Georgien - Wiege der Weinkultur

Schumann Reisen sorgt echt für fast Alles. Die Fluggesellschaften sparen sogar am Essen und Trinken, da springen eben die Reiseprofis in die Presche. Und so bekommen wir auf unserer Fahrt zum Flughafen schon die ersten mit Käse und Thüringer Wurst geschmierten Bemmen. Dem folgt das blaue „Überlebensköfferchen“. Das besteht bei Schumann Reisen aus weiteren Thüringer Broten, ein Apfel und sogar noch ein Riegel. Und so gehen wir wieder einmal ganz entspannt auf Reisen. Diesmal nach Georgien. Als ich meinen Nachbarn davon erzählte, hielten die mich für verrückt. Da ist doch Krieg! Liegt das nicht gleich neben Russland und kämpfen da Tschetschenen gegen Dschingis Kahn – das waren noch die harmlosesten Bedenken. Ich habe keinerlei Bedenken mit Schumanns auf Reisen zu können, denn die wissen was sie tun.

Lufthansa bringt uns also nach Tiflis, besser Tbilissi wie es georgisch heißt, die Hauptstadt der Kaukasusrepublik. Um 4 Uhr am Morgen kommen wir an. Nach dem üblichen Einreisestress empfängt uns unser Georgier. Mika heißt er, der nette junge Mann. Ab in unseren kleinen Mercedes Bus – ein Sprinter mit 16 Sitzplätze gerade genug für unsere kleine Gruppe. „Ananuri, so heißt die Festung hier am Stausee dieses Gebirgsflusses. Übrigens den Stausee hat meine Mutti mit errichtet, Sie ist Hydro Ingenieurin“ erzählt uns Mika stolz. Nach dem kurzen Stopp geht´s richtig in die Berge. Die Georgische Heerstraße schlängelt sich kühn hinauf in die abgelegene Bergregion des Kaukasus. LKW reiht sich an LKW – die Truckfahrer aus Russland, Georgien, Aserbaidschan, Kirgisien, der Türkei und sonst woher müssen wohl tagelang warten ehe sie die Georgisch-Russische Grenze erreichen. Wir hingegen sind schon kurz nach 9 Uhr am Morgen in unserem Berghotel. Das Kasbeki Rooms Hotel ähnelt einer stilechten alpinen Lodge. Hier fühlen wir uns wohl von der ersten Stunde an. Am Nachmittag folgt der erste „Spaziergang“ (schon der ähnelt einer steilen Bergwanderung). Am Wegesrand blühen bunte Blumen, am Horizont wachsen die Berge gen Himmel. Die höchsten Gipfel tragen eine weiße Schneehaube. Zum Abendessen bedienen wir uns vom Georgischen Buffett – schon jetzt wird klar, auch diese Schumann Reise wird wieder eine Schlemmertour.
An Mystik ist dieses Symbol Georgiens kaum zu überbieten. Die Gergeti Dreifaltigkeitskirche thront hoch über dem Tal, das wenige Kilometer weiter über die Heerstrasse an die russische Grenze führt und scheint lediglich noch vom 5047m hohen Berg Kasbek übertroffen zu werden. Nach der griechischen Mythologie hat Zeus Prometheus zur Strafe für den Diebstahl des Feuers an diesen Berg gekettet. „Wir nehmen tatsächlich den größten Höhepunkt unserer Reise heute schon in Angriff, am Tag 3 unserer Tour, doch der Vulkanberg und die Kirche stimmen uns großartig ein auf unser Georgienabenteuer“ begrüßt uns Thomas Schumann am Morgen nach dem Frühstück. Ziemlich altertümliche Allradminibusse bringen uns hinauf. Dann zu Fuß bis zur Kirche. Was für ein Moment. „Übrigens nicht nur Prometheus war an den Kasbek geschmiedet auch Amiran. Und im Gegensatz zum Griechischen Halbgott soll Amiran noch immer am Berg gefesselt sein“ erklärt uns Mika, der Georgier, und der muss es ja wissen. Auch am nächsten Tag warten spektakuläre Abenteuer auf uns. Die Sno Schlucht – bis Juta noch per Auto – dann zu Fuß. Wieder eine der steilen Wanderwege in die unberührte Bergwelt hinein. Wer es bis hoch schafft wird mit einem fantastischen Panoramablick auf das Bergmassiv der Chauki Gipfel belohnt. Zur Belohnung gibt’s am Gebirgsfluss Georgische Mittagsleckereien. Chatschapuri und Chinkali, alles handgemacht und total lecker. Die Wanderung am Nachmittag war noch eine Spur abenteuerlicher. Über dem Gveleti Tal kreisen Adler und Geier, ein Gebirgsfluss rauscht hinab. Da soll ein Wasserfall sein. Wir wandern und klettern, kraxeln und mühen uns einen schmalen Pfad hinauf. Bis zum Blick auf den Bergwasserfall. Einfach grandios. Übrigens zeigt sich der Kasbek mittlerweile in seiner vollen Pracht. Schneebedeckt, einem Zuckerhut gleich.
