Böhmen: Geschichten von Puppen, einer Kathedrale und der Synagoge

Berühmt geworden ist die Stadt Pilsen für ihr leckeres Bier - so gehört ein Besuch bei Pilsner Urquell zu unserem Pflichtprogramm. Die böhmische Kapitale von Hopfen und Malz hat jedoch viel mehr zu bieten als Brauereien und Gaststätten. Dabei kann man den Ort schon allein darum beneiden. Einkehr in den schönsten Wirtschaften Pilsens, auch Pflichtprogramm. Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist die St.-Bartholomäus-Kathedrale. Der gotische Prachtbau verfügt über den höchsten Kirchturm in Böhmen. Europas zweitgrößte Synagoge steht ebenfalls in Pilsen, gleichzeitig eine der fünf größten der Welt. Und auch der riesige Platz der Republik gehört mit seiner Fläche zu den größten Stadtplätzen des Landes. Etwa 4 Fussballfeldern böte er Platz. Und zum Finale feiern wir ein einzigartiges Schlossfest in Kozel.


Hurra – bald ist März. Da kommt der Frühling, obwohl so richtig Winter war ja keiner (Klimawandel, längst bei uns angekommen), und was im März noch wichtiger ist – die Schumann Reisen Fahrt ins Blaue. Immer am ersten Märzwochenende gehen wir, die große Schumann Reisen Familie, auf Tour. Seit Wochen freue ich mich, immer wieder eine große Überraschung. Nun geht’s endlich los. Und zwar gen Süden, so viel steht schon mal fest. Denn wir treffen uns alle (immerhin rund 170 Reisefreunde) an der Raststätte Rudolphstein, da wo das Restaurant als Brücke über der Autobahn schwebt. Ab da sind wir gemeinsam mit 4 Reisebussen unterwegs. Viele kenne ich von früheren gemeinsamen Touren. Auch mit den Buspiloten war ich bereits unterwegs. Dann sehe ich Thomas Schumann ganz aufgeregt um die Busse schwirren – er hat vor und zu Beginn jeder Reise immer Lampenfieber, noch nach 33 Jahren. Das hat er mir mal erzählt. Nun ja er lebt wirklich Schumann Reisen – ein echter Gästeverwöhnmeister. Doch manchmal übertreibt er auch ein bisschen, sagen zumindest seine Frauen (Kerstin und Tochter Peggy Schumann). Und dann geht´s auch schon los. Kurz nach der Abfahrt wird auch das Geheimnis der Fahrt ins Blaue gelüftet. „Aus Böhmen kommt die Musik– und Böhmen ist das Ziel unserer Fahrt ins Blaue 2023. Wir kosten Böhmische Knödel und Pilsner Bier, spazieren durch Pilsens Altstadt und statten den Marionetten einen Besuch ab. Finale dann auf dem Jagdschloss Kozel“ erzählt unsere Reiseleiterin im Bus.
Pilsen oder Plzen ist schnell erreicht. Schon gegen 12 Uhr erreichen wir die Stadt. Im „U Salzmannu“ sind wir alle wieder beisammen. Bei Salzmann (so heißt das Restaurant auf Deutsch) stimmen wir uns auf die Tage in Böhmen ein. Böhmische Knödel (das scheint Thomas Schumanns Leibspeise zu sein, denn die gab es des Öfteren) mit Biergulasch, vorweg schon Wurst, Schinken, böhmischer Käse und Hörnchen dazu. Der Nachtisch? Oberlecker. Dazu spielen zwei Künstler Böhmische Volksweisen in ihrer traditionellen Tracht. Das allerbeste war jedoch das frisch gezapfte Pilsner Urquell. Auf 7°C gekühlt schmeckt es am besten. So sagen die Böhmischen Fachleute. Und wie lecker das ist, der Schaum schon die reinste Sahne. Ich habe gleich 3 getrunken.
Dann folgt die Stadtentdeckung Teil1. Wir beginnen im Marionetten Haus. Ach wie hübsch sind die Puppen anzusehen. Alles kleine Kunstwerke. Übrigens kommen Spejbl und Hurvínek aus Pilsen. Sie sind die beiden berühmtesten Marionetten des tschechischen Puppenspielers Josef Skupa. Kern der meisten, insbesondere der kurzen Stücke sind die Dialoge zwischen dem Vater Spejbl, der oft von sich und seinen Kenntnissen sehr überzeugt ist, und Sohn Hurvínek, der die Selbstüberzeugung des Vaters mit entsprechenden Fragen ins Wanken bringt. Die Stücke sind eine Mischung aus groteskem Humor und Alltagssatire.
Eine Kostprobe der Marionettenspielkunst bekommen wir auch. Oben im kleinen, intimen Theater unterm Dach. Liebevoll, witzig und geistreich – ich jedenfalls bin begeistert. Dann folgen verschiedenste Pilsner Höhepunkte. Manche scheuen sich die große Synagoge an – immerhin die zweitgrößte Europas. Andere dürfen ins Innere des Rathauses. Da ging es vor allem treppauf und treppab. Erklären können uns die Damen nicht all zu viel. Aber spannend ist es allemal. Ein Teil der Gäste schaut in die große St.-Bartholomäus-Kathedrale. Sie ist eine gotische Kirche. Mit seinen 103 Metern ist der Kirchtürme einer der höchsten der Welt.

