Sawubona – Mein Name ist ZAZU, ich bin ein Nashornvogel
Ich erzähle Ihnen eine Geschichte, wie sie sich wirklich zugetragen hat. Vor einiger Zeit traf ich meine Nichte mütterlicherseits, Helga die Rauchschwalbe, sie kam, wie jedes Jahr, um in meiner Heimat den Winter zu verbringen. Sie berichtete mir, dass aus dem Deutscheland bald eine große Gruppe schneeweißer Menschen im Zululand eintreffen werde. Nun, was soll ich sagen, das wollte ich mir doch selber ansehen. Denn Nashornvögel sind neugierige Tiere. Am Freitag, es war der 24. des Monats Oktober, erreichte mich endlich eine Depesche meines Neffen Fritz, einem Hausspatzen der gern auf Autobahnparkplätzen sein Unwesen treibt. Inmitten einer Gruppe riesiger Lastwagen entdeckte er, völlig unvermittelt, einen Tisch mit blinkenden Gläsern gedeckt. Feine Perlen sprudelten im Glas empor – erlesener Sekt aus der Naumburger Manufaktur. Wer oder was konnte das wohl sein? Also begann er sich diese Menschen, es waren 36 an der Zahl, näher anzuschauen. Da Fritz ein grauer Spatz ist, bemerkte ihn keiner. Natürlich, graue Spatzen werden ja gern übersehen. Innerhalb der 36 schneeweißen Menschen gab es einen naja eher Zwei, die irgendwie das Sagen hatten. Die Anderen hörten vor allem auf den Einen, den Kleinen mit dem grauen, struppligem Haar und der lauten Stimme. Andererseits bedienten die Beiden die restlichen 34 nach allen Regeln der Kunst. Mit Schinken, Lachs und Zunge, Käse und anderen Leckereien. Dann gab es sogar noch feinste handgemachte Pralinen. Wahrscheinlich haben die Beiden irgendetwas gut zu machen. Aber verstehe einer die Weißen…
Also sitze ich am Flughafen von Durban, dem neuen, nach König Shaka benannt, auf einem Baum und harre der Gruppe. Da schwebt auch schon einer dieser Riesenvögel ein. So viele kommen ja nicht zu uns ins Zululand. Ja 2006 als hier die Fußball Weltmeisterschaft war, da wimmelte es von diesen Riesendingern, aber jetzt? Naja, das ist eine andere Geschichte Da ich mich des Öfteren an Flughäfen rumtreibe, erkenne ich den Typ dieses entfernten Riesenvogels (übrigens verwandt ist der definitiv nicht mit mir, muss eine ganz andere Spezies sein) es ist eine Boeing 777, wie sie immer aus Dubai kommen. Da, so hatten mir Neffe und Nichte übereinstimmend berichtet, sollten die verrückten Weißen wohl drinsitzen. Die 777 bringt die Gruppe nach Zululand. Dann beginne ich mich zu wundern, es sollte nicht das letzte Mal sein in dieser Geschichte. Normalerweise steht ein großer Bus bereit, wenn so viele Vertreter der Menschenrasse gleichzeitig mein Heimatland erreichen. Doch diesmal, weit und breit kein Bus zu sehen. Naja, ich bin gespannt. Da kommt endlich einer aus der Tür. Das muss der sein, der das Sagen hat, struppliges Haar, unrasiert und ziemlich große Klappe. Wild gestikuliert er am Telefon, als ob sein Gegenüber das sehen könnte. Und da kommen schon die ersten der 34 Anderen. Komisch zunächst ohne Gepäck. Achso, das sind die Raucher der Gruppe. Sie zünden sich den langerwarteten Glimmstengel an. Derweil telefoniert der Sager immer weiter. Läuft von einer Ecke zur nächsten. Dann endlich kommt ihm wohl die erlösende Idee. Kurzerhand werden Taxis und Kleinbus konfisziert und so kann das Abenteuer Afrika endlich beginnen. Der afrikanische Weg der Organisation eben. Hätte ich ihm auch gleich sagen können. Also Stil und Geschmack haben sie ja, diese Weißen. Sie fahren direkt in die Oysterbox. Unseres Königs Lieblingshotel. Schon vor fast 150 Jahren war es das Wahrzeichen Umhlangas. Meine Nashornvogelvorfahren haben alle von der Oysterbox geschwärmt, nur noble Gäste, freundlicher Service, immer ein wenig Futter auch für uns Vögel. In der Oysterbox lebt man gut. Nun die Gruppe hat das wohl vorher schon gewusst. Alle wurden freundlich empfangen und erhielten die besten Zimmer des Hauses. Am Abend machte sich die hungrige Meute über das Curry Bufett her. Naja hermachen stimmt nicht ganz, manche ja, Andere hatten wohl weniger Freude am typischen Zululand Curry. Denn HOT meint nicht heiß sondern scharf bei uns .