Nun wollen wir ins Weinland. Denn Georgien ist die Wiege des Weinbaus. Funde von Tonkrügen belegen, dass in der Region bereits vor 8000 Jahren Weinberge bewirtschaftet wurden. Nach der traditionellen Qvevri-Methode reift der georgische Wein in riesigen Amphoren, die bis zum Hals in der Erde vergraben werden.
Doch vorher besuchen wir noch die alte ehemalige Hauptstadt des Landes. Der Legende nach wurde die Stadt vom Ethnarchen Mzchetos gegründet. Im IV. Jahrhundert v. Chr. erklärte König Parnawas Mzcheta zur Hauptstadt. Innerhalb von 800 Jahren bis zum Ende des 5. Jahrhunderts war Mzcheta das politische Zentrum des Königreichs Kartli. Zu Beginn des VI. Jahrhunderts verlegte Datschi, der Sohn von Wachtang Gorgassali, die Hauptstadt von Mzcheta nach Tbilissi. Mzcheta hat seine politische Bedeutung verloren, obwohl es ein religiöses Zentrum geblieben ist. Der Legende nach predigte Nino, eine Missionärin aus Jerusalem, zu Beginn des IV. Jahrhunderts in Mzcheta das Christentum. 326 nahm Mirian III. eine neue Religion an und das Christentum wurde zur Staatsreligion.
Nach dieser Stippvisite und einem wie gewohnt leckeren Georgischen Mittagessen setzen wir die Reise gen Osten fort. Schon kommen die ersten Weinberge in den Blick. Das Weingut Schuchmann ist eins der bekanntesten Weingüter in Georgien. Gegründet wurde es vom deutschen Weinliebhaber Burkhard Schuchmann, der Georgien mit seiner speziellen Weinkultur auf einer Reise zu schätzen lernte. Hier sind wir für die nächsten beiden Tage zu Gast. Wir wohnen in kleinen Villen mit Wohnzimmer und eigenen Kamin. Obwohl wir diesen, es ist sommerlich warm, wirklich nicht benötigen. „Bei Schuchmanns werden Weine sowohl traditionell nach der Qveri Methode als auch nach europäischer Art gekeltert. In jedem Fall hochprofessionell und mit viel Herz und Verstand“ erklärt uns der Chef der Weine hier. Natürlich nehmen wir auch alles selbst in Augenschein. Und, na klar, kosten von den unterschiedlichen weißen, goldgelben und roten Tropfen.