Übrigens wohnen wir während der 3 Tage im wohl schönsten Hotel der Stadt. Das Marriott ist unser Domizil. Ein sehr komfortables Haus unmittelbar an der Altstadt gelegen. So bleibt uns auch noch Zeit für eigene Spaziergänge. Heute Abend speisen wir auch hier, böhmische Spezialitäten vom Buffet. Sehr lecker!
Ich bin schon früh wach. Obwohl wir uns erst gegen 10 Uhr zum Spaziergang treffen. Vorher unternehme ich noch meinen ganz individuellen Pilsen Entdeckerspaziergang. Nur ein paar Schritte und ich bin auf dem riesigen Náměstí Republiky, dem Platz der Republik. Hier kann ich live beobachten wie die Stadt erwacht.

Im Fahrt ins Blaue Programm stehen heute drei Höhepunkte – zwei davon haben definitiv mit meinem Lieblingsbier, dem Pilsner Urquell zu tun. Zunächst laufen wir zur Brauerei – hier wird das leckere Bier seit mehr als 150 Jahren nach dem alten Rezept gebraut. Ein Bayerischer Braumeister wars, der diese Arte des Bierbrauens erfand. Seit dem heißen Biere weltweit, die mit ähnlicher Rezeptur gebraut werden „Pilsner“, eben wie die Stadt Pilsen. Die Pilsner Urquell Brauerei, der Geburtsort des weltberühmten Lagerbiers Pilsner Urquell, ist die größte Brauerei der Tschechischen Republik. Die Pilsner Urquell Brauerei exportiert Bier in mehr als 50 Länder in der ganzen Welt. Wir schauen uns hier alles an. Von der hochmodernen Abfüllanlage (Maschinen Made in Germany) bis zu den kupfernen Braukesseln, vom historischen Brauhaus bis hinunter in die alten Keller. Hier dürfen wir sogar das reine Urquell kosten, bevor es gefiltert und haltbar gemacht wird. Doppelt so lecker.

Nach alle der Bierfreude geht’s zunächst zum Mittagessen. Wir lassen es uns im historisch, böhmischen Švejk Restaurant U Pětatřicátníků gut gehen. Wie gewohnt lecker und , na klar, mit echt böhmischen Knödeln. Am Restaurant holt uns Hana Benesova ab, eine Stadtführerin aus Pilsen. Schumann Reisen hat 8 Expertinnen und Experten für den Stadtspaziergang engagiert. So können wir in kleinen Gruppen die Höhepunkte Pilsens entdecken. Wir hören von der Geschichte: „Die Stadt Neu-Pilsen (heute Pilsen) wurde im Jahre 1295 auf Befehl des böhmischen Königs Wenzel II. am Zusammenlauf der Flüsse Radbuza, Mze, Uhlava und Uslava gegründet. Von Anfang an war die Stadt an der Kreuzung der Landwege nach Nürnberg und Regensburg ein wichtiges Handelszentrum. Im 14. Jh. war Pilsen mit seinen 20 ha, 290 Häusern und 3000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Böhmens, nach Prag und Kuttenberg.“ Manch spannende Geschichte gibt es zu hören. Aus vergangenen Jahrhunderten und der heutigen Zeit. So langsam werde ich pflastermüde. Eine Pause tut jetzt gut. Beine hoch in meinem Zimmer.