… Es ist Sonntag, für die Gruppe der 3.Tag ihrer Reise. Ich, Zazu der Nashornvogel, habe längst beschlossen, die Gruppe zu begleiten. Als guter Geist, als Chronist und, tja ich erwähnte es vielleicht, neugierig sind wir Nashornvögel eben auch. Und diese wohl etwas verrückte Gruppe wollte ich doch länger beobachten. Sehen, wohin sie führen und wie es ihnen ergehen wird. 7 Uhr morgens beziehe ich Position hinter der Frühstücksterasse. Da bin ich immer, wenn ich mal an der Oysterbox vorbeischaue. Denn hier gibt es das weltbeste, naja mindestens südafrikabeste Frühstück. Und da fällt für mich immer etwas ab. Da, da kommen auch schon die Ersten. Teller hoch beladen, mit Austern, Schinken und frischem Obst, Käse, Eiern und Marschmellos (wieso eigentlich Marschmellos- naja komisch sind sie ja die Weißen). In jeder Hand ein Glas vom Sparkling Wine, dann noch Saft und Kaffee und Omelett hinterher. Und der Sager häuft sich noch Schlagsahne obendrauf. Meine Güte, wo kommt der denn her, dass der solche Berge vertilgen kann.
Diesen Morgen steht ein großer Bus an der Oysterbox bereit. Also es klappt doch – auch in Afrika. Und wie so oft in unserem Zululand, hat der Himmel die Schleusen geöffnet. Der Bus fährt recht langsam, so kann ich gut folgen, um zu berichten. Zunächst hält die Meute vor unserem neuen Fußballstadion. „Das Moses-Mabhida-Stadion hat eine Gesamtkapazität von 70.000 Plätzen. Es ist damit die zweitgrößte der fünf neu gebauten Fußballarenen der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Wir Deutschen erinnern uns mit einem lachenden und einem weinendem Auge. Wir gewannen gegen Australien in der Gruppenphase und verloren gegen Spanien im Halbfinale. Das Hamburger Architektenbüro Gerkan, Marg und Partner verantwortet den Bau der Arena. 2700 Tonnen Stahl spannen sich als Bogen über den Bau in 104m Höhe“ erklärt der Sager, der Mister Thomas heißt so habe ich von meiner Freundin in der Oysterbox erfahren. Er scheint ja einiges zu wissen von meinem Heimatland. Als nächstes begegne ich der Gruppe in unserem kleinen Paradies, den botanischen Gärten Durbans, einer Oase der Ruhe in der Millionenmetropole. Übrigens, das darf ich mit Stolz berichten, sind es die ältesten botanischen Gärten auf dem ganzen afrikanischen Kontinent. Riesige Bäume, blühende Blumen und üppige Farne aus allen Winkeln der Welt. Da die Mittagszeit naht, werden diese Weißen wohl einen Futterplatz suchen. Nachdem was ich in der Oysterbox sah, sind das allesamt Genießer, da kommt wohl nur das Moyo in Frage. Dieses neue afrikanische Restaurant an Durbans Waterfront. Doch vorher, ich hätte es mir denken können, lockt mein indischer Freund Sanghi Singh die Gruppe in seinen Gewürzladen im Indian Market. Er weiß wie es geht, das Verkaufen und Feilschen, jede Erklärung kommt einer kleinen Show gleich, oh selbst mir macht es Spaß ihm zu lauschen. Doch der Hunger auf kulinarische Köstlichkeiten führt die Gäste aus Deutscheland dann rasch ins Moyo. Es regnet und regnet, Mister Thomas verspricht, es werde der einzige Regenurlaubstag bleiben. Na hoffentlich hat er da nicht den Mund etwas voll genommen. Wir werden sehen. Im Moya lassen sie auffahren, die Genießer aus Übersee. Alles was die Küche Natals zu bieten hat. Die Tische können die Köstlichkeiten kaum tragen. Doch schnell wandern die Häppchen in die Münder der Besucher, es scheint ihnen zu schmecken, das freut mich und die Moyos sehr. Was ist denn jetzt auf einmal los. Nun sind es 37, einer mehr, der ähnelt dem Mister Thomas, scheint auch so eine Art Sager und Kümmerer zu sein. Flüchtig fiel er mir mit 8 anderen Weißen schon auf. Doch rasch ist er wieder weg, hat sich wohl weiter um seine Gäste zu kümmern. In Umhlanga verliere ich die Lieben (mittlerweile habe ich die 36 Weißen so richtig in mein Herz geschlossen) ein wenig aus den Augen. Einige genießen den Abend in der Oysterbox, andere frönen den kulinarischen Genüssen im Le Maurice bei Garnelen, Hummer und Kottelets vom Lamm. Ja, Sie wissen was schmeckt, sie können Genießen diese Gäste aus Deutscheland. So ganz anders, so viel freundlicher und ruhiger als die meisten der blassen Landsleute denen ich sonst hier so begegne. Doch die begleite ich dann auch nicht weiter durch mein Heimatland.
