manchen Arten mehr als 100 Eier. Meist durchlaufen sie einen zwei- bis dreijährigen Zyklus, bevor die Weibchen wieder Eier legen. Von den geschlüpften Jungtieren wird im Durchschnitt nur eines von 1.000 das fortpflanzungsfähige Alter, dass je nach Art zwischen sechs und 30 Jahren liegt, erreichen. Dann kehren sie an den Strand Ihrer Geburt zurück. Ein Wunder der Natur!

Meeresschildkröten-Arten sind in den meisten Ländern und vorm internationalen Handel streng geschützt – und trotzdem sind die Bestände aller Arten in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch zurück gegangen. Die Tiere werden für ihr Fleisch und ihre Panzer gejagt, ihre Eier werden eingesammelt und die rücksichtslose Erschließung von Stränden und der steigende Meeresspiegel erschwert den Schildkröten die Eiablage. Durch die Klimakrise erhöhte Temperaturen lassen mehr Weibchen als Männchen im Sand heranreifen, wodurch es zu einem eklatanten Missverhältnis der Geschlechter kommt. Vor allem der Beifang ist zu einer immer größeren Bedrohung geworden: Mehr als 250.000 Tiere landen schätzungsweise jährlich ungewollt in den Netzen und an Langleinen von Fischern. Daneben gefährdet die zunehmende Meeresverschmutzung die Tiere: Lederschildkröten zum Beispiel können den im Wasser treibenden Plastikmüll nicht von ihrer „Leibspeise“, den Quallen, unterscheiden. Immer wieder verenden sie an unverdaulichen Plastiktüten. Das muss ein ende haben. „Von nun an sind Sie alle Patentanten und Patenonkels der kleinen Meeresschildkröten, denen sie heute ins Leben helfen.“ fordert der Anführer von seinem Gefolge. Und dann endlich geht’s los. Ricardo buddelt ein Gelege aus. Die ersten schwarzen Schildkröten Winzlinge haben schon den Weg ans Tageslicht gefunden. Nun folgen deren Schwestern und Brüder. Alle, manche werden sogar noch aus dem Ei gepellt, kommen in die „Geburtskiste“. So etwas habe selbst ich als Geier nicht gesehen. Dann entlassen die Zweibeiner die wenige Stunden alten Baby ins Leben. Eilig krabbeln sie dem endlosen Ozean entgegen. In einigen Jahren kehren hoffentlich viele, dann als erwachsene Olive Ridleys (in deutsch Pazifische Bastard Schildkröte) zurück, um ihrerseits für Nachwuchs zu sorgen. Was für ein großartiges Erlebnis.

„Heute starten wir zu unserer letzten Exkursion während dieser Reise. Das Curu Naturreservat ist unser Ziel. Ein langer Tag liegt vor uns. Erst in der Nacht kehren wir zurück“ so stimmt der graue, nicht mehr ganz so dicke Kleine seine Gäste ein. Die Wanderung dort geht wieder über Stock und Stein und über eine enorm wacklige wohl eher nicht TÜV geprüfte Brücke. Alle schaffen es und wackeln drüber. Baumriesen mit weit verzweigten Brettwurzeln faszinieren meine Menschenfreunde. Hier in Curu entdecken mich dann doch einige der Gäste – das heißt zunächst schnüffelt man den Duft der uns Geier so betört. Den Menschen eher nicht behagt. Es ist das Parfüm einer verwesenden Boa, und dem kann ich nicht widerstehen. Also bin ich dabei beim großen Fressen – kann gerade noch flüchten, bevor die Menschenhorde anrückt. Dann sehe ich die Zweibeiner wieder in Boote steigen. Tortuga Island, einsame und weniger einsame Strände. Baden, schwimmen oder schnorcheln. Warten ist angesagt, bis sich die Nacht über die Bucht senkt. Ein ganz besonderes Naturschauspiel, darauf warten die Schumann Gäste. Glühendes, Funken sprühendes Plankton soll es hier geben. Bei Nacht, gut zu beobachten. Und das war wirklich ein echtes Naturspektakel. Von der Geierperspektive aus gut zu sehen. Das Wasser des Meeres schlägt Funken. Irre, verrückt, mindestens seltsam!

Endlich zum Abendessen – zu Momo in Pochote. Und dann sind alle überrascht was der Fischer und seine Freunde so zaubern. Ceviche, Hummer, Tuna und leckere Tintenfischringe. Wer hätte das gedacht? Service und Küche vom Feinsten. Ein großartiger Abschluss.

Der 12.Oktober, letzter Tag am Meer. Sonne, Wolken und Regen wechseln sich ab. „Wir treffen uns nochmal um shalb sechs. Zum Sonnenuntergang auf einen Drink“ lädt der der Anführer ein. Strandspaziergang und dann finden sich Alle an der Präsidenten Villa ein. Die Band spielt heiße Rhythmen. Letzte Exotische Cocktails werden gereicht. Auf dem Grill brutzelt Fleisch. Der Abend – ich Flapps verziehe mich nun. Meine Arbeit ist getan. Alle haben diese Reise mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Mit massenweisen Eindrücken im Gepäck und Fotos im Einfrierungsapparat. Mit Erkenntnissen und manchen neuem Wissen (ist ja eine Bildungsreise – können Sie quasi von Ihrer Steuer absetzen).

Vorsichtshalber habe ich auch den letzten Tag überwacht. Die Zweibeiner sind pünktlich, Andreas sein Eisentier startet. Dann am Abend entschweben sie dem amerikanischen Himmel. Ich, Flapps, verdrück mir eine Träne – Truthahngeier weinen nie.

Ich winke mit den Flügeln, Schnecke Thomas der Anführer winkt zurück. Grüß mir Veronika, die Schwalbe wenn sie wiederkommt.

Tschüss sagen derweil Flapps der Truthahngeier, der nicht mehr ganz so dicke Thomas und seine Gefährtin Kerstin. Bleiben Sie neugierig wie ich und gesund!