Von hier aus ist es auch nicht weit nach Bodbe. Hier soll die Nationalheilige Nino begraben sein. Noch heute wird sie von den Georgiern verehrt. Ihr zu Ehren entstand hier schon vor mehr als 1000 Jahren eine Wallfahrtskirche und ein Frauenkloster. Sighnaghi gilt als romantischste Stadt Kachetiens, wenn nicht ganz Georgiens. Spaziergang und großartige Georgische Köstlichkeiten auf der kleinen Terrasse mit Ausblick. Am Ende des Tages noch ein Besuch bei Alexander Chavchavadze. Er gehörte zum georgischen Hochadel und somit standen ihm auch in St.Petersburg alle Türen offen. Einst war hier das Zentrum des kulturellen Lebens und der Aufklärung im 19. Jahrhundert. Unter anderem waren hier Alexandre Dumas, Marie Felicité Brosset, Alexander Puschkin, Michail Lermontow und Alexander Gribojedow bei der Familie zu Gast. Daher wird es auch "literarisches Herz der Schreiber und Poeten" genannt. Also spannende Geschichte(n).
Aus dem äußersten Osten gen Westen. Das Schwarze Meer und Batumi sind unser Ziel. Gegen Mittag besuchen wir jedoch zunächst einmal Josef Stalin. „Ein Museum für einen tausendfachen Mörder? Millionen sollen während Stalins Zeit das Leben gelassen haben, einfach aus politischen Gründen. Ein richtiger Palast.“ So kündigt unser Georgischer Reiseleiter den überraschenden Besuch an. In jedem Fall ein Ort großer und gleichzeitig grausamster Geschichte. Komisch, dass dies in Georgien so gezeigt wird.
Weiter bis in unser Hotel am reisenden Fluss in Kutaissi. Extra für uns geöffnet. Im „Palaty“ in der Altstadt speisten wir fürstlich. Auch wenn uns der Hinweg zunächst einmal Platzregen bescherte. Der Besuch im hübschen Palaty, das eher einem Wohnzimmer ähnelte war einfach klasse.
Das Kloster von Gelati zählt zu den bedeutendsten Werken georgischer Kunst und zum Weltkulturerbe der UNESCO. Besuch am Morgen – leider wird genau zu diesem Zeitpunkt die Natur mit Wasser beglückt. Es regnet, ziemlich heftig sogar. In Gelati liegen 24 Könige und Königinnen, Bischöfe und heilige Väter begraben, unter anderem König Davit Agmaschenebeli "Der Erbauer", Königin Rusudan und König Bagrat III., der das von Osmanen zerstörte Kloster wieder aufbaute. Die Portale der Kirchen sind reich verziert - im Inneren bewundern wir wunderschöne Fresken an Wänden und Kuppeln. Die ältesten Fresken sind fast 900 Jahre alt. Einige der ausdrucksstarken Bilder werden gerade restauriert. Eine gigantische Aufgabe.
Ein weiteres Kloster folgt heut am Vormittag, glücklicherweise kein Regen mehr. Hoch über der Schlucht liegt das Kloster Motsameta. Spektakulär thront es auf einer Klippe über dem Bergfluss Ckalcitela. Spaziergang zu dem Kirchlein und Besichtigung. Dann machen wir uns auf gen Schwarzes Meer. Wir durchqueren spektakuläre Schluchten, manchmal windet sich die Straße wie ein Bandwurm durch die dicht bewaldeten Berge. Zwischendurch gewaltige Betontürme – überall wird gebaut. Eine Autobahn von der Hauptstadt bis nach Batumi entsteht. China baut und finanziert – sichert sich damit starken Einfluss in Mittelasien. Stichwort Neue Seidenstraße. Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu all diesen gigantischen Baumaßnahmen. Den mächtigen Brückenbauwerken muss manches Stück Nationalpark weichen. Lebensraum der Tiere und Pflanzen wird signifikant verkleinert. Dazu kommt der wachsende oft nationalistische Einfluss Chinas. Dagegen stehen die berechtigten Interessen der Georgier Ihre Landesteile logistisch gut zu erschließen. Doch manchmal, so scheint es mir, fehlt es an der notwendigen Balance.