m Montag, dem 4.Tag der Reise der Lieben, beziehe ich wieder Position – Sie wissen schon – in der Nähe des tollen Frühstücksbuffets. Und, das hatte ich nicht anders erwartet, die Teller beladen. Die Gläser mehrfach mit prickelndem Sekt gefüllt, diesen Gästen geht es wirklich gut. Ich hatte schon in Erfahrung gebracht, dass die Reise mit dem Zug weitergeht. Also mache ich mich schnell auf zum Bahnhof in Durban. Da steht auch dieser Luxuszug bereit, ROVOS RAIL genannt. The Pride of Africa – der Stolz Afrikas, most luxuarry Train in the World. Also der Welt schönster Zug soll es sein. Und da sehe ich auch schon den Mister Thomas aussteigen. Forsch eilt er voran, die anderen kommen kaum nach (jemand sollte ihn bremsen…) bis auf den Bahnsteig direkt an den Zug. Ein weiter Weg und ein herzlicher Empfang, übrigens wieder mit diesem prickelnden Getränk im Glas. Das erinnert mich an einen Ausspruch meines Onkels großmütterlicherseits, Georg dem Schluckspecht: „Ein Trinkgefäss sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr“. Übrigens an den Onkel werde ich noch des Öfteren während dieser Reise denken müssen. Im Zug selber darf ich ja nicht mitfahren. Doch glücklicherweise gibt es eine offene Plattform am Ende des Zuges, am Observation Car, eigentlich sollte dieser Teil eher Trinkhalle heißen. Doch auch das ist eine Nebengeschichte. Der Zug fährt los, die Bahnreise beginnt. Hinauf in die Midlands. Vorbei an Bergen, Wasserfällen und ursprünglichen Dörfern. Hier und da säumen auch die noch typischen Wellblechhütten meiner menschlichen Landsleute den Weg. Doch vielerorts weichen diese auch kleinen doch sauberen Minihäusern – Mandelahäuschen genannt. Es geht voran in meinem Südafrika, der Regenbogennation. Wenngleich auch langsamer als von Vielen erhofft. Da ertönt ein DINGDANDONGDUNG aus dem Zug. „Hören Sie auf dem Gong“ hatte Mister Thomas vorher angekündigt. „Denn dann gibt es Mittag oder Abendessen im Speisewagen, garantiert lecker und von köstlichen Weinen begleitet“. Also strömen, nein wackeln im Schaukelgang (dem Ruckeln des Zuges geschuldet) ALLE nach vorn in den historischen Speisewagen. Und….wurden nach guter Südafrikanischer Sitte verwöhnt. Mit allerlei kulinarischen Genüssen. Vorspeisen, Fisch und Fleischgerichten, Nachtisch alles vom Feinsten. Wein aus Vergelegen und vom Tafelberg. Dann - der Zug hält an, ist Ardmore erreicht. Ein Anwesen wie aus dem Bilderbuch. Künstlerische Keramik, edle Pferde und leckerer Kuchen im Blumengarten. Auch Madiba, unserem geliebten Nelson Mandela wird die Ehre erwiesen. Genau dort wo er am 5.August 1962 verhaftet wurde, steht heute ein eindrucksvolles Denkmal für ihn. Überhaupt scheint die Gruppe sehr interessiert. Immer wieder erzählt der Sager den Gästen Geschichten aus meinem Heimatland.