Um kurz vor 18 Uhr spazieren wir wieder los. Oder werden mit dem Minibus gefahren, den hat Schumann Reisen extra mitgebracht für Gäste, die nicht so gut zu Fuß sind wie ich.

Unserer Fahrt ins Blaue Abend findet in der Urquell Brauerei statt. Im großen Festsaal im Keller. Schon bevor ich die Treppe hinunter steige kann ich die Blasmusik hören. „Aus Böhmen kommt die Musik, sie ist der Schlüssel zum Glück…“ – die Böhmischen Blasmusikanten um Jaromir Thrular sind längst zu Freunden geworden. Seit Jahren spielen Sie regelmäßig für uns Gäste auf. Zu den schon legendären Frühschoppen während der Geburtstagsreisen, die es auch schon seit 13 Jahren gibt, und manchmal eben auch zur Fahrt ins Blaue. Das erste Mal konnte ich die Musiker im berühmten Obecni Dom in Prag erleben, das war auch eine Fahrt ins Blaue – doch das ist eine andere Geschichte. An die erinnert auch Thomas Schumann während seiner kurzen und launigen Begrüßung. Es wird auch wieder reichlich aufgetafelt. Böhmische Spezialitäten und wieder dabei – KNÖDEL, natürlich. Ganz nebenbei können wir uns durch die verschiedenen Biermarken der Brauerei kosten. Mir schmeckt das Urquell definitiv am besten. Gekonnt gezapft, die richtige Temperatur und garantiert frisch. Ein wunderbarer Abend, voller Musik und Stimmung. Endlich auch wieder Tanz und ausgelassene Fröhlichkeit – das muss sein in diesen unruhigen und für viele Menschen schwierigen Zeiten. Glücklich sinke ich gegen Mitternacht in mein Bettchen…
„Das klassizistische Jagdschloss Kozel wurde am Ende des 18. Jahrhunderts für Jan Vojtěch Černín aus Chudenice unter der Leitung des Baumeisters Václav Haberditz als ein vierflügliges, einstöckiges Gebäude rund um den rechteckigen Innenhof gebaut. Nach den Entwürfen von Ignác Palliardi erweiterte man das Schlossareal um vier Gebäude: eine Kapelle, eine Reithalle, ein Pferdestall und ein Gebäude für die Dienerschaft.“ Erklärt unsere Reiseleiterin. „Das erhaltenen ursprüngliche Mobiliar ist ein einmaliges Beispiel der Kunst und des Handwerks aus der Zeit des Rokokos und Klassizismus. Das Schloss ist von einem ausgedehnten Landschaftspark umgeben. Und hier feiern wir unser Finale“.

Auf der Schlossterrasse begrüßen uns Jagdhörner. Ein Falkner zeigt uns seine stolzen Vögel. In der kleinen Schlosskapelle brillieren Musiker und spielen uns ein Konzert. Harfe, Orgel und Gesang – wunderbar! Die alte Reithalle fungiert als Festsaal für uns. Kleine Theateraufführungen bringen mich zum Staunen. Ach ja, fast vergesse ich das reichhaltige Mittagsbuffet zu erwähnen. Alles rund um Wildspezialitäten – wir sind ja schließlich auf einem Jagdschloss. Und was für leckere Sachen es da wieder gibt. Dazu ein Gläschen Wein aus Böhmen – ein wunderbares Finale. Dann, es ist jetzt so gegen drei am Nachmittag, wird zum Aufbruch geblasen. Die Fahrt ins Blaue geht zu Ende. Es war überraschend, informativ, lustig, gesellig und wie immer auch sehr köstlich! Längst sind neue Reisepläne geschmiedet. Vom 29 April bis 2. Mai feiern wir 33 Jahre Schumann Reisen in und um Heidelberg, im Juni gehen wir an Bord der World Voyager zur Kreuzfahrt unter Freunden und bei der Adventsfahrt ins Blaue bin ich sowieso dabei – Sie auch?