Wir erreichen jedenfalls am Nachmittag Batumi. Bis zur Coronapandemie boomte der Tourismus in Georgien. Auch die Küstenstadt Batumi profitierte, was vor allem am Glücksspielverbot in Russland und den meisten muslimischen Ländern der Region liegt. Casinos allerorten in der wachsenden Stadt. Futuristische Glaspaläste schießen wie Pilze aus dem Boden. „Las Vegas des Ostens“ nannte man Batumi schon. Doch jetzt im Juni 22 ist es eher ruhig. Liegt es an der nur langsam abklingenden Pandemie? Bleiben die Russen aus wegen Ihres kriminellen Angriffskrieges in der Ukraine? Haben gar Besucher einfach Angst, dass Georgien das nächste Ziel des russischen Diktators sein könnte? So eine richtige Antwort bekommen wir nicht.
Schnell beziehen wir unsere Zimmer mit Meerblick im luxuriösen „Legend“ Hotel. Nun hier und da hat hier zwar schon der Zahn der Zeit genagt, dennoch ein modernes großzügiges Haus direkt an Batumis Strandpromenade. Hier logieren wir 3 Nächte. Beeindruckend ist der Botanische Garten von Batumi. Nicht nur wegen der Bäume, Blumen und den seltenen Pflanzen – immer wieder überraschen uns Ausblicke auf die teils steile Küste und das Meer. Übrigens weshalb es „Schwarzes Meer“ heißt kann ich mir bis heute nicht erklären. Denn besonders von hier oben schimmert es in den schönsten Blau- und Türkistönen. Noch höher hinauf bringt uns die Seilbahn. Von hier offenbart sich ganz Batumi. Alte Jugendstilpaläste wechseln sich ab mit dem morbiden Charme halb verfallener Mietskasernen. Hypermoderne Glaspaläste kontrastieren mit alten Bausünden. Und dahinter immer wieder das Meer und aufragende Berge mit Schnee bedeckten Gipfeln. Kulinarisch erleben wir auch manche Überraschung. Ob nun fein und eher mediterran oder zünftig Georgisch. Die Tage vergehen schnell und wir brechen wieder auf.
So langsam schließt sich der Kreis – wir fahren zurück nach Tiflis. Georgiens Hauptstadt erwartet uns zum Reisefinale. Das Marriott Palace gilt als bestes Hotel der Stadt. Ein alter Adelspalast unweit des Parlaments bietet modernsten Hotelkomfort. Auch hier fühlen wir uns wohl – ein bisschen wie im Schlaraffenland. Mittlerweile ist Sonntag, der 19. Juli, unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Heute steht Tiflis auf dem Programm. Ausgiebige Besichtigung zu Fuß und mit dem Bus, per Seilbahn und geheimnisvollen Wegen. Eine einzigartige Stadt mit einer lebhaften Vergangenheit. Abendessen heute im Margalita. Wieder leckere georgische Köstlichkeiten, Wein und Gesang. Nun fehlt noch das Kloster Geraja in Georgiens Halbwüste gelegen. Das steht heute auf dem Programm. Hier wurde Georgische, sogar Europäische Geschichte geschrieben. Höhlen und Steinbauten bilden ein einzigartiges Ensemble. Dazu die surreale Landschaft hier. Ein Steinwurf entfernt die Grenze nach Aserbeidschan und Armenien. Das Finale Abendessen genießen wir im Restaurant unseres Palace Hotels. Nochmal so richtig Schlemme – jeder nach seinem Geschmack.
Dann beginnt, nach 2 Wochen Abenteuer, unsere Heimreise. Halb 3 Uhr am Morgen brint unser Bus uns zum Flughafen. Gepäck abgeben und dann geht´s auch schon los. Lufthansa bringt uns zurück nach München. Der Airbus ist noch nicht gestartet, da schlaf ich schon tief und fest. Ein Rütteln – wir landen. Es ist 7 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit. München liegt im Sonnenlicht. Vollelektrisch mit 2 Mercedes Großraum Wagen geht’s zurück nach Haus. Georgien: zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer, zwischen Weinland und Klöstern. Ich komme wieder – garantiert.