Mittlerweile ist es Dienstag, wir schreiben den 28. Tag im Monat Oktober, der Zug steht seit Stunden in Ladysmith. Was wollen die Deutschen bloß hier, frage ich mich. Da fällt es mir ein, Spionskop, Reymond und die Geschichte des Burenkrieges. Selten verlaufen sich solche großen Gruppen hierher. Reymond, das ist die geballte Geschichte Südafrikas. Von den San bis Mandela, von Ribbeck bis König Shaka, kein Jahrzehnt lässt er aus. Doch vor allem die Schlacht am Spionskop hat es ihm angetan. Den sinnlosen Toten und dem Wunder der Überlebenden. Unter Ihnen an einem Tag, an diesem Ort, wundersamer Weise überlebt und fürs Leben geprägt. Mahatma Ghandi, Louis Botha und Winston Churchill. Doch auch das wären nochmals drei ganz andere Geschichten… Zurück im Zug wieder DINGDANDONGDUNG, wie insgesamt 11-mal während dieser Reise. Zum großen Schlemmen, Sie wissen schon. Dann endlich besucht die Gästeschar mein richtiges Heimatreich, einen Teil des Reichs der Tiere im Numbiti Game Reserve. Auf Du und Du mit Nashornvogel & Co. Als erstes zeigt sich Pumbaa das Warzenschwein. Er ist genauso ein lustiger "Vogel" wie ich, aber eben ein Warzenschwein. Weiße Nashörner ohne Horn (eine komische Sache uns Tiere so zu schützen, hoffentlich passiert mir das nicht mit meinem Schnabel), Gnus und Büffel, Impalas und Giraffen - welch harmonische Bilder. Nun ja, ich als Nashornvogel kenn ja die Szenerie. Vor allem bin ich froh, dass im Reich der Tiere statt mit Speeren und Gewehren heute vor Allem mit Foto und Video auf uns Jagd gemacht wird. Das bringt mich immer wieder zum Ausspruch meines Freundes Simba, dem König der Tiere: „Töte nie ein Tier aus Scherz, denn es spürt wie Du den Schmerz“. Naja, er muss es ja wissen. Mittlerweile nähert sich der Pride of Afrika den Goldminen am Witwatersrand. Es ist Mittwoch, der 6.Tag der Traumreise. Johannesburg-Pretoria, Vieles hat der Mister Thomas den Gästen erzählt. Freilich auch von den zartlila Blüten der Jacaranda in Pretoria. Mehr als 70.000 Bäume verwandeln im Frühling die Straßen in ein Blütenmeer. Doch eigentlich gehören die Bäume ja gar nicht hierher, doch selbst ich als Nashornvogel, der seit Tausenden Jahren in Afrika lebt, liebe die Jacaranda und möchte diese nicht mehr missen. Kurz bevor die rote afrikanische Sonne hinter dem Horizont versinkt entdecke ich die Lieben Deutschen noch im Park der Union Buildings. Sie staunen, scherzen und freuen sich – so müssten alle unsere Gäste sein…
Am Donnerstag, dem 30. Oktober, bricht die Gruppe erneut die Zelte ab (wahrscheinlich Hummeln im Hintern, so sagen die Menschen doch). Capitol Station, Rohan Vos steht bereit. Selten sehe ich den Rovos Rails Gründer persönlich bei den Gästen stehen. Muss doch eine ganz besondere Gruppe sein, diese 36 Menschen aus der Mitte Deutschelands. Jetzt führt Mister Vos die Gruppe sogar in die Heiligen Werkstatthallen, das sah ich selbst noch nie, dass er das tat. Zwischen Achsen und Bremsklötzern, vermeintlichen Schrottwagen und ehrwürdigen Dampfloks erzählt der Rovos Gründer vom Anfang, von mühsamen Restaurierungen und traditionsreichen Strecken voller Leidenschaft. Die Lok pfeift, die Suiten sind bezogen, der 2. Teil der Schienenkreuzfahrt beginnt. Botswana erreicht die Gruppe und auch ich am Freitag, eine Woche ist nun seit dem Start schon vergangen. Buschland, hier und da ein kleines Dorf, winkende Menschen am Wegesrand. Einsamkeit und doch kein bisschen Langeweile. Afrikagefühl, die Gäste sind nun bei uns angekommen. Weit entfernt von Hektik und Stress. Die Zeit tröpfelt durch das Stundenglas, edler Wein fließt in die Gläser aus Kristall. „Am Nachmittag erreichen wir eine Rinderfarm“ meint Mister Thomas und stimmt auf einen zusätzlichen Ausflug ein. Rinder in Botswana, wie wird deren Leben sein? Neugierige Fragezeichen schweben über den Köpfen der Gäste. Mit Jeeps geht’s hinein in den Busch, am Eingang 8 weiße und 8 Braune Rinder – soll es das schon gewesen sein? Tja, ich als Nashornvogel hab es längst bemerkt, auch in dieser Rinderfarm haben die wilden Tiere wieder Platz gefunden. Mich freut das, die Gäste letztlich auch. Sehen Sie doch Giraffen und Sattelstorch, Gnus und Impalas und Großen Kudu. Rinder haben die sicher auch in Europa genug. Noch immer begleite ich den Zug durch den Busch, Sie erinnern sich? Mein Name ist Zazu, ich bin der Nashornvogel. Manchmal gönne ich mir eine Rast und nutze das Dach des Rovos Rail als günstige Mitfahrgelegenheit. Ich brauch auch kein Visum, keine Reisepass, auch ein Impfausweis ist mir fremd. Die Gäste brauchen viel derlei Papierkram, oft mit viel Geld verbunden und hier und da auch mit Ärger- doch dazu später mehr. Heute, es ist Samstag, des Novembers 1.Tag, gelangt die Gruppe ohne Ärger oder Verdruss nach Zimbabwe, des Despoten Mugabes Königreich. Abermals besuchen die Weißen einen Teil des Reiches der Tiere, zuerst mit dem Zug, dann per Jeep. Hwange heißt dieser Teil in Zimbawe, welches früher Rhodesien war. Fast waren auch hier die Elefanten der Gier der Menschen (das müssen aber Andere sein als meine Lieben) zum Opfer gefallen. Heute bevölkern wieder rund 40.000 sanfte Riesen Zimbabwes größtes Reich der Tiere. Auch Sarabi, die prächtige Königin der Löwen zeigt sich manchen der Gäste im Abendlicht, was für ein freudiges Abenteuer. Hwange – welch Frieden und Harmonie und doch auch Fressen und Gefressen werden – der Circle of Life, der Lebenskreis…. Die Hälfte der Reise ist nun bereits vorüber, die Zeit verging rasend schnell, trotz langsamer Fahrt. Es ist Sonntag, der Höhepunkt der Reise naht.
„Mosi oa Tunya - der Rauch, der donnert", nannten die Afrikaner, die einheimischen Kololo die Victoria-Fälle. Seiner Königin zu Ehren sollen Sie fortan Victoriafalls heißen so David Livingstone der wohl erste Weiße der hier stand. “1600m breit bis zu 110m Fallhöhe und minütlich zwischen 20 und 550 Millionen Liter Wasser je nach Jahreszeit. So stürzt der Zambezi hier in die Schlucht“ wieder einmal gibt der Sager Thomas sein Wissen zum Besten. Die Weißen spazieren gemächlich die Fälle entlang. Aus Augenschmauss wird bei der Hitze schnell Großer Durst. Dem überwältigenden Erlebnis folgt Muskelkater. Im Victoria Falls Hotel, dem ersten Haus am Platz, finden die Gäste Entspannung und Getränke gleichermaßen. Kurz bevor die Sonne hinter den Fällen verschwindet, treffe ich die Gruppe am breiten Zambezi wieder. Sie besteigen ein Boot. Wollen Hippos sehen. Fein gedeckte Tische – ein mehrgängiges Dinner wird gereicht. Gegen den Durst Bier und Wein, Gin Tonic und Cola mit Rum. Und tatsächlich, eine Hippofamilie zeigt die dunklen Leiber. Die zentnerschweren Hippobullen reißen ihre breiten Mäuler auf. „Trotz dem sie Vegetarier sind, gelten die Flußpferde doch als Afrikas gefährlichste Tiere. Niemals sollten Sie zwischen einem Hippo an Land und dem Ufer eines Flusses geraten. Das Hippo rennt sie glatt um, ist so schnell wie ein Sprinter. Und im Wasser ohnehin überlegen und angriffslustig“ klärt Kapitän George die Deutschen auf. Oh, die Gruppe will es uns Vögeln gleich tun, die Fälle, den Busch den Zambezi mal mit unseren Augen sehen. Und da Menschen keine eigenen Flügel besitzen, haben die dafür Maschinen erfunden. Heute am Montag dem 11. Tag dieser Sonderreise, gehen die Gäste in die Luft – mit Helis über den Viktoriafällen schweben. Fast eine halbe Stunde können sie die Vogelperspektive genießen. Wie ich die begeisterten Gesichter deute, für alle ein tolles Gefühl. Nun ja – ich als Nashornvogel kenne das ja, doch für die Menschen ist dies wohl ein besonderes Erlebnis. Meine Tierfreunde die sanften Elefanten und auch Giraffen haben diese Gäste wohl auch ins Herz geschlossen. Denn sie zeigen sich zum Abschied, scheinen zu winken und sorgen für das richtige Afrikabild. Über die ehrwürdige Zambezibrücke fahren sie nun nach Zambia hinein. Nun solls zurück nach Johannesburg gehen. Doch vorher – nun ja Grenzerfahrungen Afrika - 50 Dollar fürs Visum und Geduld an der Grenze, fürs Übergepäck sind Kwachas zu zahlen, die keiner hat. Und schließlich fehlt noch ein Impfausweis für die Reise zurück nach Südafrika. Der lässt sich beschaffen (ich kenne doch mein Afrika), auch die Kwachas nach Stunden fürs Übergepäck und auch der Flieger kann schließlich starten und es geht gen Süden. Ich bin derweil längst losgeflogen, will doch sehen, wie es meiner lieben Gruppe in Joburg ergeht. Derweil ist es dunkel und ich sehe das Unheil kommen. Ein Stromkabel war gerissen vor Tagen schon. Das Hotel 54 on Bath ist eigentlich ein edler Schuppen, doch ohne Strom dann auch düster und die Stimmung getrübt.
Heute nun, es ist Dienstag der 4. November nehme ich Abschied (ganz allein und still denn mich hat keiner wirklich bemerkt) von meinen lieben Gästen aus Deutscheland. Sie fliegen nun nach Mauritius ins Paradies, da kann ich nicht mit. Das ist viel zu weit. Längst habe ich meinen Großneffen väterlicherseits informiert, der Kardinalsvogel wird dann weiter berichten, wie es den Gästen auf Mauritius wohl ergehen wird. Ich hoffe, meine 36 Weißen, die nun zunehmend eine dunklere Farbe annehmen, behalten meine Heimat in guter Erinnerung, trotz Stromausfall und holprigen Gleisen, trotz Regen in Durban und fliegenden Händlern. Und so rufe ich ein leises Hamba Kahle – gute Reise hinterher. Sehe den Flieger entschwinden gen Osten direkt ins Paradies hinein. ISCH bin Francois, ein Kardinalsvogel...
ich lebe auf den Maskaranen genauer gesagt auf der Trauminsel Mauritius. Ich darf Ihnen nun den letzten Teil der Geschichte erzählen, die mein Großonkel ZAZU begann zu verfassen. Und in der Tat, er hat Recht, 36 ganz liebe, schon leicht gebräunte, freundliche Menschen kommen am Flughafen von Mauritius an. Keine Ungeduld, kein Nörgeln, kein Wettern wie ich es sonst auch schon erlebte. Nicht einmal bei der mauritischen Gepäckprobe (das Verladen ins Innere durch das Seitenfenster und das danach folgende Probesitzen auf Notsitzen) Da flieg ich gleich ins Hotel voraus und berichte den fleißigen Geistern vom LUX Grand Gaube von der netten Gästeschar. Und – so halten die hilfreichen Geister gleich noch ein üppiges Buffet zur Stärkung bereit. Erschöpft und glücklich sinken die Gäste aus Alleman in Ihre Kissen und träumen von den kommenden Tagen im Paradies…
Segel gehisst und Leinen Los, die Kreuzfahrt beginnt, Romantik pur. Schnell wird uns klar, dass Mauritius auch windig und stürmisch sein kann. Auch die Mannschaft der Harris Willson hat die 36 nun zartrosa scheinenden Deutschen ins Herz geschlossen. Daher: statt bis zu 6 Meter hohe Willen gibt es Segeln in der Lagune. Statt Übelkeit, leckere Hühnchen und marinierten Marlin vom Grill. Von dem wiederum am meissten wohl der Sager (vor dessen Gefräßigkeit und Weinliebhaberei hatte mich bereits ZAZU gewarnt) am meisten vertilgte. Andere Gäste sprachen wiederum dem Rum mehr zu (ist ja auch unser Nationalgetränk und stärkt Geist und Körper sowie die Wirtschaft der Insel), wieder Anderen wuchsen fast Schwimmhäute zwischen den Fingern, so lange schwimmen Sie durch unser warmes Meer. Doch jeder Segeltörn geht zu Ende. Ein Schöner wars, denn jeder fand genau seine Art den Urlaub zu geniessen. Mein Name ist Marie Elen….und dann verschlägt es ihr die Sprache. Oh ich Francoice, der mauritische Kardinalvogel, hätte Mister Thomas warnen sollen, deutschsprachig auf Mauritius heißt nicht Reiseleiter der deutsch sprechen kann. Aber so sind wir Mauritier, wir nehmen eben alles etwas leichter. Nun ja, dennoch, so hoffe ich, wird die heutige Inselrundfahrt den Gästen gefallen. Wir müssen eben mit unseren anderen Reizen punkten. Mittlerweile ist es Donnerstag der 6. Tag im November. Früh um 9 Uhr geht’s los. Diesmal im großen Bus. Der Botanische Garten Pampelmousse ist eine Wucht – in jeder Hinsicht. Flughunde am Himmel, knorrige uralte Bäume, duftende Blumen und exotische Blüten. Lotusblüten und Seerosen. Und meine sehr entfernten Vetter, Kunibert und Kunikunde die Riesenschildkröten zeigen sich den Gästen. Fast hätte sie das gleiche Schicksal ereilt, wie seinerzeit meinen Vorfahren mütterlicherseits dem Dodo. Beinahe wären auch die Riesenschildkröten ausgestorben. Nur nach Aldabra einer Insel die zu den Seychellen gehört, konnten sich die Riesen retten. Nun kommen auch einige zurück und werden hoffentlich bald wieder Mauritius bevölkern. Die mittlerweile rotbraunen Menschen besteigen gerade wieder den großen Bus. Gen Süden setzen sie ihre Entdeckungsreise fort. So passieren sie unser Hochland, das noch sehr daran erinnert, wie die Insel früher aussah. Urwälder und weite, tiefe Schluchten. Hier und da ein Wasserfall. An meinem Lieblingsplatz in Chamarel machen sie Rast. Neben der tollen Aussicht genießen sie echte kreolische Küche. Palmenherzensalat, Dorado und Bananenfrühlingsrollen. Natürlich habe ich auch gekostet, doch bemerkt hat das keiner. Hier im Süden machten sie auch Bekanntschaft mit dem markanten Le Morne. Dem Berg der Hoffnung und großen Tragödie – unserem Schicksalsberg. Im 19. Jahrhundert flohen Sklaven in großer Zahl auf den Le Morne Brabant. Am 1. Februar 1835 wurde eine Polizeiexpedition der Engländer anlässlich des Endes der Sklaverei in Mauritius auf den Berg geschickt. Viele Sklaven verstanden diese Geste falsch und stürzten sich vom Berg in den Tod. Seit diesem tragischen Tag wird der 1. Februar von unserer Kreolischen Gesellschaft auf Mauritius als Feiertag für das Ende der Sklaverei gefeiert. So langsam tritt die Reisegesellschaft den Rückweg in den Norden an. Ein Stopp noch bei Jeans, T-Shirt & Co zum Schnäppchen jagen. Nun gut nicht alles sind Schnäppchen, wie die Gäste schnell merken. So trifft dieser kleine Shoppingstopp auch nicht den Geschmack aller Menschen. Doch schnell geht’s weiter und das Hotel ist erreicht.
Am Freitag, den 15.Tag der Reise, flattere ich den ganzen Tag im Park des LUX Hotels rum. Viel kann ich über diesen Tag gar nicht berichten. Manche der Gäste versuchen sich beim Wasserski, andere dösen vor sich hin. Manche sehe ich im luxeriösen Spa verschwinden. Wieder andere genießen Strand und Meer. Ein Teil der Gruppe verschwindet am Nachmittag im Minibus nochmal zu einer kleinen Einkaufstour. In jedem Fall, so habe ich das Gefühl, lassen es sich die Gäste gut gehen unterm Mauritischen Himmel. Ähnlich läuft der Samstag ab, es ist der 8. November und wirklicher Tag zum Genießen. Zumindest für fast Alle der nun bräunlich schimmernden Gäste. ...außer einer, der hält sich so komisch den Bauch. Was fehlt ihm nur? Eine stattliche Ausgabe aus der Menschenschaar. Unbedingt möchte er noch unsere Klinik testen. Also ab zur Schwester, die im LUX ein indischer Medinzinmann ist und schon geht’s mit dem Taxi in die Klinik im Norden. Ich flattere nicht mit hin und so kann ich nichts Genaues berichten... Bald versinkt die Sonne im Indischen Ozean. Für die Gruppe der Deutschen wohl vorerst zum letzten mal. Das Abschiedsdinner am Strand wird aufgebaut. Die Tische biegen sich schon am Buffet. Am Grill liegen feinste Zutaten für die lieben Gäste bereit. Da erklingt sanfte Gitarrenmusik. Prickelnder Sekt vom Steenberg perlt in den Gläsern. Ein Hoch auf die Crew des LUX Hotels. Der Sager bedankt sich mit überschwänglichen Worten bei Lovenna für Service und Organisation. Fast wäre ich auf meiner Palme schon eingedöst, da zerreißen rhythmische Trommeln die Stille der Nacht. Je 5 männliche und 5 weibliche Vertreter der mauritischen Menschenspezies laden zu "Sega unterm Sternenzelt". Die Sega ist so typisch für unsere Insel Mauritius. Der Tanz entstand schon zur Zeit der Sklaverei. Starke, emotionale Elemente drücken das Leiden einer damals versklavten Bevölkerung aus. Die Sega – das Finale der Tage auf Mauritius. So kann der Urlaub bald zu Ende gehen.
Am 9. November, in der Heimat der Deutschen wird dem 25.Jahrestag des Mauerfalls gedacht. Tja ohne dieses Ereignis von Weltbedeutung wäre die Gruppe heute gar nicht hier. Selbst hier auf Mauritius saßen seinerzeit die Leute sprachlos vorm Fernseher und lasen fassungslos von den Ereignissen im fernen Europa. Alle Menschen sollten niemals vergessen was da geschah. Nun heute Morgen, die Sonne ist gerade aufgegangen, sehe ich die Ersten im Meer ihre Runden drehen. Jeder der Gäste nimmt nun Abschied von dem Paradies im LUX* Hotel Grand Gaube. Jeder auf seine eigene Weise. Dann geht alles ziemlich rasch. 11, 12, 13 hatte Mister Thomas angesagt. Koffer fertig, Mittagsbuffet und ab in den Bus. Mittlerweile sind auch mir diese Menschen lieb geworden. Mir geht’s da wir ZAZU dem Nashornvogel Sie wissen schon. Deshalb fliege ich noch mit bis zum Flughafen. Da sehe ich den wirklich riesigen Vogel in den Abendhimmel abheben. Gen Norden schwebt er der Heimat der Deutschen entgegen. Und heute – am 10. November dem 18. Tag unserer Reise – sitzen wir wieder im Bus, für die letzten Kilometer der Tour. Fritz der graue Spatz, ZAZU der Nashornvogel und Francois der lustige Kardinalsvogel verabschieden sich.
Hamba Kahle, Au Revoir und auf Wiedersehen.
Ich, Thomas Schumann, bedanke mich. Für Ihre Aufmerksamkeit und dass Sie mit uns auf Reisen sind. Ich hoffe, ein Teil Ihrer Erwartungen haben sich erfüllt – hoffe dass Ihre Träume war wurden und Sie diesen Urlaub niemals vergessen. Doch nach dem Urlaub ist vor der nächsten Reise. So hoffe ich, Sie bald einmal wieder zu sehen. Vielleicht Oman und Zanzibar, auf Wegen durch Burma oder auf anderer Tour. Bleiben Sie gesund, bleiben Sie dem Hause Schumann Reisen treu.
Ihr Thomas